Rezension: Die Schöne und der Tod von Bernhard Aichner


“Die Schöne und der Tod” ist das erste Buch aus Bernhard Aichners Reihe über Max Broll, den Totengräber / Ermittler wider Willen. Da mich der Autor mit “Totenfrau” von seinem doch sehr ungewöhnlichen Stil, seinen makabren Ideen und spannenden Erzählweise von sich überzeugte (hier findet ihr die Rezension), wollte ich nun unbedingt auch seinen anderen Protagonisten kennenlernen. Leider wurden Broll und ich keine Freunde, ich werde Blum treu bleiben.

Dabei hätte alles so schön sein können: Max Broll ist ein sympathischer Charakter. Ein Totengräber der sehr auf die Ordnung auf seinem Friedhof bedacht ist, ab und an einen Saunagang pflegt und sonst sein ruhiges Leben genießt. Bis seine Ex wieder in sein Leben stolpert, im Gepäck ihre tote Schwester. Mit einem würdigen Begräbnis könnte die Sache schon beendet sein, würde nicht die Leiche kurz darauf verschwinden. Das lässt sich Broll auf seinem Friedhof nicht gefallen und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Obwohl ich diese Grundidee der Geschichte sehr mochte, konnte mich das Buch überhaupt nicht überzeugen. Da ist einmal Broll, der zwar auf den ersten Blick recht sympathisch wirkt, jedoch im Verlauf der Handlung einfach nicht die Tiefe oder das Herz bekommt, um ihm längere Zeit folgen zu wollen. Vielmehr gingen mir seine Beziehungen und Entwicklungen irgendwann schwer auf die Nerven. Er wirkt beinahe pubertär.
Dann sind da seine “Ermittlungen”, welche kaum Spannung aufbauen und Großteils vor sich hin schleppen. Die Entwicklungen, die dabei verfolgt werden, waren mir zudem zu ideenlos. Immer wieder Klischees, die an die dritte Tatortwiederholung erinnern. Natürlich ist es schwer, in Krimis das Rad ständig neu zu erfinden, die gute Basis (nämlich ungewöhnliche Protagonisten und Aufbau der Geschichte) wurde für meinen Geschmack aber zu wenig genutzt.

Trotz vieler knapper Dialoge zogen sich daher die 250 Seiten für mich, keine Spur des lockeren Erzählflusses, der Spannung und der düsteren Atmosphäre aus “Totenfrau”. Zwar fasziniert mich Aichners kurzer, wie abgehakt wirkender Stil nach wie vor, in diesem Buch wirkte er jedoch leider unfertig und grob. Dadurch entstand einfach kaum Atmosphäre. Leider konnte dann auch “das große Finale” nicht über den Rest hinwegtrösten und ich blieb ziemlich enttäuscht zurück. Irgendwie war’s dann alles doch wie gedacht, keine Überraschung, tiefere Botschaft oder Clou belohnt den Leser.

Für mich nur 1 von 5 Leseratten. Trotzdem lege ich allen die “Totenfrau” Trilogie ans Herz. Dort könnt ihr den wirklich einzigartiger Stil des Autors, verbunden mit einer Geschichte, die mehr Spannung aber auch Humor bietet, kennenlernen.

Leseratte

Das Buch in einem Tweet:

“Die Schöne und der Tod” von Bernhard Aichner, erschienen im btb Verlag, 249 Seiten, 9,99 € (Taschenbuch)

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3 Comments

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  1. 1
    Kerstin Scheuer

    Bis ich Deine Rezension gelesen habe, stand das Buch auf bei mir auf der Wunschliste. Die Idee, einen Totengräber ermitteln zu lassen, schien genau meins zu sein, auch wenn ich noch nichts von Eichinger gelesen habe. Schade, dass Dir das Buch so wenig zusagte. Jetzt wird es wohl ein ganzes Stück weiter nach unten auf der Wunschliste wandern.

    • 2
      Alexandra

      Hallo Kerstin,
      am besten streichst du es nicht einfach von der Wunschliste, sondern ersetzt es durch „Totenfrau“. Auch da „ermittelt“ eine Totengräberin (bzw. Bestatterin), die Geschichte und Protagonistin fand ich aber rundherum gelungener, facettenreicher, spannender, unterhaltsamer!
      Liebe Grüße,
      Alex

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