Rezension: Das Sexleben siamesischer Zwillinge von Irvine Welsh


Schimpfwoerter Sex

Violence

Drugs

Angst

 

 

Achtung: dieses Buch kann Spuren von Gewalt, Sex, expliziter Sprache, Absurdität und Perversion enthalten.
„Das Sexleben siamesischer Zwillinge“ war mein erstes Buch von Irvine Welsh. Spätestens seit dem Film zu „Drecksau“ wusste ich aber, dass hier kein Chorknabe schreibt. Die Geschichte ist hart aber cool, die Protagonisten ein wenig verrückt, aber vielschichtiger als erwartet!

Das Sexleben siamesischer Zwillinge“Das Sexleben siamesischer Zwillinge” von Irvine Welsh
Heyne Hardcore
448 Seiten
21,99 € (Hardcover)

Für Lucy Brennan ist Fitness mehr als ein Hobby oder Beruf, es ist Berufung und Passion. Lucy ist Fitnesstrainerin und sowohl auf ihre eigene Fitness obsessiv bedacht, als auch extrem im Umgang mit ihren Kunden. Bei einem zufälligen Zwischenfall bringt sie einen Amokläufer mit einem Fußkick zur Strecke, wird dabei gefilmt und ist plötzlich ein Star. Sie ist begehrt fürs Reality-TV und scheint am Ziel ihrer Träume. Als sich eine Zeugin des Vorfalls bei Lucy meldet (die stark übergewichtige, verträumte Künstlerin Lena) und trainiert werden möchte, entwickelt sich aus dieser beruflichen Beziehung ein harter Kampf zwischen zwei extremen Charakteren.

Spätestens seit „Großer Bruder“ von Lionel Shriver hat mich die Thematik rund um Schlankheitswahn und Körperkult schwer beschäftigt. Ob äußere Fettschichten, im wahrsten Sinne des Wortes, schwerer wiegen, als innere Werte scheint eine absurde Frage. In einer auf Äußerlichkeiten fixierten Gesellschaft ist diese Frage leider häufig nicht so absurd. Wie Irvine Welsh dieses Thema aufarbeitet und vorstellt, hat mich neugierig gemacht. Dass es extrem werden würde, habe ich dabei schon geahnt. Schon der Titel ist krass und auch die Charaktere bergen großes Konfliktpotenzial. Wie hart aber auch spannend, mitreißend und anders diese Geschichte am Ende wirklich sein wird, habe ich aber kaum erwartet.
Lucy und Lena sind zwei toll dargestellte Charaktere, die extremer und unterschiedlicher nicht sein könnten. Toll ist, dass in dieser Geschichte kein Charakter eindeutig „der Gute“ oder „der Böse“ ist. Beide haben ihre (extremen!) Schwächen, sind mal gemein und niederträchtig, mal fürsorglich und sympathisch. So inbrünstig ich Lucy für ihre abschätzige Meinung über Lena gehasst habe, so intensiv habe ich sie geliebt, wenn sie der schüchternen Künstlerin zur Seite stand. Und auch Lena ist nicht bloß ein pummeliges Unschuldslamm! Ein tolles Wechselbad der Gefühle und für mich absolut mitreißend.
So kommt es auch, dass eine Geschichte, die an sich kaum große Entwicklung erwarten lässt zum absoluten Sog wird und immer mehr Spannung entwickelt. Die Charaktere tun, was man nun wirklich, wirklich nicht erwarten konnte, bringen immer neue Wendungen und Entwicklungen zustande.
Dabei geht es ziemlich hart zur Sache. Lucy ist bisexuell und in der Tat eher freizügig, die Trainings der beiden Charaktere sind brutal. Dazu gibt’s eklige Szenen, Exkremente und jede Menge Gemeinheiten.
Das Titelgebende „Sexleben siamesischer Zwillinge“ ist übrigens eine parallel entwickelte Hintergrundgeschichte, die beide Charaktere in den Medien verfolgen und die synchron zur Beziehung der Hauptfiguren Höhen, Tiefen und absurde Wendungen erlebt.

Ich habe „Das Sexleben siamesischer Zwillinge“ mit großer Begeisterung gelesen, war mal erschrocken über die expliziten und harten Szenen, aber immer fasziniert von der immer weiter eskalierenden Situation in der Geschichte. Das Buch ist nichts für schwache Nerven, aber ein ganz anderes Leseerlebnis und definitiv ein Experiment wert. Für mich ganz klare 5 von 5 Leseratten.

Das Buch in einem Tweet: “Das Sexleben siamesischer Zwillinge” ist so ungewöhnlich, wie der Titel erwarten lässt, dazu aber noch sehr viel härter. Ganz besonders!

6 Comments

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  1. 1
    Lotta

    Hallöchen liebe Alex,
    hach den Post wollte ich doch schon lesen, seit ich den Tweet dazu gesehen hatte. Irgendwie bin ich wieder davon angekommen. :D Aber nun bin ich ja hier. Ich habe gesehen, dass die Autorin für eine Lesung in meine Nähe kommt und hatte mich einmal mit dem Buch beschäftigt. Ich muss sagen, dass mich der Klappentext nicht sonderlich angesprochen hatte, aber der Titel war irgendwie doch ein Magnet. Nachdem ich deine Rezi jetzt gelesen habe, kann ich ganz klar sagen, dass das Buch nichts für mich ist. Ich kann mit solchen Texten nichts anfangen. Ich glaube dafür bin ich einfach nicht gemacht. ^^

    Liebst, Lotta

      • 3
        Alexandra

        Ich hau mich weg :’D, aber ja, das trifft es… lieb ist es einfach nicht.

        Hast du „Das Sexleben siamesischer Zwillinge“ gelesen? Ich hoffe meine Rezension konnte ihm annähernd gerecht werden.

        Viele liebe ;) Grüße
        Alex

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