Rezension: Mr. Mercedes von Stephen King


Ein Stephen King Buch zu lesen, ist für mich immer ein bisschen wie der Besuch in einem langjährigen Lieblingsferienort. Vielleicht ist nicht alles perfekt, aber einfach behaglich und genau passend für mich. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich „Mr. Mercedes“ wieder mit voller Begeisterung verschlungen habe.

„Mr. Mercedes“ von Stephen King
Heyne Verlag
592 Seiten
22,99 € (Hardcover)

Ein Mercedes S 600 rast in eine wartende Menschenmenge vor einem Jobcenter. Eine Menge der im Regen wartenden Menschen wird schwer verletzt, einige werden getötet. Eine Tat die völlig unbegreiflich scheint, ein Täter der nicht zu fassen ist. Dieser Fall ist es auch, der (ganz klischeemäßig) den pensionierten Polizisten Bill Hodges nie in Ruhe lässt. Hodges bleibt dem Mercedes Killer auch nach seiner Rente auf den Fersen und kommt ihm schließlich gefährlich nahe.

Stephen King hat es wieder geschafft Protagonisten zu erschaffen, die mich begeistern und die ich einfach geliebt habe. Der pensionierte Polizist Hodges, sein Freund Jerome und die seelisch kranke Holly bilden ein irrwitziges Ermittlertrio. Die Beschreibungen rund um diese drei Figuren, ihre Stärken und Schwächen sind einfach wieder völlig King-typisch. Ich liebe es, dass Kings Protagonisten nie perfekt und hollywood-mäßig attraktiv sind. Alle gehören meist in irgendeiner Weise zu den Schwachen oder Unterdrückten der Gesellschaft und können trotzdem umso beeindruckender ihre Stärken entwickeln. Das selbst der Mercedes Killer hier eine ganz eigene Seele und Geschichte bekommt, hat wirklich toll zur Handlung gepasst. Das dieses irrwitzige Verbrechen konnte man so zumindest aus seiner Sicht „verstehen“.
„Mr. Mercedes“ ist diesmal eher ein echter Krimi und wird eher mit einem Hauch Action als mit Horror ergänzt. Meiner Meinung nach passt das super zur Story und ist kein echter Kritikpunkt. Obwohl ich kein Action-Fan bin, war dieses Buch für mich genau richtig und ich habe die fast 600 Seiten geradezu verschlungen. Das kommt auch daher, dass die Szenen wiedermal fast filmisch beschrieben eine ganz eigene Dynamik entwickelt. In „Mr. Mercedes“ kommt dabei besonders das Spiel mit den Erwartungen des Lesers gut zur Geltung. Das ein oder andere Mal ist man sicher, dass die Handlung sich anders weiterbewegen wird, als sie es tut. Wartet man dann bei nächster Gelegenheit auf eine Finte, kommt diese doch nicht.
Seit jeher bin ich beeindruckt von den Querverweisen zwischen Kings Büchern und den Verfilmungen. Auch bei Mr. Mercedes kommen dazu einige witzige Kommentare und man hat quasi das Gefühl, dass der Autor sich selbst ein bisschen auf die Schippe nimmt. In Verbindung mit Verweisen auf aktuelle Serien und Filme trägt das Buch ganz unseren aktuellen Zeitgeist in sich.

Insgesamt 5 von 5 Leseratten, wiedermal völlig verliebt und verblendet. Einfach weil mich hier ein Buch so völlig begeistert hat, das mich vorher vom Thema so gar nicht angesprochen hat. Das muss erst mal ein Autor schaffen…

Das Buch in einem Tweet: Ein Psychopath, eine junge Frau mit Sozialphobie, ein hochbegabter Schwarzer & ein pensionierter Cop. Protagonisten nach meinem Geschmack.

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