Rezension: Die Seltsamen von Stefan Bachmann


Ein Buchmesse-Fund und must-have für mich war „Die Seltsamen“ von Stefan Bachmann. Durch Susis nette Kontakte zum Diogenes Verlag konnte sie mir gleich auf der Messe ein Exemplar sichern und ich habe es jetzt schon verschlungen.


„Die Seltsamen“ von Stefan Bachmann
Diogenes Verlag
368 Seiten
16,90 € (Hardcover)

„Die Seltsamen“ spielt in einer Welt, die fast so ist wie unsere, aber in entscheidenden Punkten ein wenig anders: in England sind Feenwesen und Sidhé aus ihrer Welt durch ein Portal in unsere gelangt. Das Portal schloss sich und nun sind Menschen und Feen zu einem, mehr oder minder, friedlichen Zusammenleben gezwungen. Mischlinge der Völker, Seltsame genannt, sind von beiden Seiten verachtet und leben daher meist völlig zurückgezogen. Zwei dieser Seltsamen sind Bartholomew Kettle und seine Schwester Hettie. Als Bartholomew eines Tages beobachtet, wie ein Junge aus dem Nachbarhaus, auch ein Seltsamer, entführt wird beginnen unheimliche Geschehnisse in seinem Viertel. Zur selben Zeit wird im Stadtrat Londons das Verschwinden von Mischlingskindern besprochen, der Abgeordnete Mr. Jelliby kommt diesen Vorgängen ungewollt näher, als ihm lieb ist.
Die Handlung von „Die Seltsamen“ ist so phantasievoll und abenteuerlich, dass es sich eigentlich wie ein Märchen liest. Allein die Erklärungen zu den Zerwürfnissen zwischen Menschen und Feen haben mich richtig auf das Thema eingestimmt und wirkten insgesamt sehr „echt“ und glaubhaft. Die daraus entstandene Gesellschaft wurde im gesamten Buch toll dargestellt und atmosphärisch beschrieben. Von den Feenslums in Bath bis zum Parlament in London, in dem Feen und Menschen (gezwungenermaßen) zusammenarbeiten müssen, war alles sehr stimmig. Das Setting der Geschichte ist perfekt gewählt und hat die Geschichte absolut mit getragen: das viktorianische London, alles erweitert um eine Menge besondere Technik und die Magie, hatte richtig Flair. Steampunk ist im Moment generell sehr beliebt und wird in Büchern, Filmen und sogar Games als Kulisse genutzt, bei „Die Seltsamen“ wurde alles aber so detailverliebt und stimmig beschrieben, dass es dennoch neu auf mich wirkte. Das Buch wimmelt nur so von bizarren Ideen rund um die Erfindungen und sozialen Gepflogenheiten dieser Welt.
Schön ist auch, dass die Geschichte nicht linear von einer Seite erzählt wird, vielmehr wechseln sich die Erlebnisse von Bartholomew und Mr. Jelliby ab und als Leser nähert man sich den seltsamen Vorkommnissen so von zwei völlig unterschiedlichen Blickwinkeln. Dass der Junge Barthi und der Abgeordnete Mr. Jelliby bei allen Unterschieden doch auch recht ähnliche Wesenszüge haben, hat mir dabei besonders gefallen.
Ich glaube „Die Seltsamen“ kann jugendlichen Lesern genauso Spaß machen, wie Erwachsenen, wer Lust auf ein gutes, modernes Märchen hat kann damit nichts falsch machen.

Schade finde ich, dass ich jetzt bis zum Herbst auf den Abschluss der Geschichte warten muss. Ich bin kein Freund von Mehrteilern, aber das ist ein ganz persönliches Problem, dem Buch kann ich es nicht zur Last legen. Da es ein Fantasy-Roman ist und ich nichts zu meckern gefunden habe, viel Spaß beim Lesen hatte und viel Gelacht aber mich auch ein ganz kleines bisschen gegruselt habe, hat das Buch eindeutig 5 von 5 Leseratten verdient.

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