Rezension: Geheimnis in Weiß von J. Jefferson Farjeon


Eigentlich hatte ich “Geheimnis in Weiß” als Weihnachtslektüre angedacht, im Trubel der Feiertage bin ich aber überhaupt nicht dazu gekommen. Die gute Nachricht: es ist auch wunderbar geeignet als Winterlektüre im Januar, Februar und notfalls im März!

Im Zug in Richtung des englischen Hemmersby ist eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft am Heiligabend auf den Weg zu ihren jeweiligen Familien oder Verabredungen. Die Gespräche im Zug scheinen gequält, so ganz passen die Charaktere nicht zusammen. Durch die Hand des Schicksals wird die ungewöhnliche Gruppe aber zusammengeschweißt: der Zug bleibt im Schneetreiben stecken und man beschließt gemeinsam zu Fuß den Bahnhof zu suchen. Schließlich erreichen sie nicht den Bahnhof sondern ein geheimnisvolles verlassenes Haus. Wo können dessen Bewohner abgeblieben sein?

Die ursprünglich 1937 erschienene “Geheimnis in Weiß” ist eine klassische britische Kriminalgeschichte. Die Figuren entsprechen in ihrer eigentlich so zufällig zusammengesetzten Gruppe doch genau den typischen Charakteristiken für ein solches Buch: die reiche, sorglose Tochter aus gutem Haus, der etwas mürrische ältere Herr und der findige Experte fürs Übersinnliche könnten auch so aus einem Buch von Agatha Christie entsprungen sein. Sie alle sind knapp aber klar charakterisiert und erfüllen im Verlauf der Handlung die Erwartungen in ihre jeweilige Rolle.

Leider ist “Geheimnis in Weiß” aber kein Kriminalroman bei dem so richtig aktiv mitgerätselt werden kann. Zwar entwickeln sich im Laufe der Geschichte verschiedene Theorien über das Geschehen und man stolpert immer wieder über kleine Indizien, bei denen der findige Leser ahnt dass sie noch von Bedeutung sein werden, die Szenerie ist jedoch leider nicht so geschlossen, dass man das Geschehen selbst ganz enträtseln könnte.
Trotzdem war das Buch für mich eine schöne Lektüre, bei der ich vor allem die unterhaltsamen Dialoge und interessanten Wendungen genossen habe. Die Handlung ist linear aufgebaut und so schreitet der Weihnachtsabend im Verlauf des Buches unaufhaltsam einem großen Finale entgegen, in dem schließlich die Geschichte detailreich aufgleöst wird. Sehr schön!

Obwohl ich bei “Geheimnis in Weiß” nicht selbst in Miss Marple Manier zur Tat schreiten konnte und die Geschichte zwischendurch einige kleine Längen besitzt, habe ich diesen Krimiklassiker gern gelesen und seine geheimnisvolle und spannende Atmosphäre genossen, 4 von 5 Leseratten.

“Geheimnis in Weiß” von J. Jefferson Farjeon, übersetzt von Eike Schönfeld, erschienen im Klett-Cotta Verlag, 282 Seiten, 14,95 € (Leinenband)

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