Rezension: Böse Absichten von Keigo Higashino


Nachdem ich „Verdächtige Geliebte“ von Keigo Higashino verschlungen habe und damit dem Autor schon nahezu verfallen war, wagte ich das Experiment und wählte gleich im Anschluss „Böse Absichten“. Trotz höchster Erwartungen hat mich auch dieses Buch wirklich begeistert und durch die verschlungenen Pfade der Handlung ist es ein Buch mit Mehrmals-Lese-Potenzial!

1373_01_US_Higashino_BoeseAbsichten.indd„Böse Absichten“ von Keigo Higashino
Klett-Cotta Verlag
288 Seiten
14,95 € (Klappenbroschur)

Der Kreis der Verdächtigen ist recht klein, als der gefeierte Bestsellerautor Kunihiko Hidaka ermordet in seinem Haus aufgefunden wird. Seine Frau und sein erfolgloser Schriftstellerkollege Osamu Nonoguchi hatten nachweislich zuletzt Kontakt zu dem Autor und finden schließlich auch noch seine Leiche. Der Ablauf des Geschehens oder gar ein Motiv sind aber völlig unbegreiflich, beide haben wasserfeste Alibis…

Die Geschichte des Mordes an Kunihiko wird wechselnd aus den Aufzeichnungen seines Freundes Nonoguchi und des ermittelnden Polizisten erzählt. Natürlich sind beide Berichte dabei ganz auf ihre jeweilige Perspektive im Mordfall konzentriert. Wo Nonoguchi als Freund und latent Tatverdächtiger seine Sorge zum Ausdruck bringt, dokumentiert der Polizist eine Reihe von Ungereimtheiten und spannenden Überlegungen.
Ich habe diese wechselnden Perspektiven begeistert verfolgt und konnte mir nicht zusammenreimen, was da wohl vorgefallen sein kann. Was könnte all diese Überlegungen schlüssig in Einklang bringen? Trotz vieler wechselnder Theorien, Verdächtigungen und Anschuldigungen ist die tatsächliche Abfolge der Ereignisse lange unklar. Schlussendlich ist die Auflösung für mich völlig überraschend gekommen. Ich wurde von dieser Geschichte einfach komplett an der Nase herum geführt… und habe es genossen! Im Gegensatz zu einigen eher durchschaubaren Kriminalromanen ist hier nichts klar und keine Wahrheit kann als sicher vorausgesetzt werden. Wie perfekt am Ende alle Fäden zusammengeführt werden hat mich erneut unglaublich beeindruckt.
Anders als in „Verdächtige Geliebte“ ist der Aufbau der Geschichte hier also einerseits wirklich deutlich klassischer und auf die Suche nach dem Täter konzentriert, Spannungsbogen und Konstruktion der Geschichte sind dagegen (wie bereits erwähnt) gar nicht klassisch. Ich habe das Gefühl, dass in jedem Buch Elemente aus „normalen“ Kriminalromanen genommen und in ein völlig neues Licht gesetzt werden. Dadurch entsteht eine ganz ungewöhnliche Spannung, die durch einen recht begrenzten Personenkreis nur noch größer wird. Die Lösung scheint so nahe zu liegen, versteckt sich aber immer wieder erfolgreich vor dem Leser.

Auch dieses Buch hat mich durch seine authentischen Details, die schöne Einbindung der japanischen Kultur und den atmosphärischen Schreibstil begeistert (auch hier war Ursula Gräfe am Werk). Durch die Wahl der wechselnden Perspektiven wird diese Geschichte zudem noch deutlich belebter und mitreißender zu lesen. Absolut beeindruckend und somit (wieder) klar 5 von 5 Leseratten wert!

Das Buch in einem Tweet: Auch in „Böse Absichten“ zeigt Keigo Higashino sein Talent zu überraschenden Wendungen & klug konstruierten Geschichten. Ruhige Spannung!

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