Rezension: Das brennende Mädchen von Claire Messud


Freundschaften enden hin und wieder. Ich glaube es ist normal, dass wir vor allem in unserer Jugend, aber auch später in unserem Leben, immer wieder Freundschaften aufbauen und auflösen. Aber obwohl das alles irgendwie so normal ist, ist es nicht eben angenehmer.

Ich habe vor wenigen Jahren den Kontakt zu einer langjährigen Freundin verloren. Wir kannten uns seit der Grundschule, doch plötzlich mitten in einem Chat erhielt ich keine Antwort mehr. Für Monate. Ohne echten Streit. Obwohl wir später noch einmal in Kontakt traten, war da ein Riss in dieser Freundschaft, der sich nie kitten lies.

Eine zerbrochene Freundschaft

„Das brennende Mädchen“ von Claire Messud erzählt eine ähnliche Geschichte. Es erzählt von zwei Mädchen, langjährige und wirklich enge Freundinnen, die sich verlieren. In diesem bestimmten Übergang von Kindern zu jungen Frauen endet ihre Freundschaft.

Die Geschichte zeigt dabei toll die alltäglichen und die dramatischen Brüche der Beziehung der Mädchen. Denn obwohl Julia, die erzählende Stimme der Geschichte, ganz genau merkt, wie Cassie und sie auseinanderdriften, kann sie diese Entwicklungen nicht aufhalten.
Auch bei Ihnen gibt es irgendwann diesen Riss, der das Ende der Freundschaft besiegelt. Auch wenn Julia das noch nicht wahrhaben will.

Zwei liebenswerte Charaktere

Julia und Cassie sind zwei für meinen Geschmack extrem liebenswerte Charaktere: die regeltreue und besonnene Julia und die wilde, rebellische Cassie bilden schöne Kontraste. Nichts, was ich „noch nie gelesen“ habe, aber eine Konstellation, die spannende Konflikte bietet.
In den nur knapp 250 Seiten des Romans, entwickelt diese Geschichte einen unglaublichen Sog. Dieser Sog speist sich für mich vor allem aus den vielschichtigen Charakteren und den für mich so bekannten Situationen und Gedanken. Es fühlt sich an als hätte man all das erlebt, gedacht und gespürt.

Dieser Eindruck wird durch einen atmosphärischen Schreibstil toll unterstrichen. Das Buch erinnert an raschelnde Blättern und heißen Kakao (ich musste mir auch gleich einen machen). Alles ist in schillernder Farben beschrieben ohne übertrieben zu wirken.

Für mich ein echtes Vergnügen, schade, dass es schon vorbei ist.

„Das brennende Mädchen“ von Claire Messud, übersetzt von Monika Baark, erschienen im Hoffmann und Campe Verlag, 256 Seiten

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