Rezension: Spiel der Angst von Veit Etzold


„Spiel der Angst“ von Veit Etzold habe ich gewonnen und nach einiger Zeit des Zögerns nun doch gelesen, obwohl ich den Vorgänger „Spiel des Lebens“ nicht kannte. Ich glaube im Nachhinein, dass ich da nichts verpasst habe.

„Spiel der Angst“ von Veit Etzold
352 Seiten
14,99 € (Klappbroschur)

Emily wurde in London von einem irren Stalker bedroht und mit dem „Spiel des Lebens“ gequält. Um Abstand davon zu bekommen und in Ruhe studieren zu können zieht sie mit ihrem Freund nach New York. Nach einem ruhigen Jahr beginnt kurz vor ihrem Geburtstag der Terror erneut.
Schon ohne den Vorgänger zu kennen, vermute ich, dass „Spiel der Angst“ ein neuer Aufguss von „Spiel des Lebens“ ist. Selbst innerhalb des Romans wurde häufig erwähnt, dass das doch in London schon mal genau so war. Da ich das erste Buch nicht kenne, hat es mich nicht gestört, aber ich zweifele ernsthaft daran, dass ich mir so etwas zweimal antun würde. Nun gut.
Auch für sich allein betrachtet ist „Spiel der Angst“ nicht sonderlich spannend. Die „Schnitzeljagd“, die der Stalker mit Emily durch New York veranstaltet, ist recht undramatisch und eintönig. Ein Rätsel wird gestellt und nach einer kurzen Zeitspanne droht eine Strafe. So geht das ununterbrochen weiter, ohne rechte Abwechslung. Einzige Abwechslung sind die drohenden Strafen, die in meinen Augen so witzig unverhältnismäßig waren. Es reicht vom Mord eines geliebten Menschen über das verwüsten von Emilys Zimmer.
Unterhaltsam war lediglich die Lösung der Rätsel durch die Protagonisten. Emily braucht für wirklich jedes, noch so banale, Rätsel die Hilfe ihres Freundes oder ihrer Freundinnen. Die Dialoge dabei wirken so unnatürlich und gestelzt, dass ich schon das ein oder andere Mal zu Lachen hatte.
Leider bleiben alle Figuren auch wirklich blass und ich hatte keine Chance mich mit ihnen zu identifizieren. Vielleicht wäre dafür der Vorgänger doch wichtig? Ich weiß es nicht. So erfährt man über Emily nur, dass sie ihren Freund liebt und nicht so richtig gut in Mathe ist (die Quersumme von 11 wird schriftlich gerechnet, sicher ist sicher).
Die Kapitel, in denen der Stalker aus seiner Sicht das Geschehen schildert, haben dann nochmal eine ganz eigene Qualität. Er stellt das ganze so voll Pathos dar und macht ein ziemliches Aufheben um seinen „Plan“, worin der so genau bestehen soll ist mir aber immer noch nicht ganz klar.

Weder mit der Story noch mit den Protagonisten konnte ich mich richtig anfreunden, Spannung kam bei mir keine auf, aber ich hatte trotzdem Spaß beim Lesen… nämlich mit dem Sammeln von Stilblüten, Dopplungen und besonders intelligenten Dialogen. Mein Best-of:


„Und meist merkte man gar nicht, dass man starb.“ S. 10
Bei drei von vier Töden merke ich auch nicht, dass ich sterbe.

„Und er hat uns ja nichts getan. Er hat uns nur diese SMS geschrieben und einmal durch die Stadt gejagt.“ S. 89
Na, dann ist ja gut…


„Emily und Ryan saßen an der Bar Nahe des Campus. […] Gemeinsam mit Ryan saß Emily nun in der Bar…“ S. 109
Ein Satz liegt dazwischen, da kann man schon mal vergessen, wo genau die beiden sitzen.

„Ob er das wirklich kann? […] Ein ganzes Flugzeug sprengen? Hunderte von Menschenleben töten…“ S. 120
Kann man ein Menschenleben töten?

Ich habe mich, um fair zu bewerten wirklich gefragt, ob ich mit 14 Jahren Spaß an diesem Buch gehabt hätte. Aber in diesem Alter habe ich Stephen King und Thomas Harris verschlungen, „Spiel der Angst“ hätte mich da vermutlich einfach nicht hinter dem Ofen vorlocken können.
Ich  mach es kurz: für dieses Buch war ich der falsche Leser. 1 von 5 Leseratten.
Für junge Leserinnen, die einen ersten Thriller lesen möchten ist das ganze einfach besser geeignet und auch dabei glaube ich, dass es bessere Kandidaten dieses Genres gibt, die etwas mehr Spannung und intelligentere Charaktere bieten können.

Das Buch in einem Tweet: Für „Spiel der Angst“ war ich der falsche Leser. Jugendthriller mit einfacher Handlung und zu wenig Spannung.

1 comment

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  1. 1
    Montagsfrage #44 von Buchfresserchen

    […] Da sind abgehakte Erzählstimmen, die kalt und gefühllos bleiben und mich immer wieder aus dem Lesefluss reißen. Traumatisch ist mir dabei Peter Stamm mit “An einem Tag, wie diesem” im Gedächtnis geblieben. Das Buch war eine echte Qual für mich.Schwierig finde ich außerdem zu häufige, verwirrende Perspektivwechsel zwischen unüberschaubaren Protagonistenansammlungen. Ich hab’ kein gutes Namensgedächtnis und hasse es, wenn ich permanent nur darüber nachdenken muss, wem nun wieder was passiert ist.Anstrengend sind auch seltsam gesetzte, “spannungserzeugende” Cliffhanger zwischen verschiedenen Kapiteln. Spannung sollte ganz natürlich entstehen, nicht nur künstlich die Verbindung zwischen verschiedenen Abschnitten eines Buches bilden.Häufige Wiederholungen und doppelte, dreifache und drölfzigfache Erklärungen sind ein weiteres Ärgernis, das mir ein gutes Buch versauen kann. Es kann wichtige Fakten geben, die nochmal betont werden müssen, dazu gehören keine idyllischen Landschaftsbeschreibungen, Augenfarben und immer gleiche Gefühlszustände.Unsinnige und gekünstelte Dialoge sind das letzte große Ärgernis, das mich wild den Kopf schütteln und die Zähne knirschen lässt. Ein tolles Beispiel dafür ist “Spiel der Angst” von Veit Etzold. […]

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