Rezension: Kurze Antworten auf große Fragen von Stephen Hawking


Stephen Hawking und ich haben eins gemeinsam: wir beide haben die Prognosen unserer Ärzte weit überlebt. Ich bin nicht so größenwahnsinnig sonst noch weitere Ähnlichkeiten zu sehen, habe aber in Stephen Hawking immer eine besondere Inspiration, ein Vorbild gesehen. Einen Wissenschaftler mit einer sichtbaren Behinderung, der Kraft seines Geistes immer wieder Berge versetzt hat. Mit einer Behinderung, nicht trotz!

An „Kurze Antworten auf große Fragen“ arbeitete Stephen Hawking bis zu seinem Tod. Er wollte wie in „Eine kurze Geschichte der Zeit“ wieder Erkenntnisse der theoretischen Physik für die Massen greifbar machen. Das war ihm Freude und Bedürfnis zugleich. In diesem letzten Buch des besonderen Wissenschaftlers sind nun also noch einmal aktuelle Essays gesammelt, in denen sich Stephen Hawking den großen Fragen unserer Zeit widmet.

Es geht um Allgemeines, wie „Gibt es einen Gott?“, „Sind Zeitreisen möglich?“, aber auch aktuelle Fragen wie „Werden wir auf der Erde überleben?“ und „Wird uns künstliche Intelligenz überflügeln?“ werden behandelt.

Die wissenschaftlichen Theorien im Buch sind weitestgehend verständlich erklärt und mit schönen Beispielen umschrieben. Wobei ich zugeben muss, dass ich trotzdem bei einigen Erklärungen einfach kaum noch folgen konnte. Gerade im Kapitel über Zeitreisen und gekrümmte Zeit (wie zur Hölle krümmt man denn bitte Zeit!?!) habe ich mich ziemlich klein und dumm gefühlt.
Trotzdem stachelt Stephen Hawking mit diesen Beschreibungen die Neugier und Phantasie seiner Leser an. Er spricht von mehrdimensionalen Räumen und schwarzen Löchern so plastisch, dass ich unwillkürlich mehr darüber erfahren möchte.

Besonders spannend war auch das Kapitel über die Entwicklungen im Gebiet der künstlichen Intelligenz. Das eine mögliche Maschinenintelligenz uns derart überlegen wäre, wie wir Schnecken übertrumpfen, ist eine unfassbare Vorstellung. Die menschliche Überheblichkeit wird dabei toll thematisiert und auch Anmerkungen zur moralischen Dummheit der Menschen, haben mich in diesen Abschnitten sehr bewegt.

Neben den beeindruckenden Erklärungen physikalischer Zusammenhänge, hat mich vor allem Stephen Hawkings visionäre Sicht auf die Welt begeistert. Er schreibt „Ich glaube nicht an Grenzen.“ und ist für mich der direkte Beweis dieses Satzes. Statt sich in sein Schicksal zu ergeben, hat er Zeit seines Lebens hart gearbeitet um über die Grenzen seines eigenen Körpers und die Grenzen der Wissenschaft hinauszukommen.

Der einzige Wehrmutstropfen während der Lektüre war für mich die teilweise doch recht deutliche Überschneidung und Wiederholung einzelner Teile innerhalb der Essays. Natürlich weil alles mit allem zusammenhängt, aber manche Abschnitte wirkten auch sprachlich so ähnlich, dass es für mich dadurch schwer war die einzelnen Theorien zu trennen.

Trotzdem ist „Kurze Antworten auf große Fragen“ eine Lektüre, die ich allen interessierten Leser*innen ans Herz legen kann. Eine kleine Portion große Physik und eine Aufforderung mutig zu sein, Fragen zu stellen und der eigenen Neugier zu folgen.

 

„Kurze Antworten auf große Fragen“ von Stephen Hawking, übersetzt von Susanne Held und Hainer Kober, erschienen im Klett-Cotta Verlag, 240 Seiten, 20,00 € (Hardcover) [Werbung, Verlinkungen]

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