Rezension: Snowblind von Christopher Golden


Ich habe schon mal über mein Problem mit Stephen King-Zitaten auf Buchrücken gesprochen: sie stimmen eigentlich so gut wie nie, können mich aber trotzdem immer wieder locken. Wenn der Meister des Horror über „Snowblind – Tödlicher Schnee“ also sagt

„Dieser Roman lässt deine Knochen und dein Herz gefrieren – selbst im Hochsommer. Wirf all deine alten Es war eine finstere und stürmische Nacht-Romane weg; der hier ist der einzig wahre“.

kann ich nicht anders und muss es einfach probieren. Was soll ich sagen? Ich hatte Glück, es hat geklappt!

In „Snowblind“ wird eine kleine Stadt in Neuengland von einem furchtbaren Blizzard heimgesucht. In der eisigen Kälte kommen etliche Menschen zu Tode oder verschwinden spurlos. Eine Katastrophe, die tiefe Narben in der Seele des kleinen Ortes hinterlässt. Als zwölf Jahre später ein neuer, umso größerer Schneesturm auf den Ort zuzieht, beginnt sich Unheimliches abzuspielen.

Ich kann es mir nicht erklären. Ob es das Setting dieser Kleinstadt, die doch stark an Kings Maine erinnert, ist oder die Art und Weise die Geschichte aus der Perspektive mehrerer verschiedener, ebenso durchschnittlicher wie sympathischer, Figuren zu erzählen. Irgendwie fühlte sich „Snowblind“ wirklich ein bisschen nach Stephen King an.

Die verschiedenen Figuren werden mit interessanten Hintergrundgeschichten vorgestellt und später erzählt sich die große Tragödie nur aus den einzelnen Splittern ihrer Erlebnisse. Dadurch kommt das Gefühl auf, wirklich dabei gewesen zu sein und nicht nur einen Grusel- oder Katastrophenfilm zu verfolgen.
Ich persönlich mochte auch die Mischung aus realer Bedrohung durch eine unberechenbare (aber eben doch irgendwie alltägliche) Naturgewalt und beinahe übernatürlichem Horror.

Stilistisch ist „Snowblind“ schnörkellos und prägnant, aber nicht ohne Atmosphäre. Obwohl alles in knappen Worten beschrieben ist, bleibt genug Raum für Beobachtungen und Gefühle der Protagonisten. Perfekt, um das Buch an stürmischen Abenden zu lesen und sprichwörtlich mitzuzittern.

Erzählerisch konnte mich „Snowblind“ wirklich in vieler Hinsicht überzeugen und durch einen starken Spannungsbogen auch bis zum Schluss fesseln.
Einziger Abstrich ist das Fehlen einer tieferen Ebene hinter dieser Geschichte. Zwar ist „Snowblind“ keineswegs so trashig und platt, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirkt. Eine etwas tiefere Botschaft hätte der starken Geschichte aber wirklich gut getan.

Insgesamt hat mir die Geschichte trotzdem wirklich gut gefallen, ein düsterer aber nicht blutiger Horrorroman für kalte Tage.

“Snowblind – Tödlicher Schnee” von Christopher Golden, übersetzt von Stephanie Pannen, erschienen im Cross Cult Verlag, 454 Seiten, 15,00 € (Klappbroschur)

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3 Comments

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  1. 1
    Buchperlenblog

    Huhu!
    Klingt nach einem geeigneten Buch für die kommenden bitterkalten Tage! Und ich weiß genau, was du mit (King) Zitaten auf Büchern meknst. Ich werde da auch regelmäßig zum Kauf verleitet.

    Liebe Grüße!
    Gabriela

  2. 2
    Lotta

    Hey,
    Ich habe das Buch vor einer Weile zugeschickt bekommen, konnt damit aber nicht wirklich was anfangen so auf den ersten Blick, also habe ich es meiner Oma gegeben, die gerne mal solche schaurigen Bücher liest. Jetzt sehe ich immer mehr Rezensionen dazu und muss sagen, dass ich doch ein bisschen neugierig werde. Vielleicht muss ich es meiner Oma nochmal mopsen.

    Liebst, Lotta

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