Rezension: Das fremde Meer von Katharina Hartwell


Kennt ihr das,… einerseits begeistert euch die Idee eines Buches, ihr genießt den Schreibstil… und andererseits werdet ihr mit der Geschichte zwischendurch einfach nicht warm? Mir ist das bisher zum Glück recht selten passiert, nun bei „Das fremde Meer“ bin ich in diese seltsame Situation gekommen.

das_fremde_meer„Das fremde Meer“ von Katharina Hartwell
Berlin Verlag
576 Seiten
10,99 € (Taschenbuch)

Die Geschichte von Jan und Marie ist groß. Zu groß, zu tief um in einer einzigen Erzählung beschrieben werden zu können. So sind es zehn Geschichten, zehn Varianten einer Liebe, die in „Das fremde Meer“ erzählt werden. Immer Jan und Marie, wenn auch nicht immer sie selbst. In der Salpêtrière (der berühmten Pariser Psychiatrie) kreuzen sich ihre Wege genauso wie in einem märchenhaften Winterwald oder einer rätselhaften Geisterfabrik.

Eigentlich ist „Das fremde Meer“ eher eine Sammlung von Kurzgeschichten, als ein geradliniger Roman. Erst durch Marie und Jan als verbindendes Element und viele kleinste Details der Geschichten, die sich still und leise verweben, wird ein großes Ganzes daraus. Eine große Geschichte, die mich schlussendlich überzeugt hat, wo es teilweise die einzelnen Geschichten nicht konnten.
Warum das so war kann ich nicht genau erklären. Der wunderbare Erzählstil und die feine, bildhafte und irgendwie träumerische Sprache der Autorin haben mich ab der ersten Seite begeistert. Auch die Szenerien und phantasievollen Ideen jeder einzelnen Geschichte lösen eine Begeisterung aus, der man sich kaum entziehen kann.

Trotzdem habe ich mich in einigen Geschichten plötzlich nicht mehr wiedergefunden, empfand die liebevollen Beschreibungen als langwierig und hangelte mich zum nächsten Abschnitt. Dann hat mich eine Geschichte gleich wieder gepackt und wie zum Beispiel der Abschnitt der Geisterfabrik völlig fasziniert. Dann hätte ich mir ganze Romane, nur in diesen Welten, diesen Gedanken gewünscht.

Für mich ist „Das fremde Meer“ ein Buch mit vielen Höhen aber leider auch einigen Tiefen. Mit großen und großartigen Ideen und wunderbaren Szenerien. Ein Buch, dem ich mit einer einfachen Punktewertung nicht gerecht werden könnte. Aus Begeisterung und Enttäuschung würde sich „Durchschnitt“ ergeben, und wenn „Das fremde Meer“ viel war, durchschnittlich war es ganz sicher nicht.

Mein Tipp: lest das Buch, springt falls euch eine Geschichte nicht packt zum nächsten Kapitel, mit ziemlicher Sicherheit seid ihr dann in einer ganz anderen Welt. Genießt das!

+ There are no comments

Add yours