Rezension: Licht von Anthony McCarten


Mit “Licht” hat sich Anthony McCarten auf völlig neues Land vorgewagt. Er erzählt diesmal nicht die Geschichte von heldenhaften Underdogs, sondern zweier berühmter, historischer Persönlichkeiten. In “Licht” wird beschrieben, wie zwei geniale Männer gemeinsam die Welt verändern wollen: Thomas Edison und J.P. Morgan. Der Erfinder und der Banker haben es sich zum Ziel gesetzt elektrisches Licht in die Haushalte zu bringen (und damit möglichst ein Vermögen zu verdienen). Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und so bringt dieser Plan auch Entwicklungen mit sich, die dem Seelenheil und der Menschlichkeit des Erfinders zur Gefahr werden.

Dies ist leider das erste Buch von Anthony McCarten, welches mich nicht völlig begeistert und hingerissen hat. An der teils schwierigen Thematik (im Buch spielt auch der elektrische Stuhl eine wichtige Rolle) kann es eigentlich nicht liegen, denn auch sonst spricht McCarten gern und gezielt kritische Themen an. Doch in diesem Buch fehlte etwas die Leichtigkeit und der Witz seiner übrigen Geschichten. Ich vermute, dies resultiert daraus, dass McCarten in “Licht” eng an die historischen Ereignisse angeknüpft hat und damit in der Entwicklung seiner Geschichte natürlich gebunden war.

Trotzdem sind auch die Figuren nicht so ganz mit der McCarten-typischen Schrulligkeit charakterisiert, sondern fast sachlich und nur mit wenig skurrilen Zügen beschrieben. Ich habe mich dadurch wirklich schwer getan mit diesem Buch, obwohl es so klug und interessant erzählt ist, konnte mich die Geschichte einfach nicht fesseln.

Ich frage mich, ob meine Begeisterung größer gewesen wäre, wenn ich nicht einen McCarten erwartet hätte, sondern es das Buch irgendeines anderen Autoren wäre. Denn tatsächlich entwickelt sich die Geschichte ungewöhnlich, es werden verschiedene Zeitebenen geschickt miteinander verwoben und vor allem die Charakterfragen zwischen J.P. Morgan und Thomas Edison konnten mich begeistern. Der Konflikt zwischen Profit und Wissenschaft wird interessant und mit einigen unerwarteten Geschehnissen dargestellt.

An sich ist “Licht” also ein Roman, den man gelesen haben kann (nicht muss). Für McCarten-interessierte Leser würde ich zum Einstieg aber definitiv ein anderes seiner Bücher empfehlen, da sein ganzes Können in diesem Roman einfach nicht ans Licht kommt. (Haha, bitte entschuldigt das Wortspiel!)

“Licht” von Anthony McCarten, übersetzt von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié, erschienen im Diogenes Verlag, 361 Seiten, 24,00 € (Hardcover)

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