Rezension: Eine fast perfekte Familie von Meg Mitchell Moore


Traumjob. Traumhaus. Traumleben? Die Hawthrones haben eigentlich alles, was eine perfekte Familie braucht: Nora und Gabe sind berufliche Überflieger, ihre Tochter Angela die Klassenbeste und die jüngere Tochter Cecily eine talentierte Tänzerin. Trotz dieser scheinbaren Perfektion, braucht es nur wenig, um das Glück der Familie ins Wanken zu bringen. Einen kleinen Strauch marinen Zwergflachs zum Beispiel…

Ich habe lange darüber nachgedacht, warum bei „Eine fast perfekte Familie“ immer noch der letzte Funke fehlte, um mich zu begeistern. Einerseits ist das Buch eine tolle Betrachtung unserer Zeit. Es geht um Perfektion und das, was „Glück“ gesellschaftlich definiert. Ist es eine möglichst schicke Wohnung oder der Platz 1 auf einer Bestenliste? Wie die Familie im Buch von, zum Teil kleinsten, Problemen derart erschüttert wird, ist unterhaltsam zu lesen. Für mich stellten diese „Krisen“ auch immer wieder einzelne Aspekte unserer Kultur in Frage. Leistungsstreben und elitäres Denken werden zerpflückt und Werten wie Zusammenhalt und Treue entgegengestellt.

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Andererseits verfolgte mich während der gesamten Lektüre das Gefühl, dass da noch mehr kommen muss. Eine kleine rosa Blume treibt Nora an den Rand der Verzweiflung. Wirklich?!
Wenn man sich darauf einlässt, ist die Handlung stimmig und durch die humorvolle Erzählweise nie langweilig. Die Konflikte wirkten für mich aber zum Teil wirklich lächerlich. Eine Mischung aus „Full House“ und den „Gilmore Girls“.
Wieder andererseits ist es vermutlich gerade jene Lächerlichkeit, die alles am deutlichsten zum Punkt bringt: in unseren eigentlich perfekten Leben, machen wir uns ziemlich viele Probleme einfach selbst.

„Eine fast perfekte Familie“ kann man auf zwei Arten lesen: als humorvolle Familiengeschichte mit schrägen Charakteren und witzigen Dialogen. Oder als Metapher auf gesellschaftliche Werte und deren Stellenwert in unserem Leben. Beides macht das Buch ziemlich gut aber nicht perfekt. Für mich 4 von 5 Leseratten.

Das Buch in einem Tweet:

“Eine fast perfekte Familie” von Meg Michell Moore, übersetzt von Sabine Schwenk, erschienen im Verlag Bloomsbury Berlin, 432 Seiten, 20,00 € (Hardcover)

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