Die Kehrwoche 2017: Nachttischhüter


Jedes Jahr im Januar veranstalten die Mädels von Herzpotenzial ihre sogenannte Kehrwoche. Ein literarisches Ausmisten, um sich und den SUB zu entlasten. Bisher habe ich da nie mitgemacht. “Brauch ich nicht”, hab ich gedacht… Heute sind aber die Nachttischbücher dran, der traurige Stapel angelesener (oder ungelesener) Bücher, die jedes Mal doch wieder einem anderen, neueren Buch weichen müssen. Genau diesen Stapel habe ich gerade auch umschifft, als ich nach meiner aktuellen Lektüre griff. Ganz schön gemein, oder?

Also möchte ich euch heute meine vier Nachttischbücher vorstellen, Ich nehme mir vor sie nun Stück für Stück von ihrem traurigen Dasein zu erlösen.

“Das Trugbild” von Kjell Westö
Vielleicht liegt es an den nordischen Namen, aber irgendwas bremste meinen Lesefluss in diesem Buch bisher. Immer wieder gab ich anderen Büchern den Vorrang. Dabei ist die Handlung wirklich interessant. Das Buch handelt von der Spaltung in Europa zur Zeit des Dritten Reiches. Eine Gruppe intelligenter und besonderer Männer trifft sich regelmäßig im “Mittwochsclub”. Sie sprechen über die besorgniserregenden Entwicklungen in Nazideutschland, doch auch die finnische Gesellschaft scheint von dieser Thematik gespalten.
Eigentlich möchte ich unbedingt wissen, wohin die Reise dieser Figuren geht und welche Rolle vor allem die Sekretärin Matilda in der Geschichte spielt. Ob es in diesem Anlauf klappt?

“Der Flieger” von Maarten ‘t Hart
Maarten ‘t Hart schreibt klug und witzig, daran kann es wirklich nicht liegen. Ich bin sogar schon recht weit vorangekommen in der Geschichte des Sohns des katholischen Grabmachers, der 1000 Tote umbetten soll. Trotzdem ist auch dieses Buch immer wieder in meinem Nachttischstapel zurückgeblieben. Vermutlich liegt es daran, dass es so ruhig und friedlich ist. Es kämpft nicht laut genug um meine Aufmerksamkeit als Leser. Daher wurde es von mir einfach vertröstet. Das möchte ich ändern!

“Bei den Wölfen” von Sarah Hall
Ich habe dieses Buch vor Erscheinen vom Verlag bekommen, sofort gestartet und es liegt nun noch immer hier. Schande! Tatsächlich überlege ich immer noch, ob ich die Lektüre abbrechen soll. Noch 100 Seiten möchte ich dem Buch geben, dann möchte ich entscheiden. Hat mich die Geschichte der Wolfsforscherin und ihrer Reise zu den Wölfen dann nicht gepackt, gebe ich auf. Zu zerfasert schien bisher die Geschichte. Immer, wenn gerade ein Lesefluss entstehen wollte, verlor sich die Autorin in dem (seltsam anstrengenden) Seelenleben der Protagonistin, die Verbindung zur Naturbeobachtung fehlte mir da noch. Obwohl mir die Thematik liegt, möchte ich damit nicht unnötig kämpfen.

“Peripherie” von William Gibson
Eigentlich ist es ein Verbrechen, dass das Buch hier noch lieg, hat das doch genau nur einen Grund: es hat sich bisher dem parallelen Lesen verweigert. Die Geschichte von “Peripherie” ist komplex und rasant und lässt keinen Platz für eine Geschichte nebendran. Diesen Raum möchte ich dem Buch nun endlich geben. Denn der “Kriminalfall” in der digitalen beziehungsweise digitalisierten Welt von Peripherie juckt mich immer noch so in den Fingern wie am ersten Tag. Dann müssen nun die anderen Bücher einfach mal warten.

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2 Comments

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    • 2
      Alexandra

      Da werden sich deine Nachttischbücher sicher freuen! Ich hatte das Gefühl, meine haben auch ganz traurig geschaut, bis sie jetzt mal befreit wurden. Die Reihenfolge festzulegen „wer wird zuerst gerettet“ ist aber ganz schön schwer *seufz…
      Viele liebe Grüße
      Alexandra

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