Rezension: Der Junge muss an die frische Luft von Hape Kerkeling


Im Moment liegen einige angefangene Bücher auf meinem Nachttisch, die mich nur wenig fesseln, aber jetzt eigentlich alle mal mehr oder weniger zügig beendet werden „müssen“. Zu diesem ansehnlichen Stapel habe ich mir dann noch „Der Junge muss an die frische Luft“ von Hape Kerkeling gekauft. Lange konnte ich es nicht liegen lassen und musste dieses Buch dann einfach noch dazwischenschieben.

hape_kerkeling„Der Junge muss an die frische Luft“ von Hape Kerkeling
Piper Verlag
320 Seiten
19,99 € (Hardcover)

Hape Kerkeling erzählt die Geschichte seines Lebens. Dabei geht es aber weniger um die schillernden Jahre als Showmaster und großer Comedian, sondern um seine Kindheit. Also um die Zeit, die ihn zu dem machte, der er ist. Ohne das Klischee vom traurigen Clown rauszukramen, kann man sagen: auch bei einem geborenen Spaßmacher ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. So erfährt man im Buch über die tollen Menschen, die Hape Kerkeling prägten und leiteten genauso viel, wie über sein tragischstes Kindheitserlebnis, den Tod der eigenen Mutter.
Ich wollte „Der Junge muss an die frische Luft“ gern lesen, weil ich Hape Kerkelings Art zu erzählen sehr mag. Ich muss aber auch zugeben, dass ich unbedingt herausfinden wollte, was dahinter steckt. Ich habe Hape Kerkeling in zwei Interviews über das Buch sprechen hören. Er deutete seine tragische Kindheitsgeschichte an, wollte darüber aber nicht näher sprechen. Man solle lieber das Buch lesen. Dahinter habe ich eine einfache Marketingstrategie vermutet… und Autor und Verlag damit ziemlich Unrecht getan. Jetzt, nachdem ich das Buch gelesen habe, weiß ich, dass es einfach keine Geschichte ist, die man mal eben so zwischen Tür und Angel bei einem kurzen Interview erzählen möchte oder könnte.
Vielleicht lag es an meinen Vorbehalten oder am wirklich unerwartet direkten Ton, aber mir blieb beim Lesen nahezu die Luft weg. Hape Kerkeling erzählt die Geschichte seines Lebens in einer sehr liebevollen und spaßigen Weise, trifft aber auch in den tragischen Abschnitten genau den richtigen Ton. Nämlich einen Ton, der sehr betroffen macht und ans Herz geht. Er stellt sich dabei nämlich keineswegs als mutigen Helden und geborenen Kämpfer dar, sondern als das verletzliche und störrische Kind, das er war. In einer Zeit in der Religion und Spiritualität für viele wohl ziemlich „uncool“ geworden ist, lässt uns Hape Kerkeling außerdem an für ihn bewegenden und richtungsweisenden Momenten seines Lebens teilhaben. Er berichtet ganz nah und authentisch von Erlebnissen, Orten und Menschen die ihn prägten.
Wer locker leichte Anekdoten eines Showmasters erwartet, ist mit diesem Buch nicht gut bedient. Wer hingegen gern mehr über den Mensch Hape Kerkeling erfahren möchte, oder wer eine Geschichte lesen möchte, die trotz aller Härte doch Mut macht, liegt hier genau richtig.
Bei allem Lob habe ich nur einen größeren Kritikpunkt: ich hätte gern mehr über Hape Kerkelings weiteren Weg erfahren. Die kurzen Einschübe aus der jüngeren Vergangenheit haben mich sehr angesprochen. So hätte ich gern gelesen, wie aus dem kleinen dicken Jungen diese interessante Persönlichkeit wurde. Insgesamt vergebe ich 4 von 5 Leseratten.

4Ratten

Das Buch in einem Tweet: Doch nicht nur Marketing „Der Junge muss an die Frische Luft“ sollte man lesen. Das ist keine Geschichte die man in Interviews erzählen muss.

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