Rezension: Wir kennen uns doch kaum von Max Küng


Vor etwas mehr als zehn Jahren, habe ich meinen Mann im Internet kennengelernt (nein, kein Datingportal). Schon nach kurzer Zeit war ich damals Hals über Kopf verliebt, nach dem ersten Treffen war es ganz um mich geschehen. Mittlerweile sind wir seit drei Jahren verheiratet. Bei Geschichten wie in „Wir kennen uns doch kaum“ werde ich aber jetzt noch aufgeregt und denke an die erste spannende Zeit.

wir_kennen_uns_doch_kaum„Wir kennen uns doch kaum“ von Max Küng
Rowohlt Verlag
288 Seiten
9,99 € (Hardcover)

Moritz und Meta sind sich nicht begegnet. Auf einer Party sollten sie bekanntgemacht werden, verpassen sich aber knapp. Später bekommen sie durch Zufall per Mail doch noch Kontakt zueinander und beginnen sich zu mailen, schreiben SMS und führen die verrücktesten Gespräche. Aus dieser Kommunikation wird schließlich sowas wie Liebe, obwohl sie sich doch kaum kennen. Als sie sich dann treffen, beginnen sie die Beziehung noch einmal ganz neu.

Es ist wirklich schade. „Wir kennen uns doch kaum“ beginnt mit einem Prolog, der mich sofort gefangen hielt. Beschrieben wird ein Geräusch und Gefühl, das heute kaum noch einer kennt: wie das Verbindungstuten des Modems zwei Maschinen und dadurch vielleicht auch Menschen miteinander verbindet (schaut mal hier in die Leseprobe). Schon in diesen ersten Seiten kommt die tolle Sprache des Buches wunderbar zur Geltung, macht Lust auf mehr. Schade dann, dass diese tolle Wirkung im Verlauf des Buches recht schnell verpufft.
Zwar sind die Protagonisten Moritz und Meta wirklich besonders und wirken vor allem in Kombination perfekt: sie ergänzen sich, sind sich recht ähnlich und bilden doch Kontraste, aber die Spannung fehlt. Viel zu viel der Handlung wird an Nebenereignisse und recht ziellos wirkende Beschreibungen vergeudet. Die Dialoge und Mails zwischen Moritz und Meta kommen zu kurz. Dabei sind es gerade diese Abschnitte, die den ganzen Zauber des Buches tragen.
Phasenweise musste ich mich regelrecht zwingen weiterzulesen. Konnte die Nebensächlichkeiten nicht schnell genug übergehen um endlich wieder zu Moritz und Meta zu kommen. So wurde aus der ersten Begeisterung schnell eine gewisse Ernüchterung. Eine tolle Geschichte, tolle Charaktere und eine wunderbare Sprache, aber dann sowas?
Diese zähe Entwicklung der Geschichte hat mir die Lust am Buch genommen, wo zuerst Begeisterung war. Trotz einem tollen Start landet „Wir kennen uns doch kaum“ bei gerade mal 2 von 5 Leseratten.

Das Buch in einem Tweet: Schade, schade schade. “Wir kennen uns doch kaum” hatte Herzensbuch-Potenzial, leider ist trotz wunderschöner Sprache nichts draus geworden.

1 comment

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  1. 1
    Melissa

    Ach, wie schade! Das Cover und auch der Titel haben mich neugierig gemacht. Umso schlimmer, wenn dann die Erwartungen nicht erfüllt werden. Aber du und dein Mann habt eine schöne Liebesgeschichte :-)

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