Rezension: Crossroads von Jürgen Albers


Mit “Crossroads”, seinem ersten Roman über den charmanten Inspektor Norcott, entführt uns Jürgen Albers auf die britischen Kanalinseln im Jahr 1940. Vor der historisch spannenden Kulisse des tobenden Zweiten Weltkrieges und der britischen Kanalinseln unter deutscher Kriegsverwaltung entwickelt sich ein klassischer Kriminalroman, den ich sehr gerne gelesen habe.

So ist es nämlich zunächst ein rätselhafter Mord an einer jungen Ehefrau, der den Startpunkt der Ermittlungen von Norcott und seinem Team sowie einer ganzen Reihe spannender Entwicklungen bildet. Sowohl der auffällig unauffällige Ehemann als auch die neugierige Nachbarin geraten ins Visier der Ermittler. Ich  muss zugeben, dass ich diese Abschnitte mit besonderem Genuss gelesen habe. Die schrittweise aufgerollten Nachforschungen an diesem Fall sind schön dargestellt und recht ausführlich ausgebreitet. Leider geraten diese Aspekte im Verlauf des Romans zugunsten größerer Verwicklungen etwas aus dem Fokus. Das sorgt zwar für Spannung, die eher “gemütlichen” Ermittlungen hätten aber in meinen Augen noch einen etwas ausführlicheren Abschluss verdient.

Obwohl es der erste Roman rund um diesen sympathischen Ermittler ist, zeichnet sich schon deutlich ab, dass Norcott ganz nach meinem Geschmack ist. Jürgen Albers hat einen integren Ermittler mit wenig persönlichen Dramen (kein Alkoholiker mit schlechter Kindheit, juhu!) geschaffen, der zwar subtil in seinem Auftreten ist aber doch Persönlichkeit mitbringt. Für mich bei Krimireihen ein absolutes k.O.-Kriterium. Nichts stört mich mehr als Kriminalromane, die sich um die ewiggleichen persönlichen Probleme irgendwelcher gescheiterter Polizisten drehen. Norcott würde ich dagegen eher mit Lew Archer von Ross Macdonald oder Hakan Nessers Inspektor Barbarotti vergleichen. Wie sie ist auch Norcott eine Figur mit einigem Potenzial, die aber nicht zu sehr in den Mittelpunkt des Geschehens drängt.

Historisch ist dieser Roman wirklich toll recherchiert und akribisch bis ins letzte Detail aufgearbeitet. Von der daraus resultierenden Detailtiefe und dichten Atmosphäre bin ich restlos begeistert. Wo viele andere “historische Kriminalromane” die geschichtlichen Hintergründe mehr grob umreißen, werden in “Crossroads” bis in kleinste Einzelheiten tatsächliche Fakten verarbeitet. Keine Angst, der Roman liest sich dennoch flüssig und äußerst spannend.

Tatsächlich ist im Verlauf des Romans eine regelrechte Entwicklung zu spüren. Wo zunächst nur zaghaft zwischen zwei Perspektiven, der Norcotts und eines namenlosen Agenten, gewechselt wird, spielt der Autor später mit vielen verschiedenen Erzählperspektiven. Auch dadurch gewinnt der Roman an Tempo und Spannung. Außerdem werden auf diese Weise viele interessante Nebencharaktere eingeführt, die teils schon Stoff für eigene Romane bieten würden.

Ich habe “Crossroads” gern gelesen und mich in der Atmosphäre äußerst wohl gefühlt (ihr müsst unbedingt einen Earl Grey Tee dazu trinken!). Ein Roman für alle Leser, die Spaß an historisch interessanten Themen und klassischen Kriminalromanen haben. Ich freue mich schon auf Norcotts nächsten Fall!

“Crossroads. Ein Inspektor-Norcott-Roman” von Jürgen Albers, 616 Seiten, CreateSpace Independent Publishing, 15,99 € (Taschenbuch)

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