Rezension: Geheimer Ort von Tana French


Ich muss zugeben, dass mich die Bücher von Tana French bis zu ihrer Neuauflage im Dezember 2014 nicht sonderlich interessiert haben. Schon die Cover sahen ein bisschen 0815 aus und ich hab mich nie näher mit den Inhaltsangaben beschäftigt. Beim Anblick der düster-atmosphärischen Cover der Neuauflage war ich aber sofort interessiert. Als mich „Geheimer Ort“ dann auch inhaltlich angesprochen hat, musste das Buch umgehend auf meinen Reader ziehen (eine ziemliche Ironie, zählt doch beim Reader das Cover im Grunde kaum).

Geheimer_Ort„Geheimer Ort“ von Tana French
Fischer Verlage
704 Seiten
12,99 € (eBook)

Mehr als ein Jahr ist es her, dass im Park des Mädcheninternats St. Kilda ein Junge erschlagen aufgefunden wurde. Der Mord konnte trotz unzähliger Befragungen der Internatsschülerinnen nicht geklärt werden. Nun taucht am schwarzen Brett der Schule ein Foto des Jungen auf, auf dem Bild prangt die Schrift „Ich weiß, wer ihn getötet hat!“. Die ermittelnden Beamten kehren an das Internat zurück, um die Urheberin des Fotos und so vielleicht auch den Mörder zu finden.

„Geheimer Ort“ ist ein ganz klassischer „Who’s done it“ Krimi, der noch dazu in der abgeschlossenen Umgebung eines Mädcheninternats spielt. Die auftretenden Charaktere sind zwar umfangreich aber dadurch von Anfang an begrenzt. So habe ich im Verlauf der Geschichte selbst die eine oder andere Theorie entwickelt, wer es gewesen sein könnte (und lag damit schlussendlich ziemlich nah dran…).
Im Fokus der Geschichte stehen zwei „konkurrierende“ Mädchencliquen. Deren Mitglieder sind gleichzeitig Zeugen und Verdächtige des Mordes. In vielen Befragungen wird jedes Mädchen immer aufs Neue Charakterisiert, Klischees werden später revidiert und Theorien über den Ablauf des Geschehens aufgebaut. Insgesamt hat mir der Aufbau der Geschichte unheimlich gut gefallen. Sie wird zu großen Teilen in den Gesprächen sowie einigen Rückblenden erzählt und entwickelt sich so durchgehend spannend. Immer wieder ergänzen Informationen aus den Vernehmungen die Rückblenden oder andersherum.

Von Stil und Sprache hat mir das Buch ebenfalls gut gefallen, die Atmosphäre des Internats wird schön beschrieben und für mich war das Buch ein echter Page-Turner. Das die Sprache ein wenig reduziert und recht klar gehalten ist, passt zu Genre und Ziel des Buches. Viel Poesie und Schnörkel hätten hier nicht gepasst.

Gestört habe ich mich lediglich an einigen Aspekten der Geschichte, die zwar im Verlauf der Geschichte eine wichtig Rolle einnehmen und beim Spannungsaufbau von Bedeutung scheinen, am Ende aber für die Handlung keine Relevanz mehr haben. Ein bisschen hab‘ ich mich danach noch gefragt wozu diese Teile gut sein sollen. Vielleicht waren sie ganz gut fürs Kleinmädchen-Internats-Flair, für mich einfach unnötig, schlimm aber auch nicht.

„Geheimer Ort“ hat mich gut unterhalten und lässt mich jetzt auch nach Büchern von Tana French durchaus innehalten. Perfekt war’s noch nicht, aber solide Krimiunterhaltung in einer schönen Atmosphäre und mit Miträtsel-Potential. Das macht unterm Strich 4 von 5 Leseratten.


Das Buch in einem Tweet: „Geheimer Ort“ ist gutes Lesefutter für rätselfreudige Krimi-Leseratten. Es besticht durch tollen Aufbau und Entwicklung der Handlung.

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