Rezension: Niceville von Carsten Stroud


„Niceville“ von Carsten Stroud ist einer meiner Buchmesse-Schätze. Ich hatte mich spontan in das Buch verliebt und mich total drauf gefreut es vorstellen zu dürfen. Jetzt habe ich es gelesen und bin ein bisschen hin und her gerissen.

„Niceville“ von Carsten Stroud
Dumont Verlag
506 Seiten
9,99 € (Softcover)
1. Teil der Niceville-Trilogie

 Niceville ist eine beschauliche kleine Stadt im Süden der USA. Die Stadt wirkt idyllisch und friedlich, doch unter dieser Fassade verbergen sich düstere Geheimnisse. Als eines Tages der Junge Rainey Teague auf dem Schulweg spurlos verschwindet kommen seltsame Begebenheiten ins Rollen. Einige Geschehnisse sind ganz natürlich, einige sehr verwirrend und mystisch. Insgesamt scheint Niceville nur das schlechteste aus seinen Bewohnern herauszukitzeln. Was birgt diese kleine Stadt, dass sich das Böse dort so wohlfühlt?

Ich war lange von keinem Buch mehr so hin und her gerissen wie von „Niceville“. Der Einstieg in die Geschichte ist wunderbar, man ist direkt mittendrin und der Übergang von einem normalen Vermisstenfall zu den übernatürlichen Ereignissen hat mir richtig gut gefallen. Der Schreibstil ist eher kurz und markant, besitzt einen gewissen schwarzen Humor (sehr gelacht habe ich über einen Laden, der „Porn’r’us“ heißt) und macht einfach Spaß. Trotz der eher sachlichen Sprache kommen Beschreibungen und Atmosphäre nämlich nicht zu kurz.
Die Zutaten stimmen und hätten „Niceville“ zu einem richtigen Lesegenuss machen können. Was mich gestört hat? Nach dem angenehmen Anfang bei dem die Handlung Stück für Stück aufgebaut wird und auch alle Charaktere passend zur Situation vorgestellt werden kommt der Mittelteil des Buches. Plötzlich überschlägt sich die Handlung und es kommen gefühlt 10.000 neue Charaktere in die Geschichte. Ich konnte zeitweise einfach nicht mehr folgen. Handlungsverlauf und Personen waren zu verwirrend. Wer ist der korrupte Polizist gleich nochmal? War das der, der auch beim Bankraub dabei war? Immer wenn ich dann wieder in der Handlung war und meinte zu verstehen, wie die Personen zusammenhängen kamen neue Charaktere oder Handlungsstränge dazu.
Richtig anstrengend wurde es, als die Verbindung zur Vergangenheit des Ortes geschlagen wurde. Normalerweise finde ich es toll, wenn in Büchern düstere Legenden oder vergangene Konflikte ausgegraben werden. Es hat mich daher auch hier gefreut und richtig neugierig gemacht, als die Geschichte des Ortes enthüllt wurde. Das dabei abgefeuerte „Namensfeuerwerk“ habe ich dann einfach überlesen müssen. Ob ich dann alle darauf aufbauenden Schlussfolgerungen richtig verstanden habe würde ich nicht beschwören.
Als ich durch all das gerade ziemlich deprimiert war kam das Ende des Buches. Und was soll ich sagen? Ich wurde richtig überrascht! Einige lose Enden wurden aufgegriffen, manche merkwürdige Handlungsverläufe ergeben dann tatsächlich doch einen Sinn und das Buch macht Lust auf den nächsten Teil. Das Ende hat mich dann wieder versöhnt mit dem anstrengenden Mittelteil.
Insgesamt 3 von 5 Leseratten als Fazit aus „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“.

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