Rezension: Unser allerbestes Jahr von David Gilmour


Ab und an schaue ich gern mal einen Film gemeinsam mit meiner Mum. Manchmal suche ich uns etwas aus, mal hat sie einen Filmwunsch oder wir zappen einfach durch’s Programm. Insgesamt ist unser Geschmack aber doch recht verschieden. Ich mag es schwarzhumorig und gern auch mal böse, meine Mama ist eher ein Fan von netten Dramen oder Komödien. So intensiv wie die Protagonisten in „Unser allerbestes Jahr“ haben wir uns nie mit Filmen beschäftigt und trotzdem hat sich das Buch für mich ganz toll angefühlt.

Unser allerbestes Jahr„Unser allerbestes Jahr“ von David Gilmour
Fischer Verlag
272 Seiten
9,95 € (Taschenbuch)

David kommt bei seinem Sohn Jesse nicht weiter. Jesse verweigert die Schule und lässt voll pubertärem Tatendrang den jugendlichen Rebellen raushängen. Er möchte lieber Rapper werden, als Mathearbeiten zu schreiben. Die Diskussionen zwischen Vater und Sohn drehen sich im Kreis, eine Lösung ist nicht in Sicht. Da schlägt David seinem Sohn einen Deal vor: Jesse darf sofort die Schule abbrechen, muss nicht gleich in eine Ausbildung einsteigen. Er kann tun und lassen was er möchte, hat nur zwei Verpflichtungen. Keine Drogen und jede Woche drei Filme gemeinsam mit seinem Vater anschauen. Vater und Sohn bilden einen echten Filmclub und lernen sich über die Liebe zu guten Filmen ganz neu kennen.

Die Mischung aus Entwicklungsroman und Filmsammlung hat es mir ungemein angetan. Als echter Filmfan haben mich die besonderen Filmtipps, die der Vater seinem Sohn mit ins Leben gibt, sehr interessiert. Im Verlauf der Geschichte hat mich dann aber auch die Beziehung zwischen Jesse und David sehr beschäftigt und ich habe mich über ihre gemeinsame Entwicklung gefreut.
Dem Schreibstil des Autors merkt man an, dass er sonst auch Filmkritiken und -empfehlungen in Zeitungen schreibt. Es gibt unheimlich viele Informationen zu Stilen und Regisseuren, zur Technik der Filme und dem „magischen Moment“ eines jeden Films. Mich als echten Filmfan haben diese Abschnitte sehr begeistert. Wer sich für Filme nicht interessiert, wird diese Einschübe vermutlich abschweifend und anstrengend finden und hat dann sicher weniger Spaß an diesem Roman, als ich ihn hatte. Deutlich lockerer als die Abschnitte zu den Hintergründen verschiedener Filme ist übrigens die eigentliche Handlung verfasst. Die Geschichte liest sich trotz dieser unterschiedlichen Schreibstile flüssig, Jesse und David wirken glaubhaft und ihre Gespräche haben auch mal Konfliktpotenzial. Wirklich gelungen.
Der Autor hat wichtige Abschnitte seines echten Lebens in diesem Buch verarbeitet und zeigt uns einen ganz privaten, besonderen Einblick darein. Das ist vermutlich auch der Grund warum die Protagonisten nicht wie in normalen Romanen besonders herausgearbeitet und gestaltet wirken. Ihre Charaktereigenschaften sind einfach echt, nicht Mittel zum Zweck für die Geschichte. So scheinen sowohl Vater als auch Sohn ziemlich normal, aber eben auch ganz Besonders dargestellt in ihrer Art mit diesen Konflikten umzugehen.

Ich habe diesen Roman sehr genossen, viele Anreize für neue Filme gesammelt oder mich an Klassiker erinnert. Die Handlung zur Entwicklung der Beziehung zwischen Vater und Sohn hat mich zudem wirklich berührt. Wären die verschiedenen Elemente der Handlung flüssiger verknüpft, wär’s ziemlich perfekt. So sind es von mir „nur“ 4 von 5 kinobegeisterten Leseratten.

Das Buch in einem Tweet: „Unser allerbestes Jahr“ macht Lust auf gute Filme und Gespräche mit den eigenen Eltern. Ein Buch fürs Herz und mit tollen Anregungen.

2 Comments

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  1. 1
    Cat vom Salon

    Das Buch ist schon soo lange auf meiner WuLi! Ich hatte es ganz vergessen. In der Zwischenzeit wurde es ins Deutsche übersetzt und meine Stadtbibliothek hat es jetzt auch. Danke fürs In-Erinnerung-Rufen!

    • 2
      Alexandra

      Hallo Cat,

      es freut mich, wenn ich dir diesen Roman wieder in Erinnerung rufen konnte. So ein schönes Buch sollte nicht in Vergessenheit geraten, sondern gelesen werden. Für mich ein echter Glücksgriff in diesem Frühjahr!

      Liebe Grüße
      Alexandra

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