Rezension: Der Sommer der Schmetterlinge von Adriana Lisboa


Sommer_der_Schmetterlinge

Ich muss zugeben, bisher hielt ich es für übertrieben, wenn Schriftsteller in Interviews sagten, dass sie immer auf der Suche nach “dem perfekten Satz” sind oder während der Überarbeitung möglichst viele dieser Sätze aus ihren Texten herauskitzeln möchten. Bei der Lektüre von “Der Sommer der Schmetterlinge” habe ich es zum ersten Mal erlebt, dass jeder Satz tatsächlich perfekt zu sein schien!

Bei all dieser Schönheit versprüht das Buch gleichzeitig eine unglaubliche Leichtigkeit und eine bleierne Schwere. Die Schönheit der Sprache und die lebendigen Bilder des sommerlichen Rio haben mich absolut gefesselt, die hintergründige Härte der Geschichte lies mich dann jedoch ziemlich bedrückt zurück.

Die Geschichte in “Der Sommer der Schmetterlinge” dreht sich um zwei grundverschiedene und doch tief verbundene Schwestern, ihre eigentlich unbeschwerte Kindheit und die Tragödien in scheinbar normalen Familien. Es war spannend zu verfolgen, wie eine solche Tragödie das Leben der beiden Schwestern Clarice und Maria Ines in völlig verschiedene Richtungen treibt. Die Spuren der verletzten Kinder scheinen in ihren erwachsenen Leben immer wieder durch. Eine finale Befreiung aus diesen alten Fesseln scheint kaum möglich zu sein.

Mich hat “Der Sommer der Schmetterlinge” beeindruckt. Der Titel verspricht leichte Sommerlektüre, in der Geschichte liegt dann doch einiges an Tiefe. Da die Handlung der Geschichte so subtil, häufig nur in Andeutungen und Gefühlen spielt, ist sie kaum greifbar, kaum in Worte zu fassen.
Erst am Ende des Buches fügen sich alle Beobachtungen und kleine Szenen zu einem großen und beeindruckenden (aber wie gesagt, auch bedrückenden) Bild.

Lektüre für alle Leseratten, die mal wieder völlig in Sprache und Gefühl abtauchen möchten und dabei eine tragische Geschichte in wunderschönen Bildern geschildert bekommen wollen. Von mir beeindruckte 5 von 5 Leseratten.

Das Buch in einem Tweet:

“Der Sommer der Schmetterlinge” von Adriana Lisboa, übersetzt von Enno Petermann, erschienen im Aufbau Verlag, 284 Seiten, 9,99 € (Taschenbuch)

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