Rezension: Die dunkle Seite des Mondes von Martin Suter


Von Martin Suter habe ich bereits „Allmen und die Libellen“ gelesen. Ich mochte seinen Stil und fand auch die Geschichte ganz schön. Im Rahmen des #jdtb16 bin ich auf „Die dunkle Seite des Mondes“ gestoßen und fragte mich, warum ich bisher nicht wieder zu diesem Autor gegriffen habe.

Dunkle_Seite_des_Mondes„Die dunkle Seite des Mondes“ von Martin Suter
Diogenes Verlag
320 Seiten
12,00 € (Taschenbuch)

„Die dunkle Seite des Mondes“ dreht sich um einen schnöseligen Anwalt, der (um seine junge, hippiehafte Geliebte zu beeindrucken) mit halluzinogenen Pilzen experimentiert und daraufhin sein Gewissen verliert. Diese Persönlichkeitsveränderung bringt im Folgenden sein Leben gehörig aus den Fugen und der Weg zurück scheint nahezu unmöglich.

Hach, schade. Die Thematik des Buches schien so perfekt und die Bewertungen sind sich nahezu einig. Trotzdem sind „Die dunkle Seite des Mondes“ und ich einfach keine Freunde geworden.
Ja, da ist wieder Martin Suters ungewöhnlicher und beeindruckender Stil. Szenen, so voll Details, dass man nicht umhin kann die Atmosphäre zu bewundern. Aber auf Dauer beschränken sich die Beschreibungen auf die Auflistung von Pilz- und Pflanzensorten. Das Buch verkommt zum Waldführer.
Ja, da ist auch wieder ein Charakter, der interessant und facettenreich beschrieben ist. Der Anwalt Urs Blank ist vielleicht nicht der Sympathieträger in Reinkultur, aber ein spannender Protagonist und seine Erlebnisse versprechen tolle Entwicklungen. Aber gerade da, wo die Entwicklungen vielversprechend werden, bleibt mir die Handlung zu sehr an der Oberfläche.
Es sind genau diese (fehlenden?) Entwicklungen, die mir die Lektüre ein Stück weit verdarben. Ein Mann verliert sein Gewissen, seine kommentierende und lenkende innere Stimme geht verloren. Was kann da nicht alles passieren! Welche Fragen werden sich auftun? Welche Pfade kann seine Entwicklung einschlagen?
Für so eine extreme Situation geht mir das ganze Buch zu still dahin. Es gibt einige besondere und harte Situationen, viele Fragen blieben für mich aber unausgesprochen.

Die sprachliche Qualität und Atmosphäre retten das Buch auf eher unterdurchschnittliche 2 von 5 Leseratten, inhaltlich und im Hinblick auf die Bearbeitung der aufgeworfenen Themen konnte diese Geschichte meinen Erwartungen leider nicht gerecht werden.

Das Buch in einem Tweet: Eher geeignet als Pilz- und Wanderführer, „Die dunkle Seite des Mondes“ konnte für mich thematisch seine Versprechungen nicht halten.

2 Comments

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  1. 1
    Kati@ZeitZuLesen

    Oha .. Alexandra, jetzt machst Du mir Angst ;-)
    Suter ist eigentlich für mich oft ein Garant für solide Literatur, daher habe ich mir gerade am Samstag ein neues Buch gekauft. Kennst Du Alles im Griff?
    Dein Bericht zu die Dunkle Seite des Mondes klingt jedenfalls enttäuschend, ich werde auf Dich hören und es vorerst nicht lesen (es subbt im Regal) und mich gleich Alles im Griff zuwenden …

    Liebe Grüße & eine schöne Woche
    Kati

  2. 2
    Kerstin Scheuer

    „Allmen und die Libellen“ war auch mein erster Suter, lieber Bücherzwilling. ;-) Den fand ich so gut, dass ich den „Allmen“-Reihe bis zur verschwundenen Maria verfolgte. Leider war mein Eindruck, dass die Romane stetig schlechter werden. Oder vielleicht wird es mit der Zeit einfach etwas langweilig, weil Suter – wie Du in Deiner Rezension schön beschreibst – bestimmte Motive und Elemente in jedem Roman wiederholt?
    Ich habe mir jedenfalls eine Suter-Pause verordnet. Deine Rezension bestärkt mich in dieser Entscheidung.

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