Angesehen: Milk


Vor ein paar Tagen sollte ich einen neuen Receiver bekommen, was bedeutete, dass alle meine zum Teil uralten Aufnahmen auf der Festplatte dahin gewesen wären – also galt es gucken, gucken, gucken. Ein Film hat mir dabei besonders gut gefallen:

„Milk“
Constantin Film
Produktionsjahr: 2008
Spiellänge 123 Minuten
FSK: 12
10,22 € (DVD) oder 12,99 € (Blu-ray)

„Milk“ ist die filmische Biografie des Stadtrates Harvey Milk, der in den 70ern der erste bekennende homosexuelle Politiker in einem öffentlichen Amt wurde. Der Film beginnt an Harveys 40. Geburtstag, an dem er in New York seine große Liebe trifft und mit ihr (oder besser gesagt ihm) nach San Francisco geht, weil er das Gefühl hat etwas verändern zu müssen. In San Francisco leben sie in dem Arbeiterviertel Castro, in dem er auch eine große Schwulengemeinde gibt und wo sie ihre Sexualität offen leben können.

Harvey beginnt zu begreifen, dass sich die Homosexuellen organisieren müssen, um zu zeigen, dass sie von Bedeutung sind und umso mehr Anerkennung zu gewinnen. Zunächst bezieht sich das auf die Ladeninhaber im Viertel, doch bald geht es um mehr – Harvey will Stadtrat werden, um wirklich etwas verändern zu können. Nach mehreren Wahlkämpfen geht die Beziehung zu seinem Partner in die Brüche, aber er gewinnt. Harvey lernt stückchenweise was Politik bedeutet und entwickelt eine ganze neue Strategie im Unabhängigkeitskampf für die Homosexuellen: Wenn alle Homosexuellen zu ihrer sexuellen Orientierung stehen würden, würden die Leute sehen, dass es nichts abnormales ist, sondern weit verbreitet und jeder jemanden kennt, der homosexuell ist. Dann würden sie ihr Schmuddelimage verlieren und endlich Anerkennung gewinnen.

Die Darbietung von Sean Penn und allen weiteren Schauspielern ist sehr beeindruckend. Im Abspann des Filmes gibt es einen kleinen Vergleich zwischen Schauspieler und Originalen, von denen viele Fotos und Videos existieren. Diese Vergleiche zeigen, wie nah die Schauspielern den echten Menschen gekommen sind, allen voran Sean Penn Harvey Milk. Er hat das herzensgute, lebensfrohe und dennoch leidenschaftliche Wesen von Harvey sehr gut eingefangen.

Der Film ist unterhaltsam, witzig, spannend und unheimlich interessant. Ich war schockiert, welche Vorstellungen vor noch nicht einmal 40 Jahren noch herrschten und welche Verfolgung Homosexuelle in den USA fürchten mussten (und sicher auch anderswo in der Welt). Die zum Teil verqueren Vorstellungen der restlichen Bevölkerungen sind aus heutiger Welt verstörend bis belustigend. Oder hattet ihr schon einmal das Gefühl, dass Homosexuelle versuchen, euch umzudrehen bzw. zu rekrutieren, um ihre eigene Art zu erhalten, weil sie selbst ja keine Kinder kriegen können?

Ich kann diesen Film nur jeden ans Herz legen: Die vier von fünf Kinoratten sollen keine Abwertung des Filmes sein – hier ist wie immer mein hartes Bewertungssystem schuld. Ich sehe das einfach nur im Vergleich zu anderen Meisterwerken, denen die fünf vorbehalten bleiben sollten.

 
Der Film in einem Zwitschern: „Witzig, herzergreifend, schockierend, wahrhaftig: Milk ist ein würdiger Film für einen außergewöhnlichen Menschen.“

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