Rezension: Die Geschichte von Zeb von Margaret Atwood


Es ist hoffentlich angemessen klar geworden, dass ich mich „Oryx und Crake“ und „Das Jahr der Flut“ extrem begeistert haben. Meine Wartezeit zwischen dem Ende von „Das Jahr der Flut“ und meinem Start mit „Die Geschichte von Zeb“ betrug daher genau so lange, wie es dauerte die Schutzfolie abzufummeln und das Buch aufzuschlagen.

„Die Geschichte von Zeb“ von Margaret Atwood
Teil 3 der MaddAddam Trilogie
480 Seiten
22,99 € (Hardcover)

„Die Geschichte von Zeb“ führt die Handlung der beiden Vorgänger vereint fort und beginnt genau dort, wo „Oryx und Crake“ und „Das Jahr der Flut“ endeten. Dieses Buch lässt uns nun also den Überlebenskampf in der zerstörten Welt erleben. Wir treffen Schneemensch und Toby wieder, lernen die Craker und MaddAddamiten besser kennen und hören „Die Geschichte von Zeb“. Im Verlaufe des Buches bekommen die Craker eine immer komplexer ausgearbeitete Schöpfungsgeschichte erzählt und es zeigen sich erste Entwicklungen in ihrem Verhalten.

Die „Craker“, die von Crake geschaffene, völlig friedliche und optimierte Menschenrasse, bilden in diesem Band einen zentralen Aspekt der Geschichte. Sie treffen erstmals auf eine größere Gruppe normaler Menschen und die Konflikte der beiden „Spezies“ treten umso deutlicher hervor. Faszinierend ist die Darstellung der Entwicklung dieser „idealisierten“ Menschen, welche durch den Kontakt mit uns fehlerbehafteten und vergleichsweise schwachen Kreaturen ausgelöst wird. Die Craker wurden ursprünglich als möglichst perfekter Ersatz für „uns“ geschaffen: Gewalt und Kunst sollten ihnen fremd sein, Liebe sollten sie nicht kennen. Alles was möglicherweise Konflikte hervorruft, sollte den Crakern unbekannt bleiben. Von diesem „Ideal“ beginnen die Craker im Laufe der Geschichte ganz leicht abzuweichen, sie wirken zum Teil fast „menschlich“.
Nachdem die beiden Vorgänger eher von der Verzweiflung und dem Untergang der Gesellschaft dominiert wurden, zeigt „Die Geschichte von Zeb“ erste Hoffnung. Wie eine Pflanze, die nach langer Dürre erste kleine grüne Triebe zeigt, wird auch in dieser Geschichte erstmals Aufbau und Regeneration gezeigt. Natürlich ist das Leben nicht plötzlich leicht, auch in dieser Geschichte ist der Überlebenskampf von Mangel und Gewalt gezeichnet, aber man beginnt einen Blick auf „später“ zu werfen. Das es überhaupt ein „später“ geben könnte, ist dabei schon der gravierendste Unterschied zu den Vorgängern. Wo vorher nur das „jetzt“ war, ist nun auch Platz für Planung und Zukunft. Eine Zukunft, die so lang auf der Kippe stand.
Auch diesmal bietet der Aufbau der Geschichte wieder seine Besonderheiten. Was im ersten Band die Rückblenden in die Vergangenheit und im zweiten Band die Predigten von „Adam Eins“ waren, ist in „Die Geschichte von Zeb“ die Schöpfungsgeschichte für die Craker. Jeden Abend bekommen sie von Toby einen Teil der Geschichte von Zeb erzählt, so sollen ihnen Stück für Stück menschliche Phänomene wie Wut oder Liebe erklärt werden. Diese Einschübe wirken manchmal ein bisschen zusammenhangslos und naiv, bilden für die verängstigten Craker aber einen Anker und Trost. Sie zu lesen macht einfach Spaß.
Ich möchte es diesmal kurz machen: „Die Geschichte von Zeb“ bildet einen gelungenen Abschluss der Trilogie und hat mich völlig zufrieden zurück gelassen. Die Handlung ist geschlossen genug, um nicht verloren zu wirken und offen genug, um selbst „weiterdenken“ zu dürfen.
Diese Trilogie war ein echtes Highlight in meinem Lesejahr. Selten habe ich drei so gleich starke, konstant spannende und perfekt verwobene Bücher gelesen: 5 von 5 Leseratten auch hier.
Das Buch in einem Tweet: „Die Geschichte von Zeb“ ist der gelungene Abschluss einer grandiosen Trilogie. Erstmals Hoffnung und Zuversicht für eine kaputte Welt.

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