Mein Stapel ungelesener Bücher: die Qual der Wahl


Am Wochenende habe ich meinen Stapel ungelesener Bücher katalogisiert und ziemlich gestaunt. Genau 80 Bücher warten im Moment darauf von mir gelesen zu werden*. Tendenz steigend.

Früher hatte ich immer ungefähr 5 bis 10 ungelesene Bücher im Haus, später dann um die 20. Eine größere Wohnung und schon 5 Jahre Bloggerleben haben diese Zahl nun endgültig so explodieren lassen. Ich kaufe mir mehr neue Bücher (#supportyourlocalbookdealer), bestelle auch mal eine ganze Ladung gebrauchter Bücher und tausche im öffentlichen Bücherschrank. So hat sich schnell eine Masse angesammelt, die mir ganz unmetaphorisch über den Kopf gewachsen ist (der Stapel ist ungefähr 239 cm hoch, ich selbst nur 126 cm).

Was mir mit dieser Masse wirklich immer schwerer fällt, ist allerdings die Auswahl des nächsten Buches. Tatsächlich habe ich bis auf 2 oder 3 Titel, die ich demnächst aussetzen werde, nur Bücher hier, die ich wirklich dringend lesen möchte. Sie gehören zu meinem Krimihunger, zur literarischen Weltreise, wurden mir von lieben Verlagen geschickt oder von mir ungeduldig vorbestellt. Keines der Bücher hat seinen Reiz (auch nach teils mehreren Jahren auf dem Stapel) eingebüßt.

Also, wie nun wählen? Unter Schweiß und Tränen habe ich verschiedene Methoden durchprobiert.

 

Freund Zufall

Flaschendrehen, Würfeln oder ein Buch mit verbundenen Augen aus dem Stapel ziehen. Wenn ich doch grundsätzlich alle Bücher meines Stapels mag und mich auf sie freue, warum nicht einfach Freund Zufall wählen lassen?
Der Vorteil daran ist, dass ich mich nicht entscheiden muss. Ich entscheide mich ungern und sitze sonst stundenlang vor meinen Büchern, blättere hier, lese da kurz an und bin dann doch ratlos. Wahllos einfach mit einem Buch beginnen könnte das deutlich abkürzen und Nerven schonen.

Mit dieser Methode habe ich phasenweise viel Spaß gehabt, aber auch sie hat ihre Tücken. Wenn ich mir im größten Krimihunger einen Familienroman oder schwere Essays aus dem Stapel ziehe, werde ich daran nicht viel Freude haben.

Freund Zufall hilft mir dabei mich mal wieder an Bücher heranzuwagen, die sonst auf meinem Stapel ungelesener Bücher vermutlich viel zu lang versauern würden.

Häufig ziehe ich mir mittlerweile einfach mal ein Buch aus dem Stapel ohne mir vorher groß Gedanken zu machen und lese die ersten 30 bis 50 Seiten an. Wenn mich das Buch dann direkt gefangen nimmt, wird es beendet. Wenn ich in diesem Moment keine Lust darauf habe, versuche ich es später einfach noch einmal.

 

Leselisten

Die logischste, akademischste und bei mir erfolgloseste Methode meine nächsten Bücher auszuwählen ist definitiv das Schreiben von Leselisten. Ich habe monatelang solche Listen aufgestellt. Versucht thematisch sinnvoll zusammengestellte Listen zu arrangieren, alte und neuere Bücher zu mischen… nur um dann in der Lust und Laune doch wieder zu anderen Titeln zu greifen.

Es macht mir Spaß sich über Leselisten Gedanken zu machen und sie zusammenzustellen. Es macht mir überhaupt keinen Spaß Leselisten dann auch „durchzuziehen“. Dann wird Lesen zum Pflichtprogramm nur um eine irgendwie geartete To-do-Liste abhaken zu können. Irgendwie raubt mir diese Methode leider immer wieder jegliche Motivation überhaupt zu lesen.

Mittlerweile denke ich meist während meine aktuelle Lektüre noch nicht beendet ist schon darüber nach, welcher Titel meiner ungelesenen Bücher dazu im Anschluss gut passen würde. Ich versuche also keine echte Leseliste zu erstellen, sondern mir nur (wenn mich ein Thema gerade fasziniert) schon Ideen zu holen, welche Geschichte ich als nächstes wohl anlesen könnte.

 

FIFO, LIFO, Wieso?

In meinem Studium habe ich mal etwas über Warenwirtschaft lernen müssen. Dabei gab es unter anderem Schlagworte wie „first in, first out“, „last in, first out“ und noch einige andere. An diese Theorien muss ich im Moment immer wieder denken.

Oft sind es nämlich die Bücher, die zuletzt in meinem Rattenbau ankommen, die ich direkt lese. Dieses „last in, first out“ funktioniert aber auch nur, weil Bücher im Vergleich zu Gurken oder Tomaten nicht schimmelig werden. Zum Glück, oder leider. Denn so endet der ein oder andere Roman unverdient als sogenannte SUB-Leiche.

Das möchte ich aber eigentlich verhindern. Deswegen teste ich im Moment die (gar nicht so neue, gar nicht so innovative) Methode immer zwischen ein oder zwei neuere Titel auch möglichst ein älteres Buch zu schieben. Vermutlich schlagen jetzt (falls sie das lesen) alle Menschen, die im Literaturbereich arbeiten, die Hände über dem Kopf zusammen, aber so wartet auch mal ein Rezensionsexemplar auf einen uralten Fund aus dem öffentlichen Bücherschrank. Wobei, warum sollte man darüber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen? Immerhin muss die Backlist hier auf dem Blog auch einen Platz finden und so werden die Rezensionsexemplare auch wenn sie länger warten mussten immer noch sinnvoll platziert.

 

Hab‘ ich vielleicht eine Methode vergessen? Wie wählst du deine nächste Lektüre aus?

* Wie das Beitragsbild zeigt wartet der Stapel wirklich im wahrsten Sinne des Wortes auf mich, nicht nur im übertragenen. Ich habe ihn im Moment im Flur meiner Wohnung aufgetürmt, um mir die Masse mal wirklich bewusst zu machen. Seitdem schwanke ich zwischen „geht doch noch, ragt nicht bis zur Decke“ und „oh Gott, oh Gott, ist das viel!“

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