Rezension: Als ich heute Morgen aufwachte… von T.C. Boyle


Um T.C. Boyle schleiche ich seit der Veröffentlichung von „Hart auf Hart“ herum. Weil ich mir aber nicht sicher war, ob mir Stil und Bilder dieses Autors wirklich zusagen würden, habe ich es erst mal mit der Kurzgeschichtensammlung „Als ich heute Morgen aufwachte, war alles weg, was ich mal hatte“ probiert.

als_ich_heute_morgen_aufwachte_war_alles_weg_was_ich_mal_hatte„Als ich heute Morgen aufwachte, war alles weg, was ich mal hatte“ von T.C. Boyle (ich hasse derart lange Titel einfach!)
dtv Verlag
224 Seiten
9,95 € (Taschenbuch)

Die acht Kurzgeschichten in diesem Band sind alle schon vorher in anderen Erzählbänden erschienen. Wer also, wie ich, ein völliger Boyd-Neuling ist, findet hier eine schöne Zusammenstellung beliebter Geschichten. Wer schon andere Sammlungen gelesen hat, wird hier eher Dopplungen erwischen.

Die einzelnen Geschichten beweisen, dass T.C. Boyle es versteht, interessante Figuren und Situationen zu entwerfen. Sowohl „Moderne Liebe“ deren porentiefe Reinheit in jedem Wort erkennbar ist, als auch „Zähne und Klauen“ präsentieren ganz eindringliche Bilder. Die kurzen Texte sind voll Details und wirken wie ein Fenster in einer größere Handlung. Anders als bei zum Beispiel Stephen King, habe ich hier nicht das Gefühl, dass man aus jeder Geschichte einen Roman formen könnte. Eher scheint hier jede Geschichte ein Ausschnitt eines Romans zu sein. Die Anekdoten sind detailliert, wirken aber zum Teil offen und ein wenig verloren, so als würde es eben eigentlich noch weitergehen.

Mir fehlt leider das übergeordnete Thema der Sammlung. Mal geht es um Verlust, mal um Alkohol, mal um Mut und Veränderung. Selbst innerhalb der Geschichten war mir die Richtung teils zu vage. Klarere Botschaften und Schlussfolgerungen hätten mich begeistert.

Natürlich ist es schwer einen Kurzgeschichtenband als Ganzes zu bewerten. Die schon genannten „Moderne Liebe“ und „Zähne und Klauen“ sind meine Favoriten dieses Bandes. Das titelgebende „Als ich heute Morgen aufwachte, war alles weg, was ich mal hatte“ hat bei mir viel höhere Erwartungen geweckt, als es schließlich halten konnte.

Ich lasse dieses Buch ohne Bewertung stehen. Es hat mir einen interessanten Einblick in das Schreiben eines für mich ganz neuen Autors geboten. Stilistisch habe ich mich in der klaren Sprache und der schnörkellosen Erzählweise völlig wiedergefunden. Inhaltlich kann nun mal nicht jede Geschichte gleich begeistern. Einen Roman dieses Autors werde ich aber dennoch unbedingt wagen!

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