Abgebrochen: Bei den Wölfen von Sarah Hall


Liebes „Bei den Wölfen“,

es tut mir leid, ich mach Schluss. Es wurde einfach nichts aus uns, die Chemie zwischen dir und mir stimmte nicht.

Du weißt, wir haben es mehrmals probiert. Eine erste vorsichtige Annäherung bereits vor deinem eigentlichen Erscheinungstermin scheiterte kläglich. Kaum 50 Seiten haben wir gemeinsam verbracht, doch immer wieder riss es mich aus deiner Geschichte. Immer, wenn ich endlich in deinem Lesefluss ankommen wollte, hast du den aktuellen Gedanken verworfen, dich thematisch oder stilistisch gedreht und mich abgewiesen. So konnte das nichts werden.

Also Pause.
Immer wieder zaghafte Versuche, wenige Seiten… nein, die Liebe flammt einfach nicht auf. Du wolltest für meinen Geschmack zu viel: Natur, Sex, Politik und dann noch immer wieder diese Selbstfindungsthemen. Ich konnte und mochte deinen inhaltlichen Sprüngen nicht folgen.

Du wandertest immer weiter nach unten im Stapel meiner Bücher. Das hast du nun wirklich nicht verdient! Also rauften wir uns für einen Neustart zusammen. Ganz von vorn und frisch ans Werk. Doch wieder: es sind kaum 70 Seiten und wieder trifft mich Resignation, die nächsten Seiten quälen sich dahin. Nein, wir passen einfach wirklich nicht zusammen.

Das tut mir leid. Eigentlich hast du einen besseren Leser verdient. Einen, der deinem Wechsel von flüssig schlängelnden Sätzen und abgehakten Gedanken folgen will. Einen, der deine thematische Bandbreite für sich besser in Einklang bringt. Vielleicht einen Leser, der ein bisschen so ist wie deine Hauptfigur: sprunghaft und ein wenig wankelmütig. Für mich war das zu viel, zu unharmonisch und ein bisschen zu wenig Natur in all dem anderen. Ich habe wohl anderes von dir erwartet.
So ist das, manchmal folgt auf die erste Verliebtheit (dein Cover! dein Klappentext!) die Realität des Alltags.

Ich mache mir das wirklich nicht leicht und habe dir nicht viel Zeit gegeben, deine Stärke zu entfalten, aber ich glaube wir würden nie so richtig gut zueinander finden.

Leb wohl,
deine Alexandra

P.S. Ich spare mir Klischeesätze wie “es liegt nicht an dir, es liegt an mir” denn ehrlich gesagt weiß ich nicht, woran dieser Fehlgriff mit uns lag Zwinkerndes Smiley

„Bei den Wölfen“ von Sarah Hall, übersetzt von Nikolaus Stingl, erschienen im Knaus Verlag, 448 Seiten, 19,99 € (Hardcover)

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