Rezension: Die Verlobungen von J. Courtney Sullivan


„Die Verlobungen“ wurde zu einer Zeit bei vorablesen vorgestellt, als ich meinen ersten Durchhänger in den Hochzeitsplanungen hatte. Die ganzen Solls und Wäre-Schöns und überschwenglichen Gefühle verlangten nach einem Gegenpol – einem Buch, von dem ich zunächst dachte, dass es ein Manifest gegen die eine wahre Liebe sein könnte.

 

„Die Verlobungen“ von J. Courtney Sullivan
Deuticke Verlag
592 Seiten
21,90 € (Gebundene Ausgabe)

Die Leseprobe von vorablesen findet ihr hier.

„Die Verlobungen“ verbindet zu verschiedenen Zeiträumen die Geschichte von fünf Menschen: 1947 – Frances denkt sich mitten in der Nacht den Slogan aus, der später weltberühmt werden sollte „Diamonds are forever“. 1972 – Evelyn bereitet sich auf den Besuch ihres Sohnes vor, der seine Frau wegen einer anderen verlassen hat. Noch hofft sie auf eine Wendung der Ereignisse. 1987 –  James denkt kurz vor Weihnachten darüber nach, wie schwer das Leben und das Lieben ist, wenn nie ausreichend Geld da ist. 2003 – Delphine verwüstet aus Rache die Wohnung ihres Verlobten, der sie betrogen hat. 2012 – Kate bereitet sich auf die Hochzeit ihres schwulen Cousins Jeff vor und das obwohl sie gegen das Heiraten ist.
Natürlich sind alle Geschichten miteinander verbunden und es wird schnell klar wodurch. Doch das ist nicht das Entscheidende. Das Entscheidende und Wunderbare an „Die Verlobungen“ ist die Verknüpfungen von detailliert recherchierten Fakten, denn Frances, die Werbeagentur, für die sie arbeitet und ihr Kunde, der Diamantenhändler De Beers, sie hat es alle gegeben, mit den vielschichtigen Geschichten der anderen Figuren, denen J. Courtney Sullivan dank ihrer guten Recherche über die jeweiligen Jahrzehnte ebenfalls beeindruckend Leben einhaucht. Schon die Geschichte um Frances und die Etablierung des diamantenen Eherings in der amerikanischen Gesellschaft wäre genug spannender Lesestoff gewesen, doch die Autorin webt darum noch die verschiedenen Liebes- und Lebensgeschichten der durchweg sympathischen Charaktere beeindruckend um ihre Kernbotschaft: Ein Diamant ist für immer, er übersteht alle Widrigkeiten des Lebens. Aber die Liebe – sie ist noch fester, tiefer, älter; der Diamant kann sie würdig repräsentieren, aber nicht übertrumpfen.
„Es geht um Massenpsychologie, denn unser Ziel ist es, den diamantenen Verlobungsring zu einer psychologischen Notwendigkeit zu machen. Zielgruppe: etwa siebzig Millionen Menschen im Alter von fünfzehn aufwärts, deren Weltsicht wir in unserem Sinne beeinflussen wollen.“ (S. 14)
„Nicht jeder Mann gründet eine Stadt, gibt einem Stern einen Namen oder teilt ein Atom. Nur wenige bauen sich selbst ein Denkmal, vor dem spätere Generationen staunend stehen und ausrufen: „Das war unser Vorvater. Dort steht sein Name. Und dies alles war sein Lebenswerk.“ Doch in einem Diamanten kann sich jeder Mann auf ganz eigene Art verewigen.“ (S. 22)
„Evelyn trug den Ring schon so viele Jahre, und die Linie weicher, weißer Haut, die darunter lag, ließ es aussehen, als habe der Ring Alter, Trockenheit, Sonne und Falten wie ein Schild von ihr abgehalten.“ (S. 50)
Das Buch ist spannend, interessant, leicht, fesselnd, bewegend, lehrreich und nicht nur was für Frauen. Ich möchte eigentlich nur noch sagen: Lesen! Gefangen nehmen lassen! Eintauchen! Erleben! „Die Verlobungen“ ist mein erstes Highlight in 2014. Es ist schon wieder etwas her, dass ich es gelesen habe – am liebsten würde ich es gleich wiederholen. Deswegen – fünf von fünf Leseratten.

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