Rezension: Die Großrussin von Stefan Schwarz


Ich muss gestehen, dass ich euch viel lieber tolle Geschichten und großartige Bücher präsentiere, als solche, die dieses gewisse naja-Gefühl bei mir hinterlassen. “Die Großrussin” von Stefan Schwarz ist leider eins dieser naja-Bücher.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Familienvater Ullrich Hasselmann hatte da mal vor 17 Jahren eine echt komplizierte Beziehung mit einer ziemlich großen Russin. Via Jugendamt lässt ihm jene nun mitteilen, dass er der Vater eines jugendlichen Intensivtäters ist und das Sorgerecht für diesen übernehmen soll. Seelenheil und Familienfrieden der Hasselmanns sind akut in Gefahr.

“Die Großrussin” ist leider weder ein richtiger Roman noch richtig Comedy. Für einen Roman ist die Geschichte zu platt, für Comedy ist alles zu bemüht auf die Handlung fokussiert. Ja, es ist ganz amüsant wie der “hypochondrische Altphilologe” aus seiner Familienidylle gerissen wird, durch die vielen Klischees und Plattheiten, fehlte der Geschichte aber ein Stück weit die Seele. Ein lustiger Protagonist und witzige Sprüche allein sind mir einfach nicht genug. Ich hatte mir viel mehr interessante Konflikte und Ideen erhofft, die aus dieser kulturell nicht ganz einfachen Beziehung entstehen. Zwar liest sich die Geschichte flott und humorvoll, der kluge Moment und Aha-Effekt fehlte dem Buch nach meinem Geschmack völlig. Vielleicht könnte man noch Interpretationen darüber anstellen, wie der ängstliche Kleinstädter im Angesicht diverser Risiken über sich hinauswächst, aber ganz ehrlich? Es wirkte zu sehr wie der 701. Sat1-Film-Film, als dass ich tieferen Sinn unterstellen kann.

Ich habe vorher “Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut” von Stefan Schwarz gelesen und wusste, dass er eher ein Komiker ist. Jetzt weiß ich, dass in diesem Format sein Talent zu absurden Dialogen und schön-schrägen Situationen deutlich besser zur Geltung kommt, als in einem Roman. Natürlich mag ich seinen Humor auch in “Die Großrussin” und vor allem der nervöse Hauptcharakter hatte es mir schon angetan. Aber unterm Strich wirkte die Geschichte wie ein Puzzle skurril-sympathischer Charaktere und witziger Situationen, irgendwie in eine Rahmenhandlung gepresst. Leider nicht mein Fall und grad noch 2 von 5 Leseratten.

2Ratten

“Die Großrussin” von Stefan Schwarz, erschienen im Rowohlt Verlag, 286 Seiten, 9,99 € (Taschenbuch)

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