Ausprobiert: Escape Books – der Escape Room für Zuhause


Ich habe mir 2020 wirklich anders vorgestellt. Eigentlich wollte ich in diesem Jahr vieles erleben und neue Dinge ausprobieren. Auch ein neuer Escape Room stand auf dem Plan. Ich war im letzten Jahr mit meinen besten Freunden schon mal in einem Escape Room. Wir hatten wirklich viel Spaß an den verschiedenen Rätseln und der fast authentischen Kulisse. Das wäre doch noch mal ein schönes Vorhaben für das Frühjahr gewesen. Aber dann kam der Coronavirus. Und hat mit einem Schlag unseren Alltag ziemlich auf den Kopf gestellt.

Zwar werden langsam immer mehr Maßnahmen gelockert, aber in der Normalität sind wir noch längst nicht angekommen. Deshalb sind auch jetzt eine tolle Beschäftigung für Zuhause und Freizeitaktivitäten, bei denen man die Möglichkeit hat Distanz zu fremden Menschen zu halten, weiter Gold wert.

Ich habe deshalb in den letzten Wochen 3 Escape Books bzw. Rätselhefte ausprobiert. Das sind Escape Rooms für Zuhause, die eine komplette Geschichte erzählen, und allein oder mit mehreren Personen, zum Beispiel im Kreis der Familie, gespielt werden können. Alle Bücher kosten knapp 10€ und bringen jeweils für mehrere Stunden Beschäftigung und Spaß. So ein klassisches Escape Room Abenteuer, das in 60 Minuten durchgespielt werden muss, finden wir hier also nicht. Für mich persönlich war diese Variante aber wesentlich entspannender.

Mein Favorit

Mein absoluter Favorit der ausprobierten Escape Books ist “Escape Quest – Entkomme den Hexen von Salem”. Das Buch wirkt mit knapp 100 Seiten eher schmal, hat es aber mit seinen vielen Rätseln wirklich in sich. Es ist mit einer cleveren Mechanik sehr einfach zu nutzen, bringt einige kleine Besonderheiten mit und kann auch bequem mit mehreren Spielern genutzt werden. Insgesamt habe ich bei diesem Buch die beste Mischung aus Story und Rätseln vorgefunden.

Jede Seite erzählt einen Abschnitt der Geschichte und um zu erfahren wie es weitergeht, muss die nächste Seitenzahl errätselt werden. Dabei stolpert man mal zufällig über einen Hinweis, mal sind ausgefeilte Rätsel nötig oder es wird mathematisch. Spannend ist, dass in der vorderen und hinteren Buchklappe einige Spielelemente sind. Diese können aus dem Buch herausgelöst und im richtigen Moment eingesetzt werden. Das versprüht den größten Escape Room Charme und ist dieses kleine “Extra” das die Rätsel noch abwechslungsreicher macht.
Außerdem ist die Geschichte spannend – wir stolpern quasi bei einer Urlaubsreise nach Salem mitten in den düsteren Untergrund der Stadt – und die einzelnen Abschnitte lassen sich auch mit mehreren Personen gut lesen bzw. Vorlesen. Auf jeweils einer Seite oder maximal Doppelseite findet sich ein Abschnitt und durch das größere Format des Buches kann man gut auch zu Mehreren daran herumtüfteln.

Die Navigation durch die Geschichte funktioniert auch sofort Problemlos. Die Rätsel führen zur nächsten Seitenzahl unten auf jeder Seite, oben auf der Seite ist eine Markierung von welcher Seite man gekommen sein muss. So kann man verhindern zufällig in einen falschen Handlungsstrang einzusteigen. Denn in gewissen Grenzen lassen sich manche Abschnitte der Handlung frei “bereisen”. Dazu sind zwei Karten gestaltet, die auf verschiedene Orte in Salem verweisen, diese werden dann betreten indem die richtige Seite aufgeschlagen wird.

Insgesamt hat mir dieses Buch richtig viel Spaß gemacht und ich liebäugele nun noch mit den übrigen Büchern dieser Reihe. Der einzige Nachteil ist, dass man um das Buch weitergeben zu können sehr vorsichtig spielen müsste und auch keine Markierungen im Buch machen dürfte. Das ist bei dem günstigen Preis für mich aber verschmerzbar.
Ob ich den Hexen entkommen bin? Das verrate ich hier natürlich nicht… aber es war ganz schön knapp ;)

Mathe für Anfänger

Platz zwei meines Tests ist “Psycho Rätsel” das Rätselbuch inspiriert von der Welt Alfred Hitchcocks. Das Buch orientiert sich wirklich stark an den Filmen, deswegen ist es schon hilfreich wenn man diese kennt und mag. Für die Rätsel allerdings ist das nicht notwendig. Das Buch ist komplett farbig gestaltet und erzählt in Bruchstücken die Filme “Psycho”, “Das Fenster zum Hof” (den ich sehr liebe!), “Die Vögel”, “Der unsichtbare Dritte” und “Vertigo” (auch sehr cool) nach. Allein an den Rätseln wird man die Handlung wohl nicht verfolgen können, aber wenn man die Filme annähernd kennt, findet man sich schnell in ihnen zurecht und hat ihre Atmosphäre vor Augen.

Auf jeweils einer Doppelseite finden wir einen kleinen Teil der Handlung eines der Filme, der zu einem Rätsel umgeschrieben wurde. Oft geht es dabei mathematisch zu, es gibt spannende Logikrätsel und leider auch mal ein paar eher seltsame Pseudo-Rätsel. Das alles ist liebevoll mit Pop Art Illustrationen bebildert und mit einer ausführlichen Lösung am Ende des Buches versehen.

Das große Plus ist, dass dieses Buch wirklich unkompliziert von vorn nach hinten (oder die Filme einzeln, wie man sie gerade mag) durchgespielt werden kann. Man muss keine Gedanken an die Navigation im Buch verschwenden, sondern kann die Rätsel einfach genießen. Das Buch ist damit auch gut für zwischendurch für Rätselrunden auf der Gartenliege oder am Kaffeetisch geeignet. Dadurch das auch hier die Texte sehr gut arrangiert und komprimiert auf jeweils einer Doppelseite angeordnet sind, kann auch dieses Buch gut zu mehreren genutzt werden.

Dieses Buch wird wohl noch länger hier liegen und immer mal zum Rätseln einladen. Da das Buch lösbar ist ohne es zu bemalen oder irgendwie zu verändern, kann es auch gut wieder verwendet oder weitergegeben werden. Also kein echter Escape Room aber trotzdem gut gelungene Unterhaltung.

Wildes geblätter

Leider der schwächste Kandidat in meinem Experiment war “Escape Book – Das Horror Hotel”. Leider weil dieses Buch mit Abstand die dichteste Atmosphäre und detaillierteste Hintergrundgeschichte mitbringt. Das wiederum bringt aber in der Praxis leider auch einige Probleme mit sich.
Mein Mann und ich haben uns schön mit einer Flasche Wein hingesetzt und wollten dieses Buch zusammen durchrätseln, die Geschichte hat uns schließlich beide interessiert. Es geht um ein Hotel in Chicago 1893, in dessen Umfeld immer wieder Frauen verschwinden. Eine Reporterin untersucht den Fall und wird im Hotel eingeschlossen.

Diese Geschichte wird über ungefähr 20 Seiten vorbereitet, liebevoll mit Zeitungsausschnitten und Tagebucheinträgen ausgemalt und wirklich spannend aufgebaut. Das ist für ein Escape Room Abenteuer ungewöhnlich detailliert, lässt sich aber mit mehreren Personen nicht gut spielen. Diese Einleitung lässt sich weder gut vor- noch gemeinsam lesen. Aber auch wenn nur eine Person alles liest und für den oder die anderen Mitspieler*innen nacherzählt wird es problematisch. Ich habe mich also entschieden das Buch allein durchzugehen.

Aber auch dabei kam schnell ein gewisser Frust auf. Die Rätsel sind nicht wahnsinnig kompliziert, aber mit wildem geblätter verbunden. Die Lösungen für Rätsel oder Aktionen (”wende Schlüssel auf Schloss an” etc.) stehen irgendwo auf einer Seite und man kann weggucken wie man will, wenn man Pech hat, hat man es doch schon irgendwann gesehen.

Für Spieler*innen die allein rätseln möchten, viel Wert auf Flair legen und gute Nerven für die anstrengende Mechanik haben, ist diese Reihe sicher super gelungen. Ich habe bei keinem Escape Spiel eine Tiefere Storyy gelesen, aber mich hat das Buch so nicht überzeugt.

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Übrigens habe ich jetzt, als ich den Beitrag vorbereitet habe auf der Seite des Verlags eine Reihe mit Escape Books zu literarischen Themen gesehen. Von Sherlock Holmes über Alice im Wunderland und die Welt von Edgar Allan Poe scheint es da noch einiges zu geben. Vielleicht also Futter für das nächste Experiment?

6 Comments

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  1. 1
    Sarah

    Hach, der Artikel ist online :-) Vielen lieben Dank für Deine Eindrücke (und die Infos, wie sehr man dem jeweiligen Buch „zusetzen“ muss). Ich bin ja eher der Typ „Schisser“ und habe noch nie einen Escape Room von innen gesehen. Aber so in Buchform… ich glaube, das probiere ich aus! Die nächste Buchbestellung ist ohnehin geplant! Danke Dir für Deine Eindrücke – ich bin gespannt, wie das wird!

    • 2
      Alexandra

      Ich bin ja gespannt was du sagst und wünsche dir viel Spaß! :) Ich werde mir wie geschrieben die literarischen Escape Books noch vornehmen und bin gespannt ob da etwas für uns hier dabei ist.

      Escape Rooms müssen übrigens gar nicht gruselig sein. Wir waren in einem mit dem Thema „Uboot“ und das war sehr clean und eher ruhig, hat mir von der Atmosphäre gut gefallen. Einen Horror Escape Room haben wir noch nicht gemacht, weiß ich auch nicht ob ich darauf Lust haben würde.

      Viele liebe Grüße,
      Alexandra

  2. 3
    Neyasha

    Das klingt sehr interessant, danke für die ausführliche Vorstellugn! Ich war auch schon in einigen Escape Rooms und habe im April mangels Alternativen alleine zwei Szenarien der „EXIT“-Serie von Kosmos ausprobiert. Das war zwar ganz nett, aber so richtig hat mich das nicht gepackt. Ich glaube, die spielen sich doch besser mit mehreren und außerdem muss man das Spiel auch ziemlich dabei „zerstören“, man kann es also nur einmal spielen und noch nicht mal an andere weitergeben.
    Ich kann mich aber erinnern, dass ich vor Jahren mal sehr viel Freude mit einem Rätselbuch hatte, in dem man die verschiedenen Räume einer Pyramide erkunden musste. Daher könnte ich mir denken, dass mir diese Bücher, wie du sie hier beschrieben hast, auch eher zusagen würden. Ist denn „Escape Quest – Entkomme den Hexen von Salem“ gruselig von der Story her? Ich habe es nicht so mit Horror und Grusel …
    Liebe Grüße
    Neyasha

    • 4
      Alexandra

      Liebe Neyasha,

      Danke für deinen Kommentar! :) Ein bisschen düster das Buch schon, wobei ich persönlich es nicht wahnsinnig gruselig fand, aber ich bin da auch eher unempfindlich. Allerdings gibt es von dieser Reihe, also in der selben Machart auch ein Buch das erinnert mich stark an Indiana Jones und hat sogar eine weibliche Schatzsucherin als Hauptfigur. Das würde dann vielleicht besser passen für dich? Die Mechanik sollte ja die gleiche sein :) Ich kenne die Escape Spiele von Kosmos und die Bücher sind alle wesentlich besser geeignet zum allein rätseln, man kommt ja nicht so in Zeitdruck, kann das eher gemütlich angehen und auch mal länger überlegen oder das Buch für später beiseite legen. Die Escape Spiele wirkten für mich eher hektisch.
      Nur der Punkt dass man es zerstört ist hier bedingt auch gegeben. Man muss nicht rein malen und könnte auch alles separat lösen und notieren, aber die Zubehörteile muss man rauslösen und müsste sie dann z.B. in einem Umschlag oder ähnlichem aufbewahren. Da ist also ein bisschen Vorsicht gefragt :)

      Ich wünsche dir viel Spaß! Viele liebe Grüße,
      Alexandra

  3. 5
    Konstanze

    „Escape Quest – Entkomme den Hexen von Salem“ klingt wirklich gut – ich weiß zwar nicht so ganz, ob das Thema meinen Mann reizen würde, aber das was du von den Rätseln und dem Vorgehen erzählst, gefällt mir. Ich glaube, ich schenke das mal meinem Mann als „Urlaubsunterhaltung“ im Juni. :D

    • 6
      Alexandra

      Hihi, schau mal auf der Homepage vom Verlag, von der Escape Quest Reihe gibt es noch den „Meisterdien von Paris“, etwas Indiana Jones ähnliches mit „Finde den verlorenen Schatz“ und „Entkomme der Virtual Reality“, vielleicht passt das thematisch besser zu ihm? Die sind von der Mechanik alle gleich. Gerade dieses letzte eher „digitale“ könnte ich mir für ihn gut vorstellen!
      Viele Grüße,
      Alexandra

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