Rezension: Die Tiefe von Nick Cutter


Bücher mit einer Lesermeinung von Stephen King locken mich an wie Motten das Licht. So hat das charmante Urteil des King auch bei „Die Tiefe“ dafür gesorgt, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Die Lektüre liegt jetzt schon wirklich eine Weile zurück, um die Rezension habe ich mich ewig gedrückt. Nicht, weil das Buch es nicht verdient hätte, viel mehr haben mir die Worte ein Stück weit gefehlt…

Die_Tiefe„Die Tiefe“ von Nick Cutter
Heyne Verlag
528 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)

Eine rätselhafte Krankheit rafft weite Teile der Menschheit dahin. Um der Seuche auf den Grund zu kommen, wird der Arzt Luke Nelson zu Hilfe gerufen. Doch es geht weniger um seine eigenen Forschungen, als viel mehr darum seinen genialen Bruder Clayton in einer Forschungsstation auf dem Meeresboden zu unterstützen. Dort scheint man dem Virus näher auf die Schliche gekommen zu sein, hat aber auch ernste Probleme.

Die Handlung von „Die Tiefe“ zu Beschreiben ist genau so schwer, wie sich für sie zu Begeistern. Die Handlung wirkt insgesamt etwas dünn dargestellt und dadurch unplausibel. Was ist das für eine rätselhafte Seuche? Warum muss man ausgerechnet auf den Meeresboden reisen, um ein Gegenmittel zu finden? Was zur Hölle hat es mit dem Ende auf sich? Ich weiß es nicht.
Dazu kommen Protagonisten, denen ihre Motivation selbst nicht klar zu sein scheint. Luke reist eigentlich nur auf den Meeresboden, weil er „nichts mehr zu verlieren“ hat, sein Bruder will die Menschheit retten, obwohl ihm eindeutig nichts an ebendieser liegt. Warum? Keine Ahnung.

Die wirkliche Stärke von „Die Tiefe“ liegt aber eindeutig nicht in der Handlung, sondern in seiner tollen Atmosphäre und den schaurigen, nervenzerreißenden Horrormomenten. Nicht ganz King-gleich, aber teilweise schon nah dran: die knackende, brummende Unterwasserstation und die Halluzinationen denen die Protagonisten Stück für Stück anheim fallen, haben es in sich. Sprachlich dicht wird man auf den Meeresboden versetzt´. Manchmal ist es dort deftig blutig, manchmal nur der blanke Psychohorror. Für Fans von schaurigen Geschichten genau das Richtige. Mir haben vor allem die Momente, in denen eine Art „Verfolgungsjagd“ in der beengten Situation der Unterwasserstation entsteht, gefallen.

In diesem Buch sind mir die negativen Auswirkungen einer ungünstigen Übersetzung für die Geschichte extrem ins Bewusstsein gerückt. Diverse Szenen in denen der Protagonist Luke sich durch eine Luke (Öffnung, Schott) zwängt, lesen sich einfach unrund und reißen den Leser ungünstig aus der Szene heraus. Aus Spannung wird Verwunderung und schließlich Lachen, weil diese Stellen so absurd wirken. Auch schön sind Sätze in denen nicht sicher ist ob „Als“ sich auf die Protagonistin Al oder die Konjunktion bezieht. Schade!

Meinen Horror-Durst hat das Buch gut gestillt, dazu eine schlüssigere Story und weniger Ausrutscher in der Übersetzung und es hätte wirklich tolle Lektüre werden können. Nicht umsonst hat es Bilder erzeugt, die mir jetzt noch durch den Kopf schleichen (diese lange Hand, die sich durch Gänge windet… uah!). So kommt es unterm Strich auf mittelmäßig gute 3 von 5 Leseratten. Nicht ganz schlecht, aber eher etwas für den unkomplizierten Horror-Hunger.

Das Buch in einem Tweet: „Die Tiefe“ glänzt mit dichter Atmosphäre und schaurigen Bildern, die Handlung ist da (fast) schon zweitrangig.

1 comment

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  1. 1
    Gabi

    Ich hatte mit diesem Buch auch so meine Problemchen, und zwar genau auch in die Richtung, dass ich unfreiwillig lachen musste und der schöne Horror-Grusel zerstört war.
    LG Gabi

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