Rezension: Lady Africa von Paula McLain


Paula McLain hat mich mit „Madame Hemingway“ zu Biografien bekehrt. Seit diesem Ausflug in das Paris der 1920er Jahre suche ich ständig nach guten, belletristisch aufbereiteten Biografien beeindruckender Persönlichkeiten. Und obwohl mir Beryl Markham zuvor völlig unbekannt war, habe ich auch in diesem Buch eine beeindruckende (wenn auch nicht einfache) historische Figur kennengelernt.

„Lady Africa“ von Paula McLain
Aufbau Verlag
464 Seiten
19,95 € (Hardcover)

Beryl Markham (geborene Clutterbuck) ging als Flugpionierin in die Geschichtsbücher ein, sie wagte 1936 den ersten Transatlantikflug von England nach Amerika. In England geboren, später mit ihrem Vater in Ostafrika auf einer Ranch aufgewachsen, war Beryl schon früh nicht das feine Mädchen, das alle erwarteten, sondern ein wildes, mutiges Kind. Im Verlaufe ihres Lebens lernte Beryl, sich gegen viele Rückschläge zu behaupten. Mehrfach verarmt und ausgestoßen, unglücklich verliebt und immer gegen gesellschaftliche Konventionen ankämpfend hat sie doch nie aufgegeben und ist weiter für ihre Ideale eingestanden.

Der Einstieg in „Lady Africa“ fiel mir zugegebenermaßen etwas schwer: für mich ein Hauch zu viel Afrika-Romantik und detailverliebte Naturbeobachtung. Die Stimmung und Thematik (Beryl wächst auf einer Pferderanch auf und begeistert sich sehr für das Training und die Zucht der Tiere) lagen mir anfangs nicht. Stück für Stück bin ich aber dem Charme der Geschichte erlegen und später hat der detaillierte Stil mich völlig für sich eingenommen.
Bei vielen Biografien werden große Meilensteine in Bildung und Beruf der Persönlichkeiten thematisiert, in „Lady Africa“ sind es eher die Menschen und Begegnungen, die der Geschichte eine Struktur geben. Das viele davon mir Anfangs völlig unbekannt waren und ich erst später Persönlichkeiten wie Karen Blixen „erkannte“ hat meine Faszination aber nicht gebremst. Auch ohne die Persönlichkeiten zu (er)kennen gibt das Buch einen spannenden Einblick in das Leben in der ostafrikanischen Kolonie.
Es ist schwer bei einer Biografie von Spannungskurven oder sympathischen und unsympathischen Charakteren zu sprechen. Paula McLain ist es aber so wunderbar gelungen mir das Ganze als eine Geschichte zu erzählen, dass ich mich hin und wieder dabei ertappte über Beryls Entscheidungen und Sturheiten den Kopf zu schütteln oder mit einem unspektakulären Abschnitt zu hadern. Das zeigt einerseits, dass Paula McLain eine ganz wunderbare Autorin ist, die das Leben ihrer Figuren wirklich toll zu erzählen vermag. Es zeigt aber auch, dass Beryl Markham eine nicht unkomplizierte, gar polarisierende Figur ist.

So perfekt wie „Madame Hemingway“ hat mir „Lady Africa“ nicht gefallen, aber wieder bin ich der farbenprächtigen Erzählweise der Autorin und dem historischen Detailreichtum ihrer Geschichte erlegen. Unterm Strich 4 von 5 Leseratten.

3 Comments

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  1. 1
    Maike

    Was für eine schöne Rezension. Ich war auch total begeistert vom Detailreichtum der Erzählung! Paula McLain recherchiert ihre Bücher einfach ganz hervorragend – darum lese ich sie so gerne.
    Liebe Grüße, Maike

  2. 3
    Mareike

    Liebe Alex,

    ich kann verstehen, dass dich das Buch nicht sooo umhauen konnte, wie Madame Hemingway.
    Ich meine, hey! Madame HEMINGWAY. Da muss man ja parteiisch sein. Das ist doch vom Thema her kaum zu toppen.
    ich hoffe auf eine Biographie über Zelda Fitzgerald, aber das ist wohl unwahrscheinlich ;)

    Liebe Grüße
    Mareike

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