Rezension: Die Frau an der Schreibmaschine von Suzanne Rindell


Um diese Rezension drücke ich mich schon eine ganze Weile. Nicht weil „Die Frau an der Schreibmaschine“ kein gutes Buch wäre, vielmehr weil es eine Geschichte ist, die mich etwas zweigeteilt zurücklässt.

„Die Frau an der Schreibmaschine“ von Suzanne Rindell
Btb Verlag
384 Seiten
19,99 € (Hardcover)

Rose ist Stenotypistin im New York City Police Department. Mit flinker Hand schreibt sie die Geständnisse der schwersten Verbrecher mit und bekommt so tiefe Einblicke in so gar nicht “weibliche” Themen. Diese toughe Seite steht ganz im Kontrast zum braven Wesen der jungen Frau und auch zu ihrer Rolle als „schwaches Geschlecht“ in der Gesellschaft. Noch weiter bricht Rose aus dieser ihr zugedachten Rolle aus, als sie Odalie kennen lernt: diese entführt Rose in die Nachtclubs der Stadt und lockt mit dem Reiz des Verbotenen. Bis alles ein tragisches Ende findet.

„Die Frau an der Schreibmaschine“ ist ein Roman, der mich wirklich hin und her gerissen hat. Einerseits liebe ich das Setting und die detaillierte und authentische Sprache, andererseits brauchte die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu lang, um in konkrete Bahnen zu kommen. Andeutungen auf ein großes Geschehnis, die dann gar nicht beziehungsweise zu knapp abgehandelt wurden, haben mich schlussendlich ein wenig enttäuscht.
Die 1920er in New York sind eine spannende Kulisse für diese Geschichte und die Hintergründe, die Darstellung der sozialen Rolle der Frauen zu dieser Zeit, von Prohibition und ersten Ansätzen von Rebellion, haben mich schwer begeistert. Ich mag diese Epoche und habe viele bekannte, aber auch einige neue Aspekte kennengelernt.
Auch die Protagonistinnen (vor allem die Damen der Geschichte sind es, die diesem Buch ihren Stempel aufdrücken) können faszinieren: Rose und Odalie sind so gegensätzlich, wie zwei Frauen nur sein können. Im Verlauf der Geschichte ergänzen sie sich aber auf spannende Weise und die Entwicklung ihrer Persönlichkeit, aber auch ihrer zweischneidigen Beziehung, ist absolut faszinierend zu lesen.
Einziges Manko ist da wirklich der zum Teil zähe Verlauf der Geschichte, die stetigen Andeutungen eines großen Geschehens und dann dessen knappe Umsetzung. Ich hätte mir bei  dem Vorspiel mehr erwartet, hätte die Verwicklung gern genauer analysieren können. Das hat meine Begeisterung gedämpft und mich das Buch leicht enttäuscht beenden lassen.

Unterm Strich bleibt „Die Frau an der Schreibmaschine“ aber eine interessante Lektüre und ein schöner Roman für Fans dieser Epoche. Wer (wie ich) andeutungsweise einen Krimi erwartet hatte, sollte nicht zu hohe Erwartungen in das Tempo der Handlung haben, sondern eine ruhige und detaillierte Geschichte erwarten. Insgesamt sind das für mich leicht wackelige 4 von 5 Leseratten.

P.S. Wer Gefallen am Thema gefunden hat sollte unbedingt in „Dämmerschlaf“ von Edith Wharton reinlesen. Eine Geschichte die sich in der High Society von New York (ebenfalls der 1920er Jahre) bewegt und das Portrait drei sehr gegensätzlicher Frauenfiguren darstellt, auch psychologisch geht es hier noch etwas weiter in die Tiefe.

3 Comments

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  1. 1
    Steffi

    Das find ich jetzt spooky! Ich schiebe die Rezi auch schon eine Weile vor mir her und bin gerade vor fünf Minuten mit Schreiben angefangen. :-D Mir hat der Roman stilistisch sehr sehr gut gefallen.

    • 2
      Alexandra

      Haha :D

      Das ist vielleicht so ein Blogger-Schicksals-Ding? ;)
      Ja, stilistisch fand ich das Buch auch toll, deswegen war ich so hin und her gerissen was ich von der Story erwartet hätte, wie beschrieben war ich zu Beginn eher auf dem Krimi tripp :)

      Ich warte dann mal auf den Rezension, wenn du möchtest können wir uns ja verlinken :)

      Liebe Grüße
      Alex

      • 3
        Steffi

        Liebe Alex!

        Habe meine Rezi gerade hochgeladen und Euch verlinkt. Wir scheinen aber ohnehin einen ähnlichen Geschmack bei der Auswahl zu haben. „Die Geschichte des Regens“ hab ich nämlich auch gerade gelesen! :-D

        Liebe Grüße,
        Steffi

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