Rezension: Das Joshua-Profil von Sebastian Fitzek


Eins vorab: Sebastian Fitzek ist ein wirklich sympathischer Autor und seine ersten Bücher habe ich mit großer Begeisterung gelesen. Bitte köpft mich nicht, aber ich muss gestehen, dass da für mich einfach die Luft raus ist. „Das Joshua-Profil“ habe ich nun tatsächlich als Werbegeschenk meiner Versicherung bekommen und dann auch gelesen. Ich war neugierig, ob es nun doch wieder etwas für mich ist.

Joshua_Profil„Das Joshua-Profil“ von Sebastian Fitzek
Bastei Lübbe
396 Seiten
19,99 € (Hardcover)

Um mich nicht zu verzetteln, muss ich ausnahmsweise mit dem Klappentext des Buches vorlieb nehmen, um die Handlung kurz zu skizzieren:

„Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas zuschulden kommen lassen. Doch in wenigen Tagen wird er eines der entsetzlichsten Verbrechen begehen, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist. Nur, dass er heute noch nichts davon weiß… im Gegensatz zu denen, die ihn töten wollen, bevor es zu spät ist.“

Obwohl der Klappentext es noch nicht vermuten lässt, ist auch im „Joshua-Profil“ viel altbekanntes Fitzek-Material verarbeitet: der Protagonist mit verdrängten/vergessenen Erinnerungen, der heroische Kampf für die eigene Tochter und der psychopathische Kinderschänder sind nur drei Zutaten, eines bekannten Gerichts.
Da es in Fitzeks Büchern immer mit Spannung und Action zur Sachen geht, wird auch hier einfach die bekannte Mischung mit neuen Inhalten gewürzt. Dabei werden durchaus interessante Themen angesprochen, tolle Ideen eingebracht… und dann plump verarbeitet. Es tut mir leid, aber anders kann ich das einfach nicht beschreiben. Jede logische Lücke schließt sich durch High-Tech „der Bösewichte“ oder wird schlicht und ergreifend übergangen. Alles ist eine Schippe zu viel, ein bisschen über dem, was ich noch als nachvollziehbare Handlung akzeptieren könnte und dennoch traurig vorhersehbar.
Da mag es ein Problem sein, dass diese Art von Buch auch einfach nicht zu mir passt. Ich fühle mich wohl bei fein konstruierten japanischen Krimis, oder bei hintergründigem Blutbad mit B-Movie Charme… „Das Joshua-Profil“ hat für mich leider denselben Reiz wie der Tatort mit Till Schweiger. Ganz nett gemacht, es fliegen ordentlich die Fetzen, aber beeindrucken oder fesseln kann mich das leider nicht.
Das kommt wohl auch durch die zu bildhafte, leider etwas ungeschickte Sprache. Metaphern und Sinnbilder, welche die Situation oder das Gefühlsleben der Charaktere beschreiben, können die Atmosphäre einer Geschichte normalerweise wunderbar transportieren. Wenn aber auf einer Seite gleich vier Metaphern für Kopfschmerzen auftauchen (S. 86) und dabei eine blumiger ist als die andere, wird’s mir persönlich zu viel.
Versteht mich nicht falsch, ich habe das Buch beendet und hatte (auch durch die einfache Sprache) kein großes Problem damit dran zu bleiben. Wirklich genießen konnte ich die Lektüre aber nicht.

Für das eigentlich interessante Thema und das schmerzlose durchlesen, gibt’s aufgerundete 2 von 5 Leseratten. Eine Leseempfehlung ist es leider nicht.

Übrigens solltet ihr (falls ihr das noch möchtet) „Die Blutschule“ zuerst lesen. In „Das Joshua-Profil“ wird nämlich gnadenlos gespoilert und die eingefügten Abschnitte aus „Die Blutschule“ machen auch nicht unbedingt Lust darauf, das Buch nachher noch zu lesen. Da außerdem der Autor selbst sagt, dass „Das Joshua-Profil“ besser ist, kann man sich die Blutschule vielleicht ganz sparen?

Protagonist Max sagt nämlich dazu

„Da traf ich einmal einen charismatischen Menschen, der es wert wäre, in einem meiner Bücher aufzutauchen, und der spielte die Hauptrolle in einem realen Thriller, der unter dem Titel „Mein Leben“ sehr viel dramatischer war als alles, was ich bislang zu Papier gebracht hatte.“

Da eben jener Max der Autor von „Die Blutschule“ ist, sollten wir vielleicht seiner Empfehlung folgen und nur “Das Joshua-Profil” lesen.

2 Comments

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  1. 1
    Elke

    Ich habe das Buch am Freitag ausgelesen und ich muss ehrlich gestehen, ich war froh, das es zu Ende war. Mir hat der Roman auch nicht sonderlich gut gefallen, lediglich die letzten 100 Seiten haben mich dann etwas versöhnlicher gestimmt.

    Liebe Grüße, Elke.

  2. 2
    Lotta

    Hallöchen!
    Ich bin ja, wie ihr wisst ein bekennender Fitzek-Fan und ich fand dieses Buch um weiten besser als „Passagier 23“. Ich habe mich so an das Joshua Profil gefesselt gefühlt und endlich wurde ich mal wieder von einem Thriller mitgerissen. :D Ich bin irgendwie froh, dass ich diese Rezension nicht vorher gelesen habe, ich bin ja so leicht zu beeinflussen. xD
    Ich habe deine Rezension mal wieder bei mir verlinkt! :D

    Liebst, Lotta

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