Rezension: Butter von Erin Jade Lange


Die Geschichte von “Butter” ist furchtbar traurig, erschreckend und abstoßend. Butter (so sein Spitzname) ist 16 und extrem dick. Er steht außerhalb des Lebens an seiner Schule, so fett dass er nicht mal mehr gehänselt wird. Niemand sieht ihn. Um endlich wieder sichtbar zu werden, ergreift Butter einen furchtbaren Plan: am Silvesterabend will er sich vor laufenden Webcams (und sensationslüsternem Publikum) zu Tode fressen. Als er dies auf einem Blog ankündigt, bekommt er auch innerhalb seiner Schule ganz neue Aufmerksamkeit.

Mit “Butter” habe ich schwer gekämpft. Es ist ein Buch, dass mich emotional wirklich mitgenommen hat, denn die Dynamik innerhalb der Geschichte ist wirklich grausam. Wie ein eher einsamer und unscheinbarer Junge durch solch eine Drohung zum “Star” wird, hat mich bedrückt. Die Geschichte zeigt dabei ein erschreckendes Bild von Gruppendynamik und der Brutalität innerhalb der Anonymität des Internet. Denn obwohl ihn in der Schule nach seiner Ankündigung alle beachten, fiebern im Netz viele Schüler auf Butters Tod hin. Ekelhaft!

Die Geschichte wirkt künstlich und zum Glück nicht allzu “authentisch”. Zu krass scheinen Figuren und Entwicklung der Handlung. Dadurch erschien mir das Buch eher wie ein brutales Gedankenexperiment. Im Verlauf der Geschichte ergeben sich immer wieder Situationen, in denen die individuellen Gefühle unseres Protagonisten gegen den Zwang der Gruppe stehen. Immer wieder fragt man sich als Leser unwillkürlich, ob Butter es schafft zu sich selbst zu stehen.

Für ein Jugendbuch ist “Butter” einerseits ganz schön krass, andererseits genau richtig: es ist spannend geschrieben und bietet genau das richtige Maß an Drama um bis zum Ende zu interessieren.
Trotzdem wollte ich das Buch stellenweise nicht weiterlesen, die Angst vor Butters “großer Show” und einem so unwürdigen Ende dieses liebenswerten Charakters war zu groß. Ob sich meine Befürchtungen bewahrheiteten, verrate ich natürlich nicht. Für mich war Butter aber definitiv ein Protagonist, der mir im Verlauf der Handlung sehr ans Herz gewachsen ist. Aus seiner Sicht geschrieben, lernt man die Welt zwangsläufig mit seinen Augen kennen und kann sich in seine Sorgen aber auch Freuden wunderbar einfühlen.

Insgesamt hat mir “Butter” sehr gut gefallen. Zwar sind manche Figuren rund um Butter doch wieder recht klischeebeladen und der leicht “künstliche” Eindruck der Geschichte lässt sich nicht verleugnen, unterm Strich bleiben aber wirklich gute 4 von 5 Leseratten. Ein Leseerlebnis, dass lange im Gedächtnis bleibt.

Das Buch in einem Tweet:

“Butter” von Erin Jade Lange, übersetzt von Uwe-Michael Gutzschhahn, erschienen im Rowohlt Verlag, 336 Seiten, 8,99 € (Taschenbuch)

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