Rezension: Nachruf auf den Mond von Nathan Filer


Neulich wurde „Nachruf auf den Mond“ in einem Newsletter vom Droemer Knaur Verlag vorgestellt und hat meine Aufmerksamkeit magisch angezogen. Das Buch wird mit Mark Haddons „Supergute Tage“ verglichen und diese Werbung ist keineswegs übertrieben, sondern tatsächlich zutreffend. Beide Bücher haben diese ganz besondere, echte und berührende Atmosphäre… und beide Bücher wollte ich nach dem Lesen am liebsten ganz oft verschenken!

nachruf_auf_den_mond„Nachruf auf den Mond“ von Nathan Filer
Droemer Knaur Verlag
320 Seiten
19,99 € (Hardcover)

Matthew erzählt uns die Geschichte seines Lebens und seiner Familie. Vor allem ist das aber die Geschichte vom Tod seines Bruders, von großer Trauer und einer nervenzerreißenden Krankheit. Denn Matthew ist schizophren, kämpft damit Ordnung in seine Gedanken zu bringen und den Kontakt zum Boden nicht zu verlieren. Und das, wo er doch auch so starke Sehnsucht nach seinem Bruder hat, den er in Mond und Wolken entdeckt und den er doch nicht erreichen kann.
Keine Angst: trotz aller Tragik und Schwere ist “Nachruf auf den Mond” immer voll Liebe und Wärme und bietet auch einen Hauch Humor!

Für mich wirkten die Protagonisten und die Handlung von „Nachruf auf den Mond“ schon fast zu extrem: Matthews Bruder Simon, von dessen Tod man zu Beginn der Geschichte erfährt, hat das Down Syndrom, Matthews Mutter stürzt in Depressionen, Matthew selbst taucht in den Wahn der Schizophrenie ab. Für eine Geschichte ist das fast zu viel, fügt sich aber in diesem Roman trotzdem ganz natürlich und wirkt authentisch.
Das sich dieses Buch so phantastisch liest und wunderbar fügt, obwohl die Handlung mit viel „Ballast“ beladen ist, hat mehrere Gründe.
Die Protagonisten sind zwar allesamt „ganz schön kaputt“, wirken aber liebevoll und echt gezeichnet. Es wird nicht dramatisiert, Simon hatte das Down Syndrom, das ist einfach eine seiner Eigenschaften, wie es blonde Haare und das breite Grinsen auch sind. Auch Matthews Erkrankung wird nicht zum Schicksalsschlag überzeichnet, sondern neutral bewertet. Die Auswirkungen auf sein Leben können dabei mal angenehm, mal unangenehm sein, das ist einfach so.
Das Buch reduziert sich außerdem nicht allein auf Beschreibungen der Charaktere, sondern die Handlung entwickelt sich spannend, bietet Überraschungen und Wendepunkte. Ganz zu Beginn der Geschichte wird der tragische Tod von Simon erwähnt, dessen Umstände werden erst im Laufe der Geschichte enthüllt. Dadurch bleibt beim Leser die ganze Zeit diese Anspannung und Neugier, man muss erfahren was geschah. So dreht sich die Geschichte natürlich hauptsächlich um Matthew, wird durch seine Augen erzählt und beschäftigt sich viel mit seinem Wahn, aber die Handlung strebt immer auch der Auflösung des Hauptthemas zu. Besonders in den Abschnitten der Handlung, in denen Matthew während seiner wahnhaften Phasen berichtet, behält das Buch durch diese Spannung immer eine Richtung und verliert sich nicht zu sehr in Verwirrung und Chaos.
Trotzdem ist das Chaos in Matthew Gedanken auch ein weiterer Baustein, der die Geschichte so wunderbar und wertvoll macht. Denn dieses Chaos wird sowohl durch den Erzählstil als auch durch die Aufmachung des Buches phantastisch weitertransportiert. Die einzelnen Kapitel sollen wirken, als hätte Matthew sie selbst notiert. Da gibt es verschiedene Schriftsätze und Erzählarten, kurze und lange Kapitel wechseln sich ab, Grafiken und „Dokumente“ werden eingebunden.
Bewundernswert für mich war außerdem der Detailreichtum der Geschichte. Matthews Erzählstimme bezieht sich auf winzigste Informationsschnipsel vergangener Kapitel und zieht abenteuerliche Verbindungen zwischen den verschiedenen Themen. Durch diese tollen Verknüpfungen und detaillierten Schilderungen wirkt die ganze Geschichte ungemein durchdacht. Die einzelnen Kapitel sind dabei recht ausgewogen einerseits authentisch wirr und wahnhaft, andererseits wunderbar flüssig erzählt. Ich wollte anfangs nur „kurz in das Buch reinlesen“ und habe es dann am Stück verschlingen müssen. Unterm Strich gibt das also ganz eindeutige 5 von 5 Leseratten für ein wunderbares Buch, ganz nach meinem Geschmack!

Das Buch in einem Tweet: „Nachruf auf den Mond“ verpackt eigentlich schwere Themen wunderbar leicht, denn trotz Tragik gibt’s viel Wärme. Ein wunderbares Buch.

2 Comments

Add yours
  1. 1
    Lotta

    Hallöchen :D
    Ich kann die Rezension absolut nachvollziehen. Ich finde du hast das sehr gut beschrieben. Natürlich ist es oftmals wirr und man weiß nicht so recht wo vorne und hinten ist, aber das ist absolut authentisch: Schöne Rezension! :)
    Ich habe deine Rezension bei mir in der Rezension zu dem Buch verlinkt. :*
    Hoffe das war okay. :)

    Liebst, Lotta

    • 2
      Alexandra

      Hi Lotta,

      ich freu mich wenn du die Rezension verlinkt hast, das ist mehr als ok! :)
      Freut mich dass dir das Buch auch gefallen hat.

      Liebe Grüße
      Alex

Schreibe einen Kommentar zu Lotta Antworten abbrechen