Rezension: Tanz auf Glas von Ka Hancock


“Tanz auf Glas” hatte ich wegen seines Covers schon oft im Buchladen angeschmachtet. Als ich kurz vorm Urlaub noch schnell ein paar ebooks kaufen wollte, landete es als erstes im Einkaufskorb. Im Urlaub habe ich dieses Buch dann verschlungen. Obwohl ich 12.000 km weit geflogen war, freute ich mich unbändig einfach nur in einem Café sitzen und lesen zu können.

Tanz auf Glas

“Tanz auf Glas” von Ka Hancock, Droemer-Knaur Verlag
528 Seiten (gebundene Ausgabe)
17,99 € (ebook) bzw. 9,99 € (Taschenbuch)

Lucy und Mickey sind ein außergewöhnliches Paar: Sie tanzen zusammen über Glas, denn Mickey ist manisch-depressiv und damit ist ihr Leben von seinen Schwankungen von einem ins andere Extrem beherrscht. Aber ein Unheil allein scheint nicht genug zu sein – Lucy hat aufgrund ihrer Familiengeschichte ein erhöhtes Krebsrisiko und hat den Krebs auch schon einmal besiegen müssen. So scheinen sie einerseits gesegnet mit dem Glück sich gefunden zu haben und andererseits damit auch gestraft zu sein.

Wie kann das schön sein? Wie kann das gut ausgehen? Irgendwie ist man von der ersten Seite an sicher, die Antworten werden lauten: “Weil es eine ganz besondere Liebesgeschichte ist” und “Gar nicht”. Und so nimmt das Leben und das Unheil seinen Lauf.

Das Buch wird vor allem aus Lucys Perspektive erzählt, die in zwei Erzählsträngen die Gegenwart und die Vergangenheit ihrer gemeinsamen Geschichte wiedergibt. Dazwischen gibt es immer wieder Einträge aus MickeysTagebuch, das er überwiegend aufgrund seiner Therapie führt. Die Spannung des Buches macht vor allem die Unsicherheit gepaart mit der ständigen Gewissheit, dass es nicht gut enden kann. So kämpfen Hoffnung und Pessimismus – ganz wie im richtigen Leben – ständig um die Vorherrschaft beim Lesen.

Dennoch ist man die ganze Zeit bezaubert von der besonderen Liebe zwischen den beiden Protagonisten, die direkt aus dem Buch zu strahlen scheint. Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn ein Autor bzw. eine Autorin es schafft, so starke Gefühle zwischen den Zeilen einfach aufsteigen zu lassen, ohne große Reden und Symbole.

Eine weitere Stärke des Buches ist die wissenschaftliche Tiefe und Genauigkeit mit der insbesondere Mickeys psychische Erkrankung behandelt wird. Von der fundierten Erklärung des Krankheitsbildes zu den genauen Beschreibungen der jeweiligen Zustände und Ausbrüche bis hin zu den Medikamenten ist alles so präzise, dass man ganz vergisst, dass es eine fiktive Geschichte ist. Dadurch taucht man umso tiefer in die Erzählung von Lucy ein und wünscht ihr bei all der Last, die sie zu tragen bereit ist, dass ihr etwas Gutes geschieht.

“Tanz auf Glas” ist ein wunderschönes Buch fürs Herz, das insbesondere aufgrund der Krankheit von Mickey gleichzeitig ungemein interessant ist. Aber es ist auch ein Buch zum Weinen, auch wenn es ein gutes Weinen ist. Für die Öffentlichkeit ist es nur bedingt zu empfehlen – ich habe die letzten hundert Seiten in einem Café gelesen und mir fast einen Krampf beim Wegblinzeln der Tränen geholt. Das Ende ist außergewöhnlich und herausragend geschrieben – die schönste ***-Szene, die ich je gelesen habe (wenn ich die Sternchen füllen würde, würde ich zu viel vom Ende verraten) und trotz aller Tragik hat es ein hoffnungsvolles Ende, ohne dass es pathetisch oder verkrampft wirkt.

Es ist ein Buch ohne Fehler mit einer besonderen Geschichte also: fünf von fünf Leseratten! Es zählt auf jeden Fall zu einer meiner liebsten Liebesgeschichten!

Das Buch in einem Zwitschern:
“Tanz auf Glas” ist eine wunderschöne, traurige Liebesgeschichte mit außergewöhnlicher Strahlkraft. Unbedingt Taschentücher bereit halten!

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