Rezension: Freaks von Joey Goebel


Nach „Vincent“ will man mehr. Mehr von diesem tollen Autor, mehr von seinen intelligenten Geschichten und dem böse augenzwinkernden Stil. So ziemlich alle Reaktionen auf meine Rezension zu „Vincent“ bestätigten mir, dass es mir damit nicht allein so ging. Nun hat es ein Nachfolger nie leicht und hohe Erwartungen sind dazu da, enttäuscht zu werden. Diesem Druck hat „Freaks“ sehr gut standgehalten. Nicht perfekt, aber doch tapfer, humorvoll und überraschend!

Freaks„Freaks“ von Joey Goebel
Diogenes Verlag
208 Seiten
9,90 € (Taschenbuch)

Ein altkluges, beinahe böses Kind. Eine rebellische Seniorin. Ein poetischer, afroamerikanischer Hühne. Ein verträumter Iraki. Eine wunderschöne Rollstuhlfahrerin. Vermutlich könnte man schon über jede dieser Figuren allein ein tolles Buch schreiben. In „Freaks“ bildet sich aus diesen skurrilen Typen zu allem Überfluss eine Band. Während sich jeder in seinem Leben abstrampelt und kleine oder große Katastrophen durchlebt, verleiht ihnen die Musik Kraft und eine ungekannte Einigkeit.

Schräge Vögel, skurrile Typen oder eben „Freaks“ sind ganz mein Ding. Da fühl ich mich verbunden und möchte wissen was dahinter steckt. Und zu entdecken gibt es in diesem Buch einiges. Jede Figur bringt eine ganz besondere Geschichte mit. Diese Geschichten erzählen sie dann auch gleich selbst.
In den vielen wechselnden Kapiteln kommt jeweils ein Charakter zu Wort. Erzählt von sich und der Entstehungsgeschichte der gemeinsamen Band. Es geht dabei um Mut und Vergebung und den Kampf gegen Vorurteile.
Trotz des geringen Umfangs des Buches steckt eine unheimliche Fülle an Geschehnissen, Konflikten und Schicksalen in diesem Buch. Für mich war es fast schade, dass wir jeden Aspekt nur kurz verfolgen können, andererseits war das Buch dadurch auch sehr kurzweilig. Kein Satz der Geschichte ist überflüssig.

Einziger Schwachpunkt der Geschichte ist für mich das fehlende Hauptmotiv, der große Clou der Geschichte. Es ist ein bisschen unfair, aber das Buch muss sich da eindeutig an „Vincent“ messen und dessen extremen und perfekten Aha-Moment bot mir „Freaks“ dann doch nicht.

Trotzdem ist „Freaks“ eine schöne Lektüre, die interessante Motive bietet und locker zu lesen ist. Von mir sind das 4 von 5 Leseratten.

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