Rezension: 434 Tage von Anne Freytag


Nach der Begeisterung für „Oryx und Crake“ von Margaret Atwood bin ich in eine kurze Phase chronischer Unzufriedenheit mit neuen Büchern verfallen, ein kleiner Lese-Liebeskummer. Ich habe diverse Bücher angelesen und unzufrieden beiseite gelegt. Dann habe ich es mit „434 Tage“ von Anne Freytag probiert. Über diese Autorin liest man so viel in der Bloggerwelt, dass ich auch einfach mal wissen wollte „ob da was dran ist“.

„434 Tage“ von Anne Freytag
224 Seiten
9,99 € (Taschenbuch) oder 4,99 € (Kindle Edition)

Anja ist glücklich verheiratet mit Tobias. Zumindest ist sie davon fest überzeugt, bis sie ihren Ex-Freund Julian wiedertrifft. Schon eine kurze Begegnung mit Julian führt dazu, dass Anjas alte Gefühle wieder aufflammen. Und da wird es richtig kompliziert. Denn Tobias liebt sie doch auch. Irgendwie. Das so eine (ungewollte) Dreiecksbeziehung nicht lange gut gehen kann ist wohl auch Anja klar. Wie sich das alles am Ende entwickeln wird, hätte sie wohl trotzdem nicht geglaubt.

Dreiecksbeziehungen in Büchern sind eigentlich nicht so ganz meins. Für mich ist Betrug irgendwie immer mit einem bitteren Beigeschmack verbunden und ich steigere mich in Bücher vermutlich zu sehr rein, als das ich so ganz „neutral“ zu betrachten könnte. „434 Tage“ hat mich dennoch mitgenommen. Anfangs habe ich nämlich genau das gefunden, was mir bei normalen Dreiecksgeschichten oft fehlt: man kann Anja verstehen und ihre Liebe zu beiden Männern wirkt einfach authentisch. Keiner ist nur der sexuell anziehende Liebhaber oder gehörnte Ehemann, alle Charaktere tragen mehrere stimmige Facetten.
Auch die Darstellung der Geschichte hat gut dazu gepasst. Wechselnd wird aus verschiedenen Zeitebenen berichtet wie Anja zu Julian kam, während sie doch eigentlich Tobias liebte. Außerdem erfährt man als Leser auch viel von der ersten Beziehung von Anja und Julian eine Menge. Eine einfache Bettgeschichte ist das also ganz und gar nicht.
Toll ist dabei vor allem der Schreibstil der Autorin. Die Geschichte wird abwechslungsreich dargestellt und immer mit viel Atmosphäre beschrieben. Der stetige Wechsel zwischen Gesprächen und Rückblenden, Gedanken und später sogar Briefen hat mir unheimlich gut gefallen. Man verliert sich unheimlich schnell in diesem Buch.
Mein einziger Wermutstropfen ist das Ende der Geschichte. Dort wurde die so schön und stimmig aufgesetzte Situation für meinen Geschmack zu „platt“ aufgelöst. Nachdem die Geschichte mit so viel Liebe aufgebaut wurde, hatte ich einfach nicht erwartet ein schlichtes schwarz-weiß gezeichnetes Ende zu bekommen. Dass dann nun doch wieder einer der gute und einer der böse sein soll fand ich unnötig einfach.

Trotzdem hat mir das Buch unterm Strich sehr gut gefallen und mich so schnell mitgerissen, dass mein Lese-Liebeskummer etwas gemildert wurde. 4 von 5 Leseratten gibt’s deswegen für „434 Tage“ und ich möchte so bald wie möglich ein Buch von Frau Freytag lesen, dessen Thematik mich jetzt schon mehr anspricht „Renate Hoffman“.


Das Buch in einem Tweet: „434 Tage“ ist mitreißend erzählt, hat einen Schreibstil der Spaß macht. Nur die Lösung der Geschichte könnte geschickter sein.

2 Comments

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  1. 1
    Méditerranée

    Mir hat dieses Buch auch sehr gefallen. „Renate Hofmann“ habe ich vor 2 Wochen gelesen und war auch begeistert. Bin gespannt wie Du es finden wirst. Vielleicht schaffe ich am Wochenende meine Leseeindrücke darüber zu schreiben.
    Lg
    M.

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