Rezension: Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung von Valentina D’Urbano
Ein weiterer kleiner Schatz von vorablesen. Ich hab mich zunächst etwas vor diesem Buch gedrückt, weil ich Angst hatte, es könnte zu düster sein, aber es ist einfach nur kraft- und gefühlvoll.
„Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung“ von Valentina D’Urbano
dtv Verlag
280 Seiten
14,90 € (Taschenbuch)
(Eine Leseprobe von vorablesen findet ihr hier.)
Beatrice hat ihren Freund Alfredo verloren. Er ist mit nur 21 Jahren in dem Elendsviertel, in dem sie zusammen aufgewachsen sind, gestorben. Man nannte sie die Zwillinge, weil sie unzertrennlich waren, wenn auch die Art der Beziehung, die sie geführt haben, ein Rätsel ist, das die Spannung des gesamten Buches ausmacht.
Beatrice erzählt ihre gemeinsame Geschichte. Von dem trinkenden, gewalttätigen Vater von Alfredo, den Schwierigkeiten im Viertel, wie es ist an einem solchen Ort aufzuwachsen, wo man für das Leben abgestempelt ist, wo die Polizei sich nicht hintraut und man sich dennoch heimisch und geborgen fühlt. Sie erzählt, wie es ist, in der Pubertät festzustellen, dass man den Jungen, der wie ein Bruder mit einem aufgewachsen ist, liebt und begehrt. Wie man jemanden hassen und gleichzeitig lieben kann.
Bereits bei der Leseprobe war ich von der Kraft und Authentizität der Sprache beeindruckt. Und jetzt, wo ich das Buch komplett gelesen habe, bin ich noch mehr beeindruckt. Denn Valentina D’Urbano hat es geschafft diesen Ton und diese Sprache das ganze Buch durchzuhalten. Man ist völlig gefangen von Beatrice und ihrer Geschichte. Ich habe das Buch fast in einem Zug gelesen.
Gleichzeitig hat mich die Tiefe der Gefühle, die sie nur durch den Subtext rübergebracht hat, sehr beeindruckt. Eigentlich streiten, schlagen, beleidigen, quälen sich Beatrice und Alfredo nur. Aber in der Art, wie Valentina D’Urbano darüber schreibt, ist die immense Leidenschaft und Tiefe der Gefühle beider Charaktere zu spüren. Bis zur letzten Seite war eigentlich nicht klar, wie genau die Beziehung der beiden aussieht. Ich war der Autorin sehr dankbar, als sie mit derselben subtilen Art diese quälende Frage auch noch beantwortet hat. Und das sie es erst dann getan hat, war gut und gerecht gegenüber dieser einmaligen Hass-Liebes-Geschichte gewesen.
Es ist ein starkes, beeindruckendes Buch. Insbesondere wenn man bedenkt, dass es ein Erstlingswerk für ein Gewinnspiel ist. Valentina D’Urbano hat ganz zurecht mit dem ersten Platz die Veröffentlichung dieser besonderen Geschichte gewonnen.
Ich möchte dem Buch gerne vier von fünf Leseratten vergeben. So wunderbar und perfekt die Schilderungen, die Darstellung der Charaktere und ihres Gefühlslebens auch ist, es ist im Verhältnis zu anderen Werken eine kleine Geschichte, wenn auch mit so viel Kraft und Leidenschaft geschrieben.
das klingt wirklich nach einem Buch genau nach meinem Geschmack und landet gleich auf meiner Wunschliste :)
LG S
Danke für diese Buchvorstellung! Spricht mich total an und ich werde gleich mal reinlesen.
LG, Verena
[…] etwas schützen vor dem, was er noch mit der Figur vorhat. Ein weiteres tolles Beispiel ist “Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung” von Valentina D’Urbano. Das Buch beginnt mit der Beerdigung von Alfredo, also weiß […]