Geschenktipp: „Lob der Ehe“ von Rafik Schami


Ich habe in diesem Jahr das Glück die Hochzeit von zwei tollen Paaren zu erleben. Auch nächstes Jahr steht schon eine Feier fest. Ich liebe Hochzeiten, es ist toll mit Freunden diesen besonderen Tag erleben zu dürfen und gemeinsam zu feiern. Und trotzdem stellt sich jedesmal bang die Frage „was nur schenken?“. Ich bin kein Fan von Salatbesteck oder Saucieren, basteln kann ich auch nicht. Heute möchte ich euch deswegen ein Buch vorstellen, dass ein wunderbares Geschenk an glückliche Paare sein kann. Eigentlich wollte ich es nur selbst lesen, weil mich die Thematik so anspricht. Als ich es las war klar: es kann auch ein wertvolles Geschenk sein an Menschen, die man liebt und von dem sie lange etwas haben können.

„Lob der Ehe – Ein weltliterarisches Treuebuch“ herausgegeben von Rafik Schami
503 Seiten
22,95 € (Hardcover im wunderschönen Leineneinband)

Bücher über unglückliche und unerfüllte Liebe gibt es zu Hauf. Ganze Bibliotheken voll davon und Lagerhallen mit seichter Literatur oder Filmen über eine abgewiesene Liebe könnte man füllen. Was laut Rafik Schami fehlte ist eine Sammlung an Geschichten über lange und glückliche Beziehungen. Daher hat er sie gesammelt, um ein Loblied auf die Liebe (und Ehe) zu halten. Denn für ihn ist das „dauerhafte Zusammenleben zweier Menschen – mit anderen Worten, das größte und beständigste Wunder der Menschheitsgeschichte“ (S. 462) Diesem Wunder wird mit „Lob der Ehe“ ausgiebig Tribut gezollt.

Die Vielfalt der enthaltenen Geschichten ist unglaublich, es gibt moderne und ältere, klassische Erzählungen. Westliche, asiatische und orientalische Geschichten. Ich habe mir bekannte Autoren entdeckt und auch einige, von denen ich bisher noch nichts gelesen habe. Einige bringen zum Schmunzeln, andere zum Grübeln, manchmal war ich etwas ratlos. Auf jeden Fall kann dieses Büchlein den eigenen Horizont erweitern und es macht Spaß darin zu lesen. Man kann lose darin hin und her springen und nur einzelne Geschichten lesen, jeden Abend einen kleinen Happen genießen oder alles am Stück verschlingen (wobei ich die Geschichten dafür zu verschieden finde und jede erstmal sacken lassen wollte).
Ein besonderes Highlight war für mich die Geschichte „Ein Vierteljahrhundert später“ von Ian McEwan. Er ist einer meiner Lieblingsautoren, aber auch ungeachtet dessen ist ihm eine kleine, leise aber sehr berührende Geschichte geglückt. Eine Erzählung über die alltägliche und trotzdem besondere Liebe eines lange verheirateten Paares. Die Beschreibungen über die Nähe dieses Paares haben mich schon beim Lesen glücklich gemacht. Ich bin ein echter „Heirats-Fan“ und hoffe, dass unsere Ehe auch noch in einem Vierteljahrhundert so sein wird. Ehe hat für mich auch nichts mit einer pompösen Party oder einem schicken Fest zu tun, sondern genau die in dieser Geschichte geschilderte Liebe und Geborgenheit macht es für mich aus eine gute Beziehung zu führen.
„Trotzdem“ von Lena Bach war eine weitere, besonders tolle Geschichte. Mit einem schelmischen Augenzwinkern wird einem dort vor Augen gehalten, wie viele Gründe es gegen die Ehe gibt… und wie hoffnungslos glücklich sie uns dann unter Umständen trotzdem machen kann. So weit, dass man dem Partner in die Hölle gerne folgen wird, denn „Ich laß ihn doch nicht allein.“ (S. 56).
Auch der Einstieg in diese Sammlung ist perfekt gewählt: in „Nach dem Sündenfall“ von Mark Twain zählt Eva ihre Gründe auf, warum sie Adam liebt. Die Argumentation hat mich zum Lachen gebracht, denn Adam scheint weder besonders stark oder mutig noch sonderlich schön zu sein. Evas Schlussfolgerung hat mich nach allem Humor dann sehr gerührt und macht auch diese Geschichte für mich zu etwas ganz Besonderem „Ja, ich glaube, ich liebe ihn nur, weil er mein und weil er ein Mann ist.“ (S. 7)
Das sind nur drei Beispiele, eine ganze Menge mehr ist in diesem Buch versteckt und verdient es entdeckt zu werden. „Lob der Ehe“ ist vielleicht kein Buch, dass man einfach mal so durchliest, aber es ist ideal geeignet als Geschenk an ein frisch verheiratetes Paar oder als Geschenk an sich selbst, wenn man bald heiraten (oder sich darüber klar werden) möchte.

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