Rezension: Bis ans Ende der Geschichte von Jodi Picoult


Ich habe diesen Beitrag nun schon mindestens drei Mal begonnen. So schwer fällt es mir, meine Gedanken und Gefühle zu „Bis ans Ende der Geschichte“ in Worte zu fassen. Da ist einerseits mein „Problem“ mit Büchern rund um den Holocaust und Zweiten Weltkrieg, andererseits war mir Jodi Picoult völlig unbekannt und eher als klischeehafte Frauenunterhaltung abgestempelt. Umso mehr freut mich, dass mich dieses Buch trotz denkbar schlechtester Voraussetzungen so gefesselt und berührt hat!

Ende_der_Geschichte„Bis ans Ende der Geschichte“ von Jodi Picoult
C. Bertelsmann
560 Seiten
19,99 € (Hardcover)

Beherrscht von dem Gedanken, nach einem dramatischen Unfall entstellt zu sein, lebt Sage ihr Leben ganz und gar zurückgezogen. Nur in der Backstube fühlt sich die junge Bäckerin wohl, zwar meidet sie die Kunden, geht aber in ihrer Arbeit auf. Als sie den 90jährigen Josef kennenlernt, ist da schnell eine enge Verbindung und starkes Verständnis zwischen den beiden Außenseitern. Je mehr sie jedoch von dem alten Mann erfährt, desto schwieriger wird ihre Beziehung. Vor allem, als Josef sie um einen folgenreichen Gefallen bittet.
Dreh- und Angelpunkt des Buches ist eine heikle moralische Frage: Darf man einem Menschen beim Sterben helfen, wenn er darum bittet? Wie sieht es aus, wenn dieser Mensch im Tod einer unerträglichen Schuld entfliehen will? Ist dann der Tod oder das Leben die schwerere Strafe?
Schon allein durch diese Thematik ist „Bis ans Ende der Geschichte“ keine ganz leichte Kost, zusätzlich beschwert wird die Geschichte durch unheimlich detaillierte Rückblicke in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Schilderungen und Abläufe in diesem Bereich des Buches mögen nicht ganz neu sein, sind aber unglaublich atmosphärisch und detailliert beschrieben und durch Abschnitte eines eingeschobenen „Märchens“ aufgelockert. Gerade in diesen märchenhaften Abschnitten herrscht eine wunderbar bildhafte und lebendige Sprache vor, die mit Leichtigkeit Metaphern auf den Rest der Geschichte zieht.
Dadurch entsteht eine moderne Umsetzung des Holocaust Themas, die durch die aktuellen Erzählstränge von Sage umso passender ergänzt werden. Das gibt dem Buch die nötige Leichtigkeit, Spannung und ja, auch einen Hauch Romantik.
Ich glaube „Bis ans Ende der Geschichte“ ist weniger ein historisch detailliertes Buch für Geschichtsfans, als eine moralisch interessante Erzählung, die zum Nachdenken anregt und mitreißt. Vielleicht tatsächlich eher ein Frauenroman, aber keine seichte Unterhaltung!

Es ist nicht alles neu in dieser Geschichte und manchmal war die Grenze zum Kitsch sehr schmal, aber die wunderbar Abwechslungsreiche Geschichte hat mich überzeugt und die behandelten Themen haben mich bewegt. Unterm Strich vergebe ich 4 von 5 Leseratten.

Das Buch in einem Tweet: „Bis ans Ende der Geschichte“ mischt Tragik und Horror des Zweiten Weltkriegs mit aktuellen moralischen Fragen, mit Hoffnung und sogar Liebe.

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