Die Angst der Leseratte vor dem Ende des Buches


Kennst du das Gefühl, dass du ein Buch wirklich sehr, sehr gern magst, dich aber einfach nicht aufraffen kannst die letzten 100, 50, 30 Seiten zu lesen?

Ich habe mich vor Kurzem dabei ertappt, wie ich „Alles Licht, das wir nicht sehen“ immer wieder zur Seite legte. Ich habe die ersten 400 Seiten in jeder freien Minute verschlungen.  Je näher aber die letzten Seiten rückten, desto schwerer fiel es mir, das Buch überhaupt noch zur Hand zu nehmen.
Nicht, weil es nicht mehr spannend gewesen wäre, im Gegenteil. Ich habe die Figuren zu sehr geliebt, ich hatte Angst, vor dem Höhepunkt der Geschichte. Vor dem Moment in dem sich die verschiedenen Handlungsfäden verweben und das Schicksal der Protagonisten enthüllt wird.
Dann kommt der Moment, in dem man sich endgültig von einem Buch und seinen Figuren verabschieden muss, es nie wieder zum ersten Mal entdecken kann. Es gibt einige Bücher, die würde ich gern ein zweites Mal zum ersten Mal lesen.

Dunkel schwebt seitdem der Gedanke über die Angst des Lesers, vor dem Ende des Buches in meinem Kopf herum. Das ist zum einen (wie ich jetzt herausgefunden habe) offenbar der Filmtitel eines 2004 erschienen Filmes, zum anderen auch ein offenbar bekanntes Leseleiden.

Zum Glück gibt es kein Leseleiden, zu dem meine geliebte „Romantherapie“ keine Lösung wüsste.

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Um das Buch herumlesen

„Verzweifeln Sie nicht: Sie müssen die Welt dieses Buches nicht endgültig verlassen. Wenn Sie dieses Buch beendet haben, lesen Sie um dieses Buch herum –  Besprechungen, Literaturkritiken, Blogs, was auch immer Sie finden können.“

Das mit den Blogs kann ich natürlich nur unterstützten ;-) aber diese Kur ist für mich häufig nur ein schwacher Trost. Schließlich kann keine noch so begeisterte Besprechung, das Buch ersetzen. Die Diskussion mit anderen enthusiastischen Lesern ist trotzdem eine schöne Möglichkeit sich über den frisch gehobenen Literaturschatz zu freuen.

Außerdem recherchiere ich häufig über die Hintergründe einer Geschichte. Artikel und Reportagen über die historischen Hintergründe oder das Land in dem das Buch spielt, bieten eine tolle Möglichkeit mich gedanklich noch einmal in die Geschichte zu versenken.

Dabei recherchiere ich auch gern nach „ähnlichen Büchern“. Das können Bücher desselben Autors sein, mit einer ähnlichen Thematik oder Erzählweise. Die Kunst dabei ist Bücher zu finden, die nicht so ähnlich sind, dass man den faden Beigeschmack empfindet einen billigen Abklatsch zu lesen. Sie müssen aber ähnlich genug sein, um die Begeisterung wieder entfachen zu können.

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Das Buch nochmal lesen

„Und dann: Lesen Sie dieses Buch ein zweites Mal. Die besten Bücher, von den größten Autoren, können einem vielmaligen Lesen im Laufe eines Lebens standhalten und geben uns dabei sogar jedes Mal ein wenig mehr zurück.“

Ich habe noch nie ein gerade beendetes Buch direkt noch einmal gelesen. Meine Schwelle ein Buch überhaupt ein zweites Mal zu lesen ist schon wirklich hoch. Darauf warten deshalb nur ganz besondere Bücher hier in meinem Bücherregal.

Richtig genießen kann ich so ein wiederholtes Lesen überhaupt erst, wenn seit der ersten Lektüre einige Jahre ins Land gezogen sind. Genug Abstand von den ersten Eindrücken und ausreichend Abschnitte, die ich dank meines schlechten Gedächtnisses schon wieder vergessen habe. Dann freue ich mich auf die Gelegenheit im Buch noch ganz viel neu entdecken zu können.

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Auf zu neuen Ufern

Oft hilft das aber alles nichts. Weder Recherchen und ähnliche Bücher, noch herausgekramte Lieblingsbücher können den Blues nach dem beenden einer besonders mitreißenden Geschichte wirklich kurieren. Dann helfen mir nur ein paar Tage Lesepause und so lang kurz in Bücher reinschnuppern, bis bei einem wieder so richtig der Funken überspringt.

Wie ist das bei dir? Hast du manchmal Angst vor dem Ende eines Buches? Und wie kurierst du den danach folgenden Leseblues?

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Foto: Pexels via Pixabay

3 Comments

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  1. 1
    Myna Kaltschnee

    Huhu,

    ich habe eigentlich selten Angst vor dem Ende eines Buches. Im Gegenteil, ich mag es, den Abschluss zu lesen und dann mit einem guten Gefühl das Buch zuzuklappen und zurück ins Regal zu stellen – und dann natürlich eine Rezension zu schreiben.

    Ich lese gerade ein Buch, das ich 2011 zum ersten Mal gelesen habe. Okay, es ist ein Sachbuch, aber ich habe den Inhalt wirklich größtenteils vergessen und es kommt mir so vor, als würde ich es zum ersten Mal lesen. Ich weiß nicht, ob es mir so auch mit Geschichten gehen würde, aber ich denke schon. Wenn einige Jahre dazwischen liegen, dann kann man sich doch noch mal neu ins Abenteuer stürzen.

    Liebste Grüße und einen schönen 1. Advent,
    Myna

  2. 2
    Alexandra

    Liebe Myna,
    ja so wie du das mit dem Sachbuch machst, mache ich das auch hin und wieder mit ganz besonderen Romanen. Wenn ich merke, dass ich die Handlung kaum noch „zusammenbekomme“ und mich an schrecklich wenig erinnere, traue ich mich auch wieder sie zu lesen.
    Viele Grüße,
    Alexandra

  3. 3
    Corinna

    Ich lese deinen Blog schon etwas länger im Stillen mit und muss mich bei diesem Beitrag zu Wort melden: Ich bin gerade in einem Buchblues und halte mich mit FanFiction und SocialMedia über Wasser. Bei einer Buch-Reihe fange ich oft wieder bei Band 1 an, so kann ich noch länger in der jeweiligen Romanwelt verbleiben, aber auch hier landet man irgendwann erneut am Ende – also auch nur ein Herauszögern des Abschieds

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