Rezension: Die Toten von Natchez von Greg Iles


Im letzten Jahr habe ich “Natchez Burning” trotz seiner über Tausend Seiten geradezu verschlungen und hungrig auf den nächsten Band der Trilogie gewartet. Nun ist “Die Toten von Natchez” erschienen und auch wieder ein echtes Schwergewicht. Es ist toll zum Schmökern, konnte die Begeisterung des ersten Bandes aber leider nicht vollständig aufrecht erhalten.

In “Die Toten von Natchez” treffen wir wieder auf Penn Cage, den Bürgermeister der kleinen Gemeinde Natchez am Mississippi. Gemeinsam mit seiner Frau, einer lokalen Reporterin, ist er weiterhin auf den Spuren mehrerer Morde aus den 1960er Jahren in die auch seine Familie tragisch verwickelt ist. Alles dreht sich um die Verbrechen der sogenannten “Doppeladler” einer gewalttätigen rassistischen Gruppe, deren Mitglieder teils wichtige Positionen in der Gesellschaft betrauen.

Anders als im ersten Band werden in diesem Buch ausschließlich die Handlungsstränge der Gegenwart weitergeführt. Der vorher spielerische Wechsel zwischen Vergangenheit und gegenwärtigen Entwicklungen, Mutmaßungen und Entdeckungen, die sich gekonnt verweben, fehlten mir sehr. Die Erzählweise der Geschichte wirkte mir etwas zu direkt, die Entwicklungen werden schlicht offengelegt. Die geheimnisvolle, mysteriöse und teils verwirrende Atmosphäre des ersten Bandes konnte mich besser fesseln.

Trotzdem ist “Die Toten von Natchez” kein Buch, das man zur Seite legen möchte. Es ist weiterhin toll gelungen die Schicksale der vielen Protagonisten fortzuführen. Die Charaktere kämpfen mit Eitelkeiten, Macht und Schuld. Die Fülle der Handlungsstränge verbindet sich dabei spannend und schlüssig.
Über allem steht die Frage, wie weit wir einen Menschen wirklich kennen können. Erste Geheimnisse und Dramen werden nun enthüllt, die sich im ersten Band nur andeuteten. Zusätzlich werden Gerechtigkeit und Ehrlichkeit mehr ins Zentrum der Geschichte gerückt. Dadurch entwickelt sich die Erzählung und ist nicht schlicht ein Weiterführen des ersten Bandes, sondern setzt eigene interessante Aspekte.
Leider fehlte der Geschichte ein so grandioser Cliffhanger, wie sie der erste Band noch aufwies. Fast wirkte “Die Toten von Natchez” abgeschlossen, nur wenige Geheimnisse bleiben zu lüften.

“Die Toten von Natchez” ist ein spannender und unterhaltsamer Roman, der wieder eine gelungene Verbindung historischer Ereignisse und spannender Kriminalfälle schafft. Für mich 4 von 5 Leseratten und große Neugier auf den Abschluss der Trilogie!

Das Buch in einem Tweet:

 

“Die Toten von Natchez” von Greg Iles, übersetzt von Ulrike Seeberger, erschienen im Aufbau Verlag, 1.008 Seiten, 16,99 € (e-Book)

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