Rezension: Die Listensammlerin von Lena Gorelik


„Die Listensammlerin“ von Lena Gorelik habe ich mir in der Bibliothek vorbestellt und jetzt Dank des „Rückgabe-Drucks“ und der tollen Geschichte schnell verschlungen.

„Die Listensammlerin“ von Lena Gorelik
Rowohlt Berlin Verlag
352 Seiten
19,95 € (Hardcover)

Sofia macht sich schon immer ihre Gedanken zur Welt, zu ihrer Familie und dem Leben… und notiert die Ergebnisse in ihren Listen. Sie führt Listen über Bücher, die noch geschrieben werden müssen, Listen über die Redewendungen ihrer Großmutter oder die filmreifen Szenen in ihrem Leben. Sofia glaubte immer, die Einzige mit dieser Leidenschaft zu sein, bis sie eines Tages unter den Sachen ihrer Großmutter auf die Listen ihres Onkels Grischa stößt und sich diesem unbekannten Verwandten sehr verbunden fühlt.
„Die Listensammlerin“ ist ein berührendes Buch. Es werden die Geschichten von Sofia und dem ihr unbekannten Onkel Grischa, in der ehemaligen Sowjetunion, parallel erzählt. Grischa war genau so ein Querkopf wie Sofia und hatte doch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Ich kann im Nachheinein gar nicht sagen, welcher der beiden Handlungsstränge, Sofias in der Gegenwart oder Grischas mit seinem Kampf im kommunistischen Russland, mich mehr bewegt hat. Vermutlich war die Kombination der beiden ungewöhnlichen Geschichten genau das, was den Reiz des Buches für mich ausgemacht hat.
Die an einigen Stellen eingeschobenen Listen haben gut zur Handlung gepasst und die Eigenarten der Protagonisten toll unterstrichen. Ehrlich gesagt habe ich kaum genug davon bekommen können und hätte gern mehr von diesen wirrren Gedankensammlungen gelesen. Sie wirkten immer authentisch und fast hat man das Gefühl, in den Aufzeichnungen eines Freundes zu blättern.
Wie Sofia von ihrer Leidenschaft Listen anzulegen und zu pflegen erzählt kann ich mir richtiggehend vorstellen, wie sie mit Notizbuch und Stift wild vor sich hinschreibt. Manchmal habe ich auch angefangen selbst in Listen zu denken…
Gründe, „Die Listensammlerin“ zu mögen
  • tolle Charaktere
  • viele, witzige Listen ;-) das lockert die Handlung auf und zeigt die Eigenarten der Protagonisten wirklich toll
  • viel Gefühl (Humor aber auch Tragik haben sich in diesem Buch vereint)
  • ein ungewöhnlicher Erzählstil (Listen, Dialoge, genaue Beschreibungen, Zeitsprünge) ein wilder aber stimmiger Mischmasch
  • ein Buch voller kleiner und großer Weisheiten
  • Liebe und Mut
„Die Listensammlerin“ erzählt davon wie anstrengend aber auch schön Familie sein kann und dass man seine Eigenarten als Stärke akzeptieren sollte. Es berichtet von kleinen und großen Schicksalsschlägen und wie wichtig der Mut ist, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Das Buch hat mich sehr bewegt, aber auch eine Menge Gründe zum Lachen geboten und sich einfach „gut“ angefühlt. Wie der Apfelkuchen-Duft, den Sofia in der Wohnung ihrer Großmutter riechen konnte, auch wenn diese gar keinen Apfelkuchen gebacken hatte, hat das Buch eine Menge Wärme und Liebe verströmt.

Unterm Strich, schlicht und ergreifend 5 von 5 Leseratten.

4 Comments

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  1. 1
    Die Leserin

    Deine Rezension klingt ja super interessant. Ich glaube, ich sollte das Buch wohl auf meine Wunschliste setzen, wenn ich mal wieder nach etwas Abwechslung suche. Mich hat es ja eigentlich nur wegen dem Titel interessiert. Ich liebe Listen, mache selbst ständig welche – von daher war ich ja schon durch die Titelwahl neugierig, was da dahintersteckt. Und bei 5 Leseratten kann ja eigentlich nichts schief gehen ;-).
    Wünsche dir eine schöne neue Woche, liebe Grüße, Iris

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