Rezension: Im Sommer abends um halb elf von Marguerite Duras


Mein Februar-Challenge-Buch war wirklich eine Herausforderung. Da ich lange nur eher seichte Gegenwartsliteratur gelesen hatte, stolperte ich doch etwas in die Geschichte von Maria:

„Im Sommer abends um halb elf“ von Marguerite Duras
Suhrkamp Verlag
218 Seiten
16,80 € (Gebundene Ausgabe)
(Meine gab es kostenfrei für vier Wochen aus der Bibliothek)

Maria ist mit ihrem Mann, ihrer kleinen Tochter und einer nicht näher definierten Freundin auf Urlaub in Spanien. Aufgrund eines schweren Sommergewitters bleiben sie in einem kleinen Dorf, in dem sich gerade eine Tragödie abgespielt hat: Ein Mann hat seine gerade 19 Jahre alte Frau und ihren Liebhaber erschossen und wird immer noch gesucht.

Die kleine Reisegruppe verbringt die Nacht in einem überfüllten Hotel auf dem Gang, während sich Maria, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, abwechselnd Gedanken über die sexuelle Spannung zwischen ihrem Mann und der mitgereisten Claire sowie der Tragödie und dem entflohenen Täter macht. Als sie sieht, wie sich ihr Mann und Claire auf einem Balkon leidenschaftlich küssen, entdeckt sie gleichzeitig den Mörder – er sitzt in eine Decke gehüllt auf dem Dach.

Die Sprache der Geschichte ist sehr abgehackt und sprunghaft, sie scheint direkt Marias Gedanken zu entspringen. Die zum Teil sehr verwirrenden Schilderungen werden noch dadurch erschwert, dass Maria offensichtlich ein Alkoholproblem hat und die Geschichte zum Teil wie durch einen Neben erzählt wird. Ihre Gefühle gegenüber dem nahenden Betrug ihres Mannes werden in keiner Weise aus einer sentimentalen oder romantischen Sicht beschrieben. Sie scheint fast gierig darauf zu warten, dass es endlich geschieht. Auch ihre Beziehung zu ihrem Mann wird auf eine rein körperliche Komponente reduziert.

Mir ist es wirklich schwer gefallen dieses Buch zu lesen. Ich hatte das Gefühl ohne Anleitung fast nicht verstehen zu können, was mir diese Geschichte eigentlich sagen wollte. Außer dass Menschen ihrer Lust und Liebe zu anderen Personen nicht widerstehen können. Sei es der Mörder, dem die Leute eine Unmenge an Verständnis entgegen bringen ebenso wie dem Liebhaber dessen Frau, der ihr nicht habe widerstehen können, weil sie sich ihm an den Hals geworfen haben. Oder Maria, die in keinerlei Kampf gegen die sich anbahnende Beziehung zwischen ihrem Mann Pierre und Claire zu gehen scheint, da es ja doch unausweichlich ist. Ebenso wie sie und keine der ihr nahe stehenden Personen gegen ihren Alkoholismus ankämpfen, oder Pierre und Claire gegen ihre gegenseitige Anziehung.

Mir fällt es schwer eine abschließende Bewertung dieses Buches zu geben, vor allem weil es mir auch so vorkommt, als ob ich kein Recht dazu hätte, weil ich es einfach nicht verstanden habe. Es kommt mir wie eines dieser Bücher vor, deren Zauber sich erst dank Sekundärliteratur und intensiver Besprechung entfalten.

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