Rezension: Bestseller von Klaus Modick


Zwar ist dieses Buch nur dem Namen nach ein Bestseller, einige Bestsellerqualitäten besitzt es dennoch: es ist überraschend, unterhaltsam und ganz schön böse. In “Bestseller” erzählt Klaus Modick eine herrliche Geschichte des Literaturbetriebs: Lukas Domcik ist ein nur leidlich erfolgreicher Autor, der mit den Aufzeichnungen seiner Tante Thea aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren auf “Romanstoff wider Willen” stößt. Daraus sollte sich etwas machen lassen, denn “Weltkrieg geht immer”. Tatsächlich schafft es Domcik dem Material eine (scheußlich schnulzige) Geschichte abzuringen, welche er aus Eitelkeit zu verlieren droht.

Ich habe ja geglaubt, dass sich in Tante Theas Tagebüchern tatsächlich spannende Entdeckungen finden und ehrlich gesagt anfangs etwas völlig anderes erwartet in diesem Roman. Statt dramatischer Familiensaga findet sich hier eine äußert humorvolle Erzählung über Literatur, Eitelkeiten, das Autorenleben und ein klein wenig die Liebe.
Das alles wird präsentiert von einem herrlich kauzigen ich-Erzähler. Der erfahrene und leicht resignierte, aber auch eitle Domcik berichtet ganz direkt vom Aufstieg und Fall seines Bestsellers. Daneben schweift er gern auch ab, erzählt vom Klüngel in Verlagen und den Härten des Literaturbetriebs. Den altklugen, manchmal regelrecht faselnden Erzählton, der dabei angeschlagen wird, muss man wirklich mögen, meist hat er mich sehr gut unterhalten. Wie er voll Sarkasmus und bösem Humor vom Leder zieht, war einfach ein Genuss.

Toll gelungen ist auch die spürbare Spannung zwischen den Darstellungen des ich-Erzählers und dem Eindruck des Geschehens, der sich dem Leser schier aufdrängt. Domcik scheint sich selbst spürbar in die Tasche zu lügen und doch ab und an Schönfärberei zu betreiben, über seine Anwandlungen (vor allem den Frauen gegenüber) musste ich herzhaft lachen. Durch die feine Sprache, schlau verschachtelten Sätze und die überragende Situationskomik driftet das Buch dabei nie in platte Kalauer ab.

Für mich kam “Bestseller” genau richtig nach dem Messeblues der Frankfurter Buchmesse, da es deren Treiben mit einem Augenzwinkern in ganz neues Licht rückte. Ob es hinter den Kulissen tatsächlich so zugeht?! In meinen Augen keine bahnbrechende Lektüre, aber schöne Unterhaltung für zwischendurch und ein durchaus kluges Buch, eine gute Satire auf den Literaturtrubel. Von mir 4 von 5 Leseratten.

Das Buch in einem Tweet:

“Bestseller” von Klaus Modick, erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch, 288 Seiten, 9,99 € (Taschenbuch)

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1 comment

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  1. 1
    NNIN

    Hallo!
    Verspätet, aber nötig: Herzlichen Dank für die Rezension. Ich habe mir danach das Buch ausgeliehen, und ich kann der Rezi nur zustimmen. (gute) 4 von 5 Ratten.
    NNIN

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