Rezension: Isabel & Rocco von Anna Stothard


Ich gebe zu, nach den Knallern der letzten Zeit („Vincent“, „Liebe am Ende der Welt“ und „Fast genial“ waren nahezu perfekt) hatte es „Isabel & Rocco“ wirklich schwer. Noch höhere Erwartungen hatte ich, da der Vorgänger der Autorin „Pink Hotel“ mir auch nach drei Jahren noch so wunderbar im Gedächtnis geblieben ist und mich damals sehr begeistert und bewegt hat. Damit konnte diese Geschichte einfach nicht mithalten.

978-3-257-30027-7„Isabel & Rocco“ von Anna Stothard
Diogenes Verlag
240 Seiten
14,90 € (Paperback)

Für Isabel und Rocco zählt nur ihre Verbindung. Sie sind Geschwister und ein eingeschworener Bund gegen die Welt. Weder Eltern noch Freunde können sich zwischen sie drängen. Als die beiden Teenager sind, verlassen die Eltern sie von einem auf den anderen Tag. Die vorher so vertraute Zweisamkeit wird plötzlich zur Zerreißprobe.

Familiengeschichten habe ich schon viele gelesen, aber „Isabel & Rocco“ ist eindeutig die Geschichte einer Familie, die keine ist. So liest sich schon der Teil der Handlung, der das „normale Leben“ der Familie schildert eher befremdlich. Wie dann eine Situation entsteht, in der die Eltern ihre Kinder von einem auf den anderen Tag verlassen, passt zur Vorgeschichte und wirkt trotzdem seltsam konstruiert.
Aber auch Atmosphärisch hatte ich einige Probleme mit diesem Buch. Der Vorgänger der Autorin zeichnete sich durch wunderbare Begegnungen und Entwicklungen aus, in „Isabel & Rocco“ herrscht dagegen nur eine destruktive, chaotische Atmosphäre vor. Entwicklungen sind wenige vorhanden, wenn dann geht es bergab und selbst diese Bewegung scheint kein „Ziel“ zu haben. Die Geschichte wirkte unfertig auf mich, als wäre eine Idee mitten beim Schreiben beendet worden.
Trotzdem hat mich das Buch beschäftigt. Es wirkte seltsam eindringlich auf mich und immer wieder blitzen in dem Chaos Szenen auf, die interessante Einblicke in die Beziehung der beiden Charaktere gibt. Diese Einblicke wirken oft bedrohlich oder gefährlich, machen nachdenklich und sind zum Teil wirklich extrem.
Diese sprachliche Kraft und besondere Konstruktion sind es, die mich das Buch trotzdem haben genießen lassen. Denn immer wieder entstehen poetische Ideen, die diesem Buch seinen besonderen Reiz verleihen. Es geht um das Sammeln von ersten Malen, um Liebe, Zusammenhalt und Eifersucht. Diesen Aspekt der Geschichte habe ich sehr gemocht und darin meinen Ausgleich zur wirklich unfertigen und für mich schwierigen Handlung gefunden.

Unterm Strich ergeben sich für mich mittelmäßige 3 von 5 Leseratten und leider eher keine Leseempfehlung. Um die Autorin kennen zu lernen, solltet ihr zu „Pink Hotel“ greifen. Das Buch ist deutlich besser um Stil und Kraft der Autorin zu erkennen.

Das Buch in einem Tweet: „Isabel & Rocco“ ist die Geschichte einer Familie die keine ist und einer extremen Geschwisterliebe. Deprimierend chaotisch, leider ziellos.

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