Rezension: Abgrund von Bernhard Kegel


Ein wenig erinnert “Abgrund” von Bernhard Kegel an Frank Schätzings “Der Schwarm”. Zwar ist “Abgrund” nicht ganz so episch und dramatisch, thematisiert das Meer aber auch als eine gewaltige, uns fast unbekannte Kraft. Eine Kraft, von deren sensiblem Gleichgewicht unser aller Leben abhängt. Bernhard Kegel schafft es dieses aktuelle ökologische Thema in einer spannenden Romanhandlung zu verpacken.

Anne Detlefsen und Hermann Pauli, sie Kriminalbeamtin und er Biologe (schon bekannt aus Bernhard Kegels Roman “Der Rote”), verbringen ihre Ferien auf den Galápagosinseln. Obwohl das Paar eigentlich nur Erholung sucht, können sie sich ihrer jeweiligen Passion nicht verwehren und werden unversehens in spannende Geschehnisse verwickelt. So engagiert sich Hermann bei der Suche nach einem mysteriösen Hai, während Anne einer Serie rätselhafter Schiffsbrände auf den Grund geht.

Die Handlung in “Abgrund” wirkt manchmal etwas konstruiert und scheint stark auf die Kernthemen des Buches ausgerichtet zu sein, entwickelt aber trotzdem innerhalb weniger Seiten eine ungemeine Spannung. Das lag für mich vor allem am ungewöhnlichen Handlungsort und den verschiedenen damit verbundenen Konflikten. Es geht um Tourismus und Artenschutz, die Probleme der armen Bevölkerung in Ecuador und immer wieder die Meere.

Hauptthema des Buches ist das fragile Gleichgewicht der Meere, welches durch schlechte Umweltbedingungen wie steigende Temperaturen, nachhaltig zerstört zu werden droht. Das vernichtet große Teile der sensiblen Korallenriffe und gefährdet das Überleben zahlreicher Arten. Diese Themen, so bedrückend sie auch sind, werden fundiert und verständlich in den Roman integriert. Mein einziger Kritikpunkt sind in dieser Hinsicht die leider teilweise etwas hölzern wirkenden Dialoge. Um bestimmte Informationen in die Geschichte einzuweben, finden zwischen den Charakteren schulbuchartige Gespräche statt. Zwar soll das vermutlich dem Lesefluss dienen und diese Passagen auflockern, mich hätten diese Informationen aber auch nicht im Fließtext gestört.

Bis auf Anne und Hermann werden die Figuren in dieser Geschichte übrigens nur skizzenhaft charakterisiert. Auch das unterstreicht für mich den Eindruck, dass “Abgrund” völlig auf das zentrale Thema fokussiert ist. Für meinen Geschmack passte das gut zum Rahmen des Buches, da es weniger die Figuren und ihre Handlungen sind, die im Gedächtnis bleiben, als vielmehr die beeindruckende Kulisse und die interessante ökologische Problematik.

Insgesamt hat mich “Abgrund” beeindruckt, gut unterhalten und trotz anfangs etwas vorhersehbarer Entwicklungen später wirklich überrascht. Ein Buch, das obwohl es nicht ganz perfekt ist, mit seiner beeindruckenden Botschaft noch lange im Kopf bleibt.

“Abgrund” von Bernhard Kegel, erschienen im Mare Verlag, 384 Seiten, 22,00 € (Hardcover)

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