Rezension: Die amerikanische Nacht von Marisha Pessl


Ganz selten passiert es, dass ich mich in ein Buch unsterblich verliebe und dann beim Lesen alle, aber auch wirklich alle, Erwartungen erfüllt werden. Genau so erging es mir bei „Die amerikanische Nacht“ von Marisha Pessl. Das Buch hat mich zuerst mit seinem Cover und Titel angelockt, später mit seiner wunderschönen Aufmachung verführt und am Ende mit der phantastischen Geschichte begeistert.

amerikanische_nacht„Die amerikanische Nacht“ von Marisha Pessl
Fischer Verlag
800 Seiten
22,99 € (Hardcover)

Ashley Cordova, die Tochter des berühmten Regiseurs Stanislas Cordova, wird tot im Aufzugschacht eines verlassenen Hauses aufgefunden. War es Mord oder Selbstmord? Der Journalist Scott McGrath, welcher sich schon früher mit Cordova beschäftigte und daran scheiterte, ist von diesem mysteriösen Todesfall magisch angezogen und beginnt eigene Ermittlungen. Wo ist Stanislas Cordova abgetaucht? Warum stürzte Ashley in den Tod? Gemeinsam mit Hopper, einem ehemaligen Freund von Ashley, und Nora, einer leicht verrückten Empfangsdame, macht sich Scott auf die Suche nach Ashley und taucht dabei in die Abgründe von Cordovas Leben und Werk ab.
Lange hab ich kein Buch mehr so verschlungen, wie „Die amerikanische Nacht“. Bei dieser Geschichte stimmt einfach alles:

  • Spannung ab der ersten Seite! Die Autorin schafft es von Beginn an eine wunderbare Atmosphäre zu schaffen. Alles wirkt spannend und mysteriös und diese Stimmung steigert sich im Verlauf der Handlung nur noch immer weiter. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und wollte immer mehr von den Ermittlungen erfahren, mehr über Cordova und seine Welt wissen. Obwohl während des Verlaufs der Handlung verschiedenste Themengebiete angerissen werden und es zum Teil sogar mystisch wird, passt alles zueinander und entwickelt einen wahren Rausch.
  • Ein Schreibstil zum Niederknien! Die Geschichte wirkt fast filmisch erzählt und sprüht von tollen Schauplätzen und Begebenheiten. Alles ist wunderbar detailliert und atmosphärisch erzählt und ich habe mich wie in einem Hitchock-Film gefühlt. Die Geschichte ist unkompliziert geschrieben und trotzdem nicht platt erzählt, ein echter Page-Turner.
  • Charaktere zum Verlieben! Das „Ermittlertrio“ hat mich ein wenig an die Charaktere von Stephen Kings „Mr. Mercedes“ erinnert. Sie wirken auf positive Weise klischeehaft aber gleichzeitig authentisch und interessant. Die Entwicklung der Beziehungen dieser Figuren ist ungewöhnlich und hat mir ausgesprochen gut gefallen. Zu diesen drei sehr gelungenen Figuren kommt dann noch eine wahre Flut von Nebencharakteren. Dabei schafft es die Autorin, dass jede noch so kleine Rolle detailliert und echt wirkt.
  • Das gewisse Etwas. Die Aufmachung des Buches ist sehr ungewöhnlich und ganz genau nach meinem Geschmack. Quellen, die Scott in seinen Ermittlungen verwendet, werden nicht nur beschrieben sondern wirklich im Buch abgedruckt. So finden sich dort Webseiten, Fotos, Zeitungsartikel, Krankenunterlagen und mehr. Diese Aufmachung ist so phantastisch umgesetzt, dass die gesamte Geschichte in sich völlig stimmig und realistisch wirkt.
  • Das Ende stimmt. Im Verlauf der Handlung entwickelt sich eine wahre Jagd. Eine Jagd nach der Wahrheit, eine Suche nach Cordova und die Jagd nach Erklärungen. Obwohl das Buch stolze 800 Seiten stark ist, hatte ich unheimliche Angst vor dem Ende. Einerseits weil ich diesen Lesesog gern noch weiter genossen hätte, andererseits weil ich Angst vor einem zu platten, unpassenden Ende hatte. Doch es hat sich dann wirklich alles gefügt, genug Geheimnisse gelüftet, genug Mysterium bewahrt. Ich bin glücklich!

Ich finde es wirklich tragisch, dass es von dieser Autorin bisher nur zwei Bücher gibt. Als Trost und Ersatzdroge nach „Die amerikanische Nacht“ habe ich nun mit ihrem Debütroman „Die alltägliche Physik des Unglücks“ begonnen. Diese spontane Verliebtheit und Liebe bleibt dabei bisher noch aus. Bei „Die amerikanische Nacht“ war ich gebannt und zum Teil gegruselt, hatte Spaß und habe mit gefiebert und mit gerätselt. Das Buch hat mich absolut begeistert und ist eines meiner Lieblinge geworden. Diese Mischung aus Authentizität und Mysterium ist einfach faszinierend. Falls ihr es nicht schon längst kennt, solltet ihr dieses Buch unbedingt lesen. Von mir gibt’s 5 von 5 Leseratten!

Das Buch in einem Tweet: Souverän, tödlich, perfekt! „Die amerikanische Nacht“ ist für mich ein literarisches Suchtmittel. Selbst 800 Seiten waren zu schnell vorbei!

5 Comments

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  1. 1
    Anna

    Hey,
    mir ging´s das ganz genau wie dir! Ich war wirklich begeistert von dem Buch, da es so anders und verrückt, gleichzeitig aber atmosphärisch toll und spannungsgeladen. Es wurde wirklich zu einem meiner Lieblingsbücher aus dem letzten Jahr :)
    „Die alltägliche Physik des Unglücks“ habe ich bisher noch nicht gelesen, nachdem was du schreibst, verschiebe ich das wohl noch ein wenig…

    Liebe Grüße
    Anna

    • 2
      Alexandra

      Ich bin noch gespannt, ob ich mit „Die alltägliche Physik des Unglücks“ später auch noch son einen Treffer lande, der Anfang ist recht umständlich formuliert und liest sich nicht sofort so flüssig und spannend wie „Die amerikanische Nacht“ :-)

      Hast du schon mal ein ähnliches Buch gelesen? Ich suche seitdem verzweifelt nach Nachschub, finde die Geschichte und vor allem ihre Art so ziemlich einzigartig!

      Liebe Grüße
      Alexandra

  2. 3
    Anna

    Hey,

    nein, ich wüsste absolut kein Buch, das irgendwie ähnlich spannend und interessant zu „Die amerikanische Nacht“ wäre… aber wenn ich mal auf ein solches stoße, dann meld ich mich!

    Liebe Grüße
    Anna

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